Düsseldorf: Kunstaktion am Mintropplatz
Für viele Düsseldorfer ist der Mintropplatz eine schmuddelige Ecke in Nähe des Hauptbahnhofs, eine Straßenbahnhaltestelle und Treffpunkt für Oddachlose. Am Freitagnachmittag (25.9.) war der Platz ganz anders zu erleben, denn er war Schauplatz der Aktion „Wir sind hier! Jeder braucht einen Platz“ und des Projektes „Da Sind sie ja!“. Beides sorgte für bunte Bilder, interessante Gespräche und den Wunsch, dass der Mintropplatz ein Ort der Begegnung für alle werden soll.
Oberbürgermeister Thomas Geisel besuchte die Aktion am Freitagnachmittag
In der Initiative Mintropplatz hat sich die Nachbarschaft des Mintropplatzes und Organisationen wie „Arbeit und Leben NRW“, die Bahnhofsmission, das Café Pur der Diakonie, der SKFM, der Paradise Park der Hochschule Düsseldorf, Platzgrün, die Verbraucherzentrale NRW, der Runde Tisch Oberbilk und das Projekt Demokratiewerkstatt Oberbilk zusammengeschlossen. Es ist ihr gemeinsames Anliegen die Aufenthaltsqualität auf dem Mintropplatz zu verbessern, die Kommerzialisierung zu verhindern, kulturelle Aktionen zu fördern und das Stadtgrün zu erhalten und zu vermehren.
Die Ausstellung kann im Café Pur nach Voranmeldung besucht werden
Die Initiative wurde auf die Kunstaktion in Oberbilk von Inge Sauer und Susanne Dicket „Da Sind sie ja!“ aufmerksam, die sich zum Ziel gesetzt haben, auf die Künstler und ihre Werke der Düsseldorfer Malerschule (1819-1918) aufmerksam zu machen. Denn viele Straßen tragen Namen dieser Künstler und kaum jemand weiß, was dahinter steckt. So war es auch mit dem Namen Theodor Mintrop.
Inge Sauer ist Mitinitiatorin des Projekts „Da sind sie ja!“
Im Rahmen des Projektes wurden vier Grundschulen aus der Nachbarschaft zur Mitarbeit gewonnen. Die Schüler*innen erfuhren, dass Theodor Mintrop von 1814 bis 1870 lebte und die ersten 30 Jahre auf dem Gut der Familie arbeitete. Dann wurde seine Naturtalent entdeckt und er wurde an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen, wo der Autodidakt sich als Maler der Romantik und der Düsseldorfer Malerschule einen Namen machte. Noch heute sind viele seiner Werke im Museum Kunstpalast archiviert, was die Schüler*innen sich vor Ort anschauen durften.
In einer Animation zeigten die Kinder Mintrop im heutigen Düsseldorf
Unter Anleitung verschiedener Künstler erarbeiteten sie anschließend eigene Werke zu Mintrop, zeichneten ihn als Portrait, versetzten ihn in einen Film in die Gegenwart, schlüpften mit Hilfe des Akki-Fundus in die Kleidung der damaligen Zeit und stellten berühmte Bilder nach. So bekamen sie einen vollkommen neuen Bezug zu dem Platz, den bisher viele von ihnen kaum wahrgenommen hatten.
Viel Spaß hatten die Kinder in die Rollen von Menschen auf den Gemälden zu schlüpfen
Die Werke der Schüler*innen wurden am Freitagnachmittag auf dem Mintropplatz ausgestellt und im Café Pur bleibt ihre Ausstellungen sogar ein ganzes Jahr. Die Besucher des Cafés werden im Rahmen ihrer Kreativ-Gruppe die Arbeiten der Kinder aufgreifen und ihrerseits ebenfalls Werke zu Mintrop erstellen. Wer die Ausstellung im Café Pur (Harkortstraße 27) besuchen möchte, ist herzlich eingeladen. Es wird aufgrund der Corona-Auflagen darum gebeten sich vorab bei Christian Heynen unter Telefon 0211-5808643 anzumelden.
Auf leuchtend gelben Plakaten waren die Forderungen zu lesen
Doch nicht nur die Kinder gestalteten den Aktionsnachmittag am Freitag. Zahlreiche Mitglieder der Initiative nutzten die Gelegenheit die acht Forderungen der Gemeinschaft vorzustellen.
1. Der Mintropplatz muss öffentlicher Raum für alle bleiben.
2. Keine Kommerzialisierung von Plätzen und Verdrängung.
3. Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
4. Freie Räume für Begegnung, bezahlbare Wohnen und kreatives Arbeiten.
5. Stadtentwicklung durch und mit Kultur.
6. Mehr Bürgerbeteiligung für eine demokratische Stadt.
7. Grün erhalten und vermehren.
8. Verkehr nachhaltig umorganisieren.
Barbara Kempnich fand klar Worte bei ihrem Statement
Die Hochschule Düsseldorf war mit einem Infostand auf dem Platz und filmte Statements der Besucher, was sie sich für den Mintropplatz wünschen. Dabei wurde Barbara Kempnich von der Bahnhofsmission Düsseldorf sehr deutlich. Sie kritisierte, dass die derzeit geplante Aufwertung des Bahnhofsumfeldes nur die Interessen der Investoren berücksichtige. Der Bau neuer Hotels, die Fällung der Bäume und die Optimierung des Flächen für Großprojekte hätten Vorrang vor Wohnungsbau, Unterkünften für Studierende und Aufenthaltsqualität für die Bürger. Ziel müsse eine Durchmischung der Bevölkerung sein, um das Bahnhofsumfeld attraktiv zu machen.
An der Fassade der Verbraucherzentrale prangt ein großformatiges Porträt mit Theodor Mintrop
Mit Theodor Mintrop startete das Projekt Da Sind sie ja! von Inge Sauer und Susanne Dickel, die noch weitere Künstler der Düsseldorfer Malerschule (1819-1918) im öffentlichen Raum darstellen wollen. 25 Straßen sind in Düsseldorf nach Malerschülern benannt. Da kaum ein Bewohner dieser Straßen die Namensgeber und ihre Werke kennt, will das Projekt gemeinsam mit Kulturinstituten und Schulen für Aufklärung sorgen.