Fahrraddemo in Düsseldorf: „Stadt für alle, statt für die Autos“
Das Bündnis Mobilitätswende und die Gewerkschaft ver.di hatten am Freitag (18.9.) zur Fahrraddemonstration eingeladen und rund 150 Radler*innen folgten dem Aufruf. Gemeinsam wollten sie auch den dringenden Handlungsbedarf im Straßenverkehr hinweisen und forderten „Verkehrswende jetzt“. Nach der Kommunalwahl soll das Thema ganz oben auf der Prioritätenliste der Politik stehen, weshalb sie am Rathaus ihren Forderungskatalog übergaben.
Vor dem Hauptbahnhof trafen sich die Aktivisten zu ihrer Demo
Im Bündnis Mobilitätswende sind der ADFC Düsseldorf, Attac Düsseldorf, Aufstehen Düsseldorf, BUND Düsseldorf, Fridays for Future Düsseldorf, Greenpeace Düsseldorf, Lokale Agenda 21 Düsseldorf AG Mobilität und die NaturFreunde Düsseldorf zusammengeschlossen. Die Gewerkschaft ver.di schloss sich am Freitag den Forderungen nach einer sofortigen Verkehrswende an. Die Aktivisten sehen dringenden Handlungsbeadrf, da Düsseldorf im Autoverkehr erstickt. Die Mobilitätswende müsse die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs beenden und den Fuß-, Fahrrad-, und öffentlichem Bus- und Schienenverkehr favorisieren. Dazu sei die Politik gefordert schnell und wirksam aktiv zu werden und ihre Wahlversprechen einzulösen.
Rund 150 Radler*innen waren unterwegs
Die Fahrrad-Demo führte am Freitagnachmittag vom Hauptbahnhofs über den Worringer Platz, die Kreuzung Dorotheenstraße-Grafenberger Allee-Lindemannstraße zum Heinrich-Heine-Platz und endete vor dem Rathaus. An den problematischen Verkehrsknotenpunkten gab es kurze Zwischenkundgebungen.
So wurde gleich zu Beginn der Route deutlich, dass das kurze Stück neuer Radweg an der Karlstraße bereits wenige Meter später am Worringerplatz im Nichts endet und die Radler*innen sich dort wieder mit den Autofahrer auseinandersetzen müssen.
An neuralgischen Punkten wurde gestoppt und Lerke Tyra oder ihre Mitstreiter*innen erläuterten die Defizite und den handlungsbedarf
Vor dem Rathaus überreichen die Fahrrad-Aktiven gegen 18 Uhr ihre verkehrspolitischen Forderungen. Das Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf und ver.di stehen für die Abkehr von der autogerechten Stadt hin zur gesunden und lebenswerten Stadt, von klimaschädlicher Mobilität zur umwelt- und klimaschonenden Mobilität. Sie fordern eine städtische Verkehrsplanung mit ineinandergreifenden Maßnahmen und Anreize um Umstieg auf den ÖPNV. Außerdem müssten die Lieferverkehre reguliert werden.
Ziel der Demo war das Rathaus, wo die Forderungen übergeben wurden, Foto: Bündnis
Die Forderungen im Einzelnen
Stadt für alle, statt für die Autos
> Die Tempo 30-Zonen sollen kontinuierlich ausgeweitet werden. Ziel ist mittelfristig das Tempolimit im gesamten Stadtgebiet umzusetzen.
> Die Verkehrs- und Parkplatzflächen für Autos sollen kontinuierlich zugunsten von Verkehrsflächen für Fußgänger*innen und Fahrräder, sowie Stellplätze für Fahrräder und Platz für Bäume zurückgebaut werden.
> Autofreie Zonen sollen ausgebaut und möglichst große zusammenhängende autofreie Gebiete geschaffen werden.
> Um zu verhindern, dass Fahrrad- und Fußwege zugeparkt und Tempolimits nicht eingehalten werden, müssen die Kontrollen deutlich verstärkt werden.
> An geeigneten Stellen sollten Poller oder bepflanzte Kübel aufgestellt werden, um das Parken zu verhindern.
