Düsseldorf gedenkt der Opfer der Pogromnacht
Die Gedenkfeiern anlässlich der Pogromnacht am 9. November 1938 sind in diesem Jahr durch Corona nur sehr klein oder auch digital. Nicht verzichtet wurde aber auf die Kranzniederlegung am Standort der Synagoge an der Kasernenstraße, die 1938 niedergebrannt wurde. Vertreter von Stadt, Land, Landtag, Kirchen und Jüdischer Gemeinde gedachten der Opfer des Novemberpogroms.
(v.l.) Oberrabiner Raphael Evers, Stadtdechant Frank Heidkamp, Superintendent Heinrich Fucks und Dr. Oded Horowitz bei der Kranzniederlegung, Foto: Stadt Düsseldorf, Wilfried Meyer
13 ermordete Düsseldorfer*innen
Zum 82. Mal jähren sich die Novemberpogrome, bei denen am 9. November 1938 allein in Düsseldorf 13 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Mehr als 70 Schwerverletzte wurden nach den gewaltsamen Ausschreitungen gezählt. Ein überwiegender Teil der Wohnungen und Häuser, Geschäfte oder Arztpraxen jüdischer Bürgerinnen und Bürger wurde komplett verwüstet.
Der Gedenkstein steht an der Kasernenstraße an dem Ort, wo früher die alte Synagoge stand, Foto: Stadt Düsseldorf, Wilfried Meyer
Kranzniederlegung an der Kasenstraße
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hatte Vertreter von Stadt, Land, Landtag und Kirchen zur Kranzniederlegung am Standort der 1938 niedergebrannten Synagoge an der Kasernenstraße eingeladen. Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper und Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen als Vertreter von Ministerpräsident Armin Laschet, legten Kränze nieder. Damit es nicht zu voll wurde, verteilten sie sich auf unterschiedliche Uhrzeiten am Vormittag. Superintendent Pfarrer Heinrich Fucks von der evangelischen Kirche und der katholische Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp sprachen ein Gebet. Oberrabbiner Raphael Evers stimmte den Trauergesang "El male rachamim" an.
An dem Gottesdienst in der Johanneskirche durften nur wenige Personen teilnehmen, Foto: Sreenshot Liveübertragung
Ökumenischer Gedenkgottesdienst
Ein gemeinsamer ökumenischen Gedenkgottesdienst in Erinnerung an die Opfer des Pogroms wurde am Montagabend in der Johanneskirche gehalten und für Interssierte live übertragen. Pater Elias H. Füllenbach O.P. übernahm die Predigt.
“düsseldorf erinnert“
Durch die Corona-Pandemie sind in diesem Jahr zahlreiche dezentrale Aktionen geplant. Wie Dr. Andrea Ditchen von der Mahn- und Gedenkstätte zusammenfasste: „Dezentral und doch gemeinsam“. Sie starteten bereits Ende Oktober und dauern noch bis zum 16. November an.
Digitalaktion mit Zeitzeugen: "Es geschah in Düsseldorf"
Noch bis zum 16. November veröffentlicht die Mahn- und Gedenkstätte täglich Beiträge mit Zitaten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, um die Ereignisse in Düsseldorf zu beleuchten. Der Zeitrahmen umfasst die historischen Ereignisse der Polenaktion am 28. Oktober 1938, das Attentat auf Ernst vom Rath am 7. November, den Pogrom am 9./10. November und schließlich die Deportation von 80 Düsseldorfern in das Konzentrationslager Dachau am 16. November 1938.
Die Digitalaktion "Es geschah in Düsseldorf" ist hier als Beitrag über den Youtube-Kanal der Mahn- und Gedenkstätte zu hören.
Viele Stolpersteine wurden im Gedenken geputzt
Stolperstein-Polieraktion
Mit Unterstützung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit organisierte das katholische Schulreferat eine Stolperstein-Polieraktion mit Schüler*innen in Düsseldorf. Interessierte Klassen erhielten die Biografien zu den von ihnen ausgewählten Stolpersteinen und Poliermaterial, um dem Andenken an diese Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Glanz zu verleihen.
Diese Plakate können alle Interessierten ausdrucken und aufhängen
Plakataktion
Zwei eindrückliche Plakatmotive erinnern im Stadtgebiet an die Ereignisse des Novemberpogroms. "24 Stunden: 450 Überfälle, 70 Verletzte, 13 Tote" fasst das erste Plakat die traurige Bilanz des Pogroms in Düsseldorf zusammen. Die Aussage der Zeitzeugin Hanna Zürndorfer auf dem zweiten Plakat führt vor Augen, was sich konkret dahinter für die betroffenen Menschen verbarg: "Sie rasten durchs Zimmer und zertrümmerten, zerschmetterten, zertrampelten alles." Ihr Zitat beschreibt die physische Zerstörung, aber auch das Zerbrechen jeglichen Sicherheits- und Heimatgefühls jüdischer Düsseldorferinnen und Düsseldorfer innerhalb dieser 24 Stunden. Die Plakate hängen in den Kirchen, der Stadtverwaltung, an Plakatwänden, bei der Altstadtgemeinschaft, der Polizei und an vielen weiteren Orten in Düsseldorf. Die gesamte Düsseldorfer Stadtgesellschaft, jede Bürgerin und jeder Bürger kann an der Plakataktion teilnehmen. "Hängen Sie ein Plakat in ihr Fenster, ihren Schaukasten, ihr Geschäfts- oder Restaurantfenster, an ihre Haustür oder das Schwarze Brett und machen Sie auf diese Weise sichtbar, dass Düsseldorf erinnert", appellierte Dr. Andrea Ditchen. Beide Plakatmotive stehen auf den Internetseiten aller Partner und unter www.duesseldorf.de ab sofort zum Download und Selbstausdruck zur Verfügung.