Düsseldorf: Mit dem Bagger zur Demo – Bauarbeiter machen Unmut deutlich
Laut rufend und pfeifend sind am Freitag (21.8.) mehrere Dutzend Mitglieder der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) von der DGB-Zentrale in Düsseldorf zum Verband der Bauindustrie NRW gezogen. Dort kippten sie, symbolisch auf Kartons geschrieben, ihren Ärger und Zorn ab. Denn die Arbeitgeber schlagen in den Tarifverhandlungen eine Null-Runde vor, während die IG BAU 6,8 Prozent Lohnerhöhung fordert. Vor dem Start der Schlichtungsrunde in der nächsten Woche setzten die Bauarbeiter in Düsseldorf ein lautstarkes Zeichen.
Zum Start der Demonstration vor dem Gewerkschaftshaus drückte Sigrid Wolf, Vorsitzende der DGB Region Düsseldorf Bergisch Land, die Solidarität des Dachverbandes aus.
Es ist nicht nur die Lohnerhöhung, die von der Gewerkschaft für die Mitarbeiter im Bau gefordert wird. Auch die Wegezeiten sind ein wichtiger Punkt. Denn auf dem Rücken der Mitarbeiter nehmen die Baufirmen Aufträge in ganz Deutschland an. Für sie macht das keinen Unterschied, denn die Wegezeiten müssen sie nicht bezahlen.
Antonia Kühn überreicht das goldenen Lenkrad an Uwe Orlob
Es sind die Bauarbeiter, die täglich viele Kilometer zu ihren Einsatzorten fahren müssen und dafür nichts bekommen. Symbolisch überreichte Antonia Kühn, Regionalleiterin IG BAU Rheinland, vor dem Start der Demonstration ein goldenes Lenkrad an den Kollegen, der die weiteste Anreise hat: Uwe Orlob, dessen Baustelle 250 Kilomter vom Heimatort entfernt liegt.
„Mit ihrem Protest wollen die Beschäftigten den Druck auf die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Denn sie sind es, die durch ihre Arbeit den Bau-Boom auch in der Coronakrise am Laufen halten“, sagt Antonia Kühn, Regionalleiterin der IG BAU Rheinland.
Der Protestzug führte über den Wehrhahn zum Bauindustrieverband NRW
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt das Bauhauptgewerbe in Nordrhein-Westfalen 157.000 Menschen. Bundesweit zählt die Branche gut 850.000 Beschäftigte. Laut Statistischem Bundesamt steigerten Bauunternehmen ihren Umsatz in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um 7,1 Prozent. Nach Schätzungen des Ifo-Instituts waren im Juli lediglich zwei Prozent der Beschäftigten im Hoch- und Tiefbau in Kurzarbeit.
Mit den Karton wurde die Tür zum Bauindustrieverband zugebaut, ein Protest weil sich niemand den Demonstranten stellen wollte
Die Forderungen der IG BAU sind ein ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Euro mehr im Monat. Die Auszubildenden in allen Jahrgängen sollen 100 Euro zusätzlich bekommen. Für das Wegegeld soll eine Kilometerzahl festgelegt werden, ab der die Fahrerei bezahlt werden muss.
„Sollte auch dieser Versuch scheitern, steht der Baubranche im Rheinland ein heißer Herbst bevor“, so Kühn.
Drei ergebnislosen Verhandlungsrunden gab es bereits und am kommenden Mittwoch (26.8.) startet in Berlin die Schlichtung. Der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, hat die Aufgabe des Schlichtern übernommen.