Düsseldorf: Streik für mehr Wertschätzung und Respekt
In Düsseldorf legten am Donnerstag rund 3.000 Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, Kliniken, Sparkassen, Awista und Rheinbahn die Arbeit nieder. Denn in den laufenden Tarifverhandlungen kam von Arbeitgeberseite noch nicht einmal ein Angebot, dabei geht es am 22. Oktober bereits in die dritte Runde. Das wollen die Beschäftigten nicht akzeptieren, denn während des Corona-Lockdowns waren es die Mitarbeiter*innen des Öffentlicher Dienst, die als systemrelevant die Infrastruktur aufrecht erhielten. „Nichts ausser Klatsche(n)“ steht auf einen Banner vor der ver.di-Zentrale an der Karlstraße in Düsseldorf und fasst die Stimmung der Streikenden gut zusammen.
Der Platz vor der ver.di-Zentrale füllte sich immer wieder neu mit den Streikenden der verschiedenen Betriebe
Streiken in Schichten
Durch die Corona-Auflagen konnte es am Donnerstag keine große Streikkundgebung geben. Rund 3.000 Streikende hätten sich sonst versammelt. Aber der Gesundheit zu Liebe wurde in Schichten gestreikt und der Versammlungsort war an der Karlstraße, vor der ver.di-Zentrale. Früh am Morgen hatte sich dort bereits 250 Mitarbeiter*innen der Awista eingefunden und ihren Unmut kund getan. Sie wurden abgelöst von 350 Beschäftigten der Stadtverwaltung. Als gegen 10 Uhr die ver.di NRW-Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt zum Mikrofon griff, waren es die Rheinbahner, die den Platz füllten. Später kamen noch die Klinikmitarbeiter*innen und die Abordnungen der Sparkassen.
Attac und Fridays for Future haben sich mit den Gewerkschaften solidarisiert und gemeinsam tritt man für eine Verkehrswende und Klimawandel ein
Verantwortungsvoller Streik
Mit entsprechendem Abstand und Maske zeigten sie, dass ein Streik in Coronazeiten durchaus verantwortungsvoll sein kann. Niklas Benrath, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), hatte den Streik verurteilt und von einem „Anschlag auf die Allgemeinheit“ gesprochen. Damit setzte er die Stimmungsmache gegen Gewerkschaften und Beschäftigte fort, um den Streik für die Öffentlichkeit als unverhältnismäßig darzustellen. Doch Gabriele Schmidt lobte die Teilnehmer auf dem Platz dafür, sich nicht den Mut zum Streiken nehmen zu lassen. Denn die Gewerkschaften hatten bereits im Sommer den Arbeitgebern angeboten, gegen eine Einmalzahlung und für eine kurze Laufzeit ein schnelles Verhandlungsergebnis zu erzielen – davon wollten die Arbeitgeber nichts wissen.
Gabriele Schmidt, ver.di NRW-Landesbezirksleiterin
„Die Streikenden zeigen mit ihrer Beteiligung, dass sie dringend ein Angebot der Arbeitgeberseite erwarten und die bisherigen Äußerungen sowie die Verweigerungshaltung als Kränkung erleben. Es wird immer deutlicher, dass auf das Klatschen nichts folgen wird“, erklärte Gabriele Schmidt.
Die Powerfrauen der Gewerkschaft: Britta Wortmann, Gabriele Schmidt, Stephanie Peifer und Sigrid Wolf
Warten auf ein Angebot
Zwei Verhandlungsrunden sind beendet und noch immer gibt es kein Angebot der VKA. Das werten die Streikenden als fehlende Wertschätzung und unnötige Eskalation. Sie gehen selbstbewusst in die Streiks und sind bereit diesen weiterzuführen.
„Von Respekt und Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten ist bisher am Verhandlungstisch nichts zu spüren“, kritisiert Stephanie Peifer, Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper, „Gerade die Beschäftigten, die in den letzten Wochen stark belastet sind, haben eine Anerkennung verdient. Klatschen allein reicht nicht“.
Bei den Sparkassen geht es außerdem um den Erhalt ihrer Sonderzulagen
Die Forderungen
Die Forderungen der Gewerkschaft an die Arbeitgeber sind: Lohnerhöhung um 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat steigen. Erwartet wird die Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit. Darüber hinaus soll in den Tarifverhandlungen das Thema der Entlastung der Beschäftigten behandelt werden. Für die besonderen Themen des Gesundheitswesens und der Pflege gibt es separate Verhandlungen im Rahmen der Tarifrunde besprochen.