Guter öffentlicher Nahverkehr für alle
> Der Vorrang für den öffentlichen Nahverkehr bei der Streckenführung und den Ampelschaltungen soll zügig ausgebaut werden, um die Fahrzeiten deutlich zu verkürzen.
> Die Takte sollen vor allem in den Hauptverkehrszeiten verkürzt und die Kapazitäten deutlich ausgebaut werden.
> Wir brauchen einen öffentlichen Nahverkehr, den sich alle leisten können. Deshalb fordern wir ein 365 Euro Jahresticket und ein 2-Euro-Tagesticket.
> Damit Pendler*innen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, brauchen wir eine bessere Verknüpfung der Verkehrsverbünde.
Die Forderungen hatten die Radler*innen deutlich sichtbar auf Bannern und Plakaten dabei
Fahrrad fördern
> Wir brauchen den beschleunigten Ausbau eines sicheren, flächendeckenden und zukunftsorientierten Radwegenetzes unter Einbeziehung von Fahrradstraßen.
> Ampelschaltungen müssen sich am ÖPNV und am Fahrradverkehr orientieren und nicht am Autoverkehr.
> Die Fahrradparkplätze müssen ausgebaut werden, dies beinhaltet auch Abstellmöglichkeiten für alle Fahrradarten, also auch Lastenräder und E-Bikes (incl. Ladestationen).
> Die Stadt soll stadtteilbezogen Pools für Lastenräder aufbauen, die sich Bürger*innen gegen geringe Gebühren ausleihen können.
Sichere Wege für Fußgänger*innen
> Hohe Priorität hat die Schaffung von sicheren Fußwegen, dafür müssen auch Parkplätze für Autos zurückgebaut werden.
> Fußwege dürfen nicht als Abstellplätze für Leihfahrräder und Leihroller genutzt werden, wenn dadurch der Raum für Fußgänger*innen eingeschränkt wird.
> Wir brauchen fußgänger*innenfreundliche Ampelschaltungen und sichere und zügig zu nutzende Straßenübergänge ohne Mehrfachwartezeiten.
Lieferverkehre regulieren
> Um den Wildwuchs an Lieferverkehren einzuschränken und damit die enorme Umweltbelastung durch sie zu reduzieren, müssen die Lieferverkehre von Seiten der Stadt reguliert werden.
> Kleinere Sendungen dürfen nur noch per Lastenfahrräder ausgeliefert werden.
> Lieferungen müssen an zentrale Lieferstationen abgeliefert werden und werden von dort aus dann über einen konzessionierten Lieferdienst aus einer Hand ausgeliefert.
> Einrichtung Lieferzonen, ggf. tageszeitabhängig.
Abbiegeassistenten für LKWs sollen verpflichtend werden (Noch klären, was die Kommune da machen kann).
> In Wohngebieten soll vom ein LKW-Durchfahrverbot gelten.
Flugverkehr begrenzen
> Der Flugverkehr ist klimaschädigend und kann zum großen Teil heute schon durch den Bahnverkehr ersetzt werden. Deshalb soll der innerdeutsche Flugverkehr eingestellt werden.
> Der innereuropäische Flugverkehr unter 800 km soll eingestellt und der über weitere Strecken auf ein Minimum reduziert werden.
Verkehrsplattformen gehören in die öffentliche Hand
> Die Internetkonzerne nutzen die Verkehrsplattformen, um an möglichst viele verwertbare persönliche Daten zu kommen und damit das Verhalten der Nutzer*innen zu beeinflussen. Deshalb gehören diese Plattformen in die öffentliche Hand und sollten als Open Data by Default weiterentwickelt werden.
> Die Datensicherheit auf den Plattformen muss absolut gewährleistet werden und eine anonyme Nutzung möglich sein.
> Die Plattformen sollen zuverlässige Fahrplaninformationen liefern und eine Mitfahrbörse beinhalten sowie Informationen zu allen Sharing-Angeboten.
> Wir brauchen ein einheitliches und einfach zu handhabendes Tarifnetz.