Düsseldorf: Packesel statt Drahtesel – Lastenräder erobern die Stadt
Sie heißen Minna, Ulla, Esther, Pauline, Bertha oder Konrad, sind ideal für den Transport von Waren und Kindern, umweltfreundlich und es werden immer mehr: Lastenfahrräder. Die Mobilitätspartnerschaft Düsseldorf bot am Freitagnachmittag (25.9.) in der Jugendverkehrsschule in Rath ein Fahrsicherheitstraining an. Zielgruppe waren Besitzer*innen dieser umweltfreundlichen Alternative zum Auto und Interessierte, die sich über die verschiedenen Modelle und Möglichkeiten informieren wollten. In Düsseldorf gibt es sogar die Möglichkeit sich kostenfrei ein Lastenrad für drei Tage auszuleihen und so selber Erfahrungen zu sammeln.
15 Interessierte übten in der Jugendverkehrsschule in Rath den sicheren Umgang mit Lastenrädern, sieben der Teilnehmer*innen kamen aus Unternehmen, die ein Lastenrad im Betrieb nutzen möchten
Große Auswahl
Wer Fahrradfahren kann, wird auch nach kurzer zeit mit einem Lastenrad klarkommen – das stellten die Teilnehmer*innen des Fahrsicherheitstrainings am Freitagnachmittag fest. Die langen Versionen haben zwei Räder, die kompakten sind Dreiräder und „Konrad“ hat sogar Neigetechnik eingebaut. Die meisten Modelle fahren mit Elektro-Unterstützung, aber es gibt auch puristische Lastenräder, bei denen es rein auf die Muskelkraft ankommt.
Dirk Schmidt (Mitte) erklärte an seinem Rad, wie man sicher fährt
Tipps und Probefahrten
Das Fahrverhalten der Lastenräder ist anders als bei normalen Fahrrädern. Grund dafür sind die Unterschiede bei der Länge, dem Schwerpunkt, dem Lenk- und Bremsverhalten, dem Wendekreis und – je nach Zuladung – dem Gewicht. Um die verschiedenen Modelle, deren Vorzüge und Kniffe kennenzulernen, bildeten die Teilnehmenden Kleingruppen.
Dirk Schmidt, Schreinermeister mit dem Atelier für Holzverarbeitung, hat bereits seit 2014 den Kleintransporter gegen ein Lastenrad eingetauscht. Material und seine Werkzeugkiste passen darauf und die Parkplatzsuche in der Innenstadt hat sich für ihn erledigt. Er gab den Lastenrad-Neulingen den Tipp, bei den langen Rädern immer dahin zu schauen, wo man hinfahren möchte und nicht auf das Vorderrad – das könnte schief gehen. Von seinem Rad hatte er die Pedale abgeschraubt und die ersten Runden konnten die Interessenten es als Laufrad testen, bevor sie dann selber in die Pedale traten.
Simon M. Höhner führte „Konrad“ vor, der durch die Neigetechnik besonders dynamisch und flott zu fahren ist
Herausforderung für Düsseldorf
Die Gründungsmitglieder der Mobilitätspartnerschaft Düsseldorf sind die Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft, die IHK und die Stadt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Partner, die auch das Fahrtraining aktiv unterstützten. Mit dabei waren die Verkehrswacht, der ADFC, die Radstation, „e-motion e-Bike Welt“ und Dirk Schmidt vom Atelier für Holzverarbeitung. Als Alternative zum Auto tragen Lastenräder dazu bei, die Verkehrsbelastung in der Stadt zu reduzieren – und das ganz ohne Lärm und Schadstoffausstoß. Doch neben Radwegen, die in Düsseldorf noch an vielen Stellen optimiert werden müssen, geben die Lastenräder den Verkehrsplaner weitere Aufgaben auf. Denn die Größe von Verkehrsinseln ist oft nicht an die Länge von Lastenrädern angepasst und Umlaufgitter werden für die Fahrer*innen zu echten Herausforderungen. Die mangelhafte Breite der Radwege lässt viele Lastenradfahrer*innen auf die Straße ausweichen. Die Fahrradparkplätze, die in der Vergangenheit eingerichtet wurden, sind nicht unbedingt auf die Maße der Lastenräder ausgelegt. Um eine fahrradfreundliche Stadt zu werden, hat Düsseldorf noch einen langen Weg.
Zum Teil unterscheiden sich die Modelle schon darin, wie sie vom Ständer zu schieben sind – die Experten verrieten die Kniffe
Kostenfreie Testmöglichkeit
Über das Portal www.lastenrad-duesseldorf.de haben die Düsseldorfer*innen die Möglichkeit sieben Lastenräder kostenfrei ganzjährig auszuleihen.
Die Radstation am Hauptbahnhof, Pure Note an der Brunnenstraße, die Werbegemeinschaft Eller, den ADFC an der Siemensstraße und Schicke Mütze auf der Talstraße sind Ausleihstationen. Für die Nutzung des Angebots ist eine Registrierung erforderlich. Die Ausleihe ist auf drei Tage beschränkt. Bald soll mit einem Babboe-Lastenrad ein weiteres Angebot für Familien hinzukommen, dass dann über eine Woche getestet werden darf.
Mit der kostenfreien Ausleihe soll Interessierten die Möglichkeit gegeben werden im Alltag den Einsatz der Packesel zu testen. Bei Anschaffungskosten von 3.500 – 4.000 Euro mit Zubehör für eine Familienkutsche und je nach Ausstattung bis 9.000 Euro für Lastenräder, soll so die Kaufentscheidung erleichtert werden.
GLS liefert in der Düsseldorfer Altstadt seine Pakete bereits mit Lastenfahrrädern aus
Förderung von Lastenfahrrädern für Betriebe
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert noch bis Ende November 2020 elektrisch betriebene Lastenräder für Unternehmen und Gewerbetreibende mit einem Zuschuss in Höhe von 40 Prozent der Anschaffungskosten, maximal jedoch 3.500 Euro. Informationen und den Förderantrag finden sie hier.
Der Bund fördert Lastenräder für Betriebe mit 30 Prozent der Anschaffungskosten für Schwerlastenräder oder Lastenräder mit Anhängern mit 150 Kilogramm Nutzlast. Hier geht es zu weiteren Informationen.
Für junge Familien gehört das Radfahren in Düsseldorf oft schon zum Alltag – ein Ausbau der Radwege ist wichtig, damit auch Pendler die Chance erkennen