Düsseldorf: Herbert Reul ist Schirmherr der Sonderausstellung „Die Kommissare“ in der Mahn- und Gedenkstätte
NRW-Innenminister Herbert Reul hat die Schirmherrschaft für die neue Sonderausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte "Die Kommissare. Kriminalpolizei an Rhein und Ruhr 1920-1950" übernommen. Am Dienstag (1.12.) informierte er sich vor Ort gemeinsam mit Oberbürgermeister Stephan Keller. Die Ausstellungseröffnung musste coronabedingt verschoben werden. Alle Interessierten können kleine Einblicke in die Sonderausstellung über die Facebook-Seite der Gedenkstätte erhalten. An jedem Dienstagabend wird dort ein Objekt zur Geschichte der Kriminalpolizei vorgestellt.
(v. r.) Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, führte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und NRW-Innenminister Herbert Reul die Ausstellung
Schirmherrschaft für Sonderausstellung
Am Dienstag besichtige Minister Reul gemeinsam mit Oberbürgermeister Stephan Keller die Sonderausstellung "Die Kommissare. Kriminalpolizei an Rhein und Ruhr 1920-1950", für die er die Schirmherrschaft übernommen hat. Reul ist die historisch-politische Bildungsarbeit zum Thema Polizeigeschichte im Nationalsozialismus ein wichtiges Anliegen. Bei der Einweihung des ersten Bauabschnitts des Polizeipräsidiums im Oktober betonte er die Bedeutung der Geschichte des Präsidiums, die ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur sei. So diskutierte er mit dem Team der Mahn- und Gedenkstätte Anknüpfungspunkte der Geschichte der Kriminalpolizeileitstelle Düsseldorf im Nationalsozialismus und der heutigen Zeit.
"Mir liegt eine Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit diesem schweren Kapitel deutscher Polizeigeschichte zutiefst am Herzen", betonte Innenminister Herbert Reul. "Deshalb habe ich auch die Schirmherrschaft der Ausstellung übernommen. Ich freue mich, dass die Ausstellung ab dem Sommer zudem als Wanderausstellung zur Verfügung stehen wird, sodass sie landesweit präsentiert werden kann." In Kooperation mit dem Landeskriminalamt Düsseldorf sollen neben Gedenkstätten auch Polizeidienststellen und -ausbildungsstätten als Ausstellungsräume genutzt werden.
Geschichte der Kriminalpolizei in Düsseldorf
Hildegard Jakobs und Dr. Andrea Ditchen kuratierten die Sonderausstellung, die die Geschichte der Kriminalpolizei in Düsseldorf in den Blick nimmt. Betrachtet wird dabei der Zeitraum von der Weimarer Republik bis zur frühen Nachkriegszeit. Das Image der "guten" Kriminalpolizei im Unterschied zur "bösen" Gestapo erhält dabei eine neue Einschätzung. Denn es war die Kripo, die Sinti und Roma, sozial randständige und unangepasste Menschen verfolgte. So beteiligten sich die Kriminalisten an Massenverbrechen, auch wenn sie nicht an der Kriegsfront kämpften. Das galt auch für ihre Kollegen der Gestapo oder der Schutzpolizei. In der Ausstellung werden die Dimensionen kriminalpolizeilicher Verstrickung in die nationalsozialistischen Verbrechen verdeutlicht. Dies erfolgt ganz konkret für die Beamten der Düsseldorfer Kriminalpolizeileitstelle und deren Außenstellen an Rhein und Ruhr.
(v.l.) OB Dr. Stephan Keller, Dr. Bastian Fleermann, Hildegard Jakobs, Dr. Andrea Ditchen und der Schirmherr der Sonderausstellung "Die Kommissare", Herbert Reul
Die Ausstellung fragt nach Modernisierungstendenzen in der kriminalpolizeilichen Arbeit der Weimarer Zeit vor dem Hintergrund eines demokratischen Rechtsstaates und analysiert deren Entgrenzung unter den Vorzeichen der nationalsozialistischen Diktatur. Ab wann wandelten sich moderne Erkennungsdienstmethoden in Allmachtsfantasien über das Lebens- und Entwicklungsrecht von Menschen? Welches Menschenbild veranlasste Kriminalisten dazu, Menschen ohne konkret vollzogene Tat als Verbrecher in Konzentrationslager zu sperren und dort oftmals dem Tod preiszugeben? Im Wandel von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus änderten sich nicht nur Strukturen. Vor allem das Selbst- und Aufgabenverständnis der Kripo wandelte sich grundsätzlich. Kripo-Beamte definierten sich nun als "Ärzte" eines rassisch definierten "Volkskörpers", aus dem es alles Schlechte herauszuschneiden und zu entfernen gelte. Kriminalität und gesellschaftliche Randständigkeit stuften sie als ererbte Kategorien ein, die nur durch "Ausmerze" getilgt werden könnten. Unter dem Wegfall rechtsstaatlicher Schranken waren Kriminalbeamte bereit, Wiederholungstäter, Kleinkriminelle, Bettler und sozial randständige Menschen, Alkoholiker und Prostituierte als "Gewohnheitsverbrecher" und "Asoziale" zu überwachen, zu verhaften, zu sterilisieren oder zu entmannen und in Konzentrationslager zu deportieren. Gleiches geschah mit Homosexuellen oder mit den von der Kripo verfolgten Sinti.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller lobte die Arbeit der Kuratorinnen und des Gestalters Thomas Ullrich: "Mit dieser Sonderausstellung ist es dem Team gelungen, die Inhalte des 2018 abgeschlossenen Forschungsprojektes zur Düsseldorfer Kriminalpolizeileitstelle anschaulich und für jedermann verständlich zu präsentieren. Zudem danke ich der Landeszentrale für politische Bildung für die finanzielle Unterstützung dieses Ausstellungsprojektes. Ich hoffe sehr, dass uns die Pandemielage bald erlauben wird, diese Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
Digitale Ausstellung startet
Da die Sonderausstellung aktuell nicht eröffnet werden kann, geht die Mahn- und Gedenkstätte digitale Wege. Für alle Interessierten wird an jedem Dienstagabend auf der Facebook-Seite der Gedenkstätte ein Objekt zur Geschichte der Kriminalpolizei vorgestellt. "Auf diese Weise wollen wir Facetten des Themas auch digital beleuchten, die Besucherinnen und Besucher dann zu einem späteren Zeitpunkt in der Sonderausstellung werden vertiefen können", erläuterte Gedenkstättenleiter Dr. Bastian Fleermann.
Über die Facebookseite der Mahn- und Gedenkstätte gibt es erste Einblicke in die Sonderausstellung, Foto: Screenshot Facebook
Fotos: Stadt Düsseldorf, Michael Gstettenbauer