Viele Fragen – Kommentar zur Wahl in Düsseldorf
Viele Menschen in Düsseldorf fragen sich: Was wird jetzt? Mit dem Ehrenamt? Der Flüchtlingsarbeit und der Seebrücke? Der freien Kulturszene? Günstigem Wohnen? Den Schulen? Dem Klimaschutz? Die CDU steht im Ruf, dies alles kühl schleifen zu wollen. Weder beim Düsseldorfer Appell wurden Christdemokraten je gesehen. Noch reihten sie sich ein bei „Vielfalt, Toleranz und Respekt“ oder bei Protesten gegen Rechtsradikale, gegen das Sterben auf dem Mittelmeer oder die Zustände im Flüchtlingslager Moria. Den Machtwechsel zu eben jener CDU hat eine Mehrheit der Düsseldorfer gewählt.
Auf ganzer Linie
Ob es einem nun passt oder nicht – es war ein Sieg auf der ganzen Linie. Bezirksvertretungen, Ratsmandate – überall sieht Düsseldorf mehrheitlich schwarz. „Ab morgen wird regiert“, sagte ein überglücklicher Stephan Keller am Sonntagabend (27.9.) in die Fernsehkameras. Das bedeute: Umweltspuren weg. Grüne Welle reloaded. 150 neue OSDler her. Ach ja: Radwege und Öffentlicher Personennahverkehr müssen ausgebaut werden.
Was tun die Grünen?
Doch nachdem die Personalien nun klar sind, müssen die Machtverhältnisse noch geklärt werden. Und da machten die Grünen bereits mitten im Keller-Triumph deutlich: Sie werden als zweitstärkste Kraft in Düsseldorf nicht einfach darnieder sinken, bloß weil die CDU jetzt vor Kraft kaum laufen kann. Eine Wahlempfehlung für Thomas Geisel wollten die Grünen nicht geben. Da war das Verhältnis persönlich zerrüttet. Aber von ihrem Programm wollen sie nicht lassen.
Da könnten die vor Freude taumelnden Christdemokraten hart auf dem Boden Düsseldorfer Realität aufschlagen. Die Verhandlungen beginnen jetzt. Und zumindest tun die Grünen so, als seien sie entschlossen, möglichst viel durchzusetzen. Schwarz-Grün ist in Düsseldorf derzeit eine rechnerische Möglichkeit. Mal sehen, wie es wirklich wird.
SPD im Jammertal
Die SPD in ihrem Jammertal muss sich in der Opposition erneuern. „Opposition ist Mist“ hat der schlaue Franz Müntefering gesagt. SPD-Chef Andreas Rimkus will den Weg freimachen zur Erneuerung. Die aber muss bei den Sozialdemokraten im Kopf stattfinden. Angesichts von Tarifflucht und prekärer, digitaler Arbeitsverhältnisse en Masse wird eine starke SPD eigentlich gebraucht. In Düsseldorf fehlt es dazu an Personen und Ideen. Deshalb wurde die SPD vom Wähler doppelt abgestraft; als Partei und in Person von Thomas Geisel.
Bis hierhin, vielen Dank!
Mir wird Geisel fehlen. Denn er hat in den zurückliegenden sechs Jahren vieles richtig gemacht, hat die himmelschreienden Versäumnisse einer arroganten, menschenfeindlichen CDU/FDP Herrschaft in Düsseldorf repariert. Deshalb hätte er eigentlich eine zweite Amtszeit verdient gehabt. Aber ein Mann allein kann einen Trend gegen die SPD nicht drehen. Bis hierhin, Thomas Geisel, vielen Dank.