Düsseldorf: OB Geisel entschuldigt sich für Farid Bang Video
Schitti, schitti, Bang, Bang – der Krach um 42 Videosekunden von Skandal-Rapper Farid Bang zu Corona-Abstandsregeln geht weiter: Oberbürgermeister Thomas Geisel hat in Briefen an seine UnterstützerInnen und an die Düsseldorfer SPD-Mitglieder am Freitag (24.7.) erstmals Fehler eingestanden. Zu den Aspekten Frauenfeindlichkeit und Homophobie bei Bang habe er „offensichtlich nicht gründlich genug recherchiert“ und dies „im Gespräch mit Farid Bang nicht deutlicher zur Sprache gebracht“. Er werde die Vorsitzenden der im Rat vertretenen demokratischen Fraktionen einladen, mit Unterstützern und SPD-Mitgliedern zu diskutieren. Falls sich eine Mehrheit dafür ausspreche, will Oberbürgermeister Geisel das Farid Bang-Video von den städtischen Plattformen entfernen.
Rapper Farid Bang im Video-Appell, der auf den Social MediaPlattformen der Stadt Düsseldorf veröffentlich wurde
Rein nach Zahlen handelt es sich um den mit Anstand meistgeklickten Beitrag auf YouTube und Facebook der Stadt Düsseldorf überhaupt. Es gab mehr als eine Viertelmillion Aufrufe innerhalb von nur zwei Tagen auf beiden Kanälen zusammen; die Zahl der Instagram-Follower habe sich vervierfacht – sagte ein Sprecher der Stadt. Neben zahlreichen positiven Kommentaren gab es dort einen gewaltigen Shit-Storm für Geisel.
Shit-Storm
Der kommt von Düsseldorferinnen und von der Regenbogen-Community, die in den Farid Bang-Texten regelmäßig verhöhnt werden. Auch auf dem erst jüngst erschienenen Album, so zahlreiche Hinweise. Deshalb halten sie es für verwerflich und unmöglich, solch einen Künstler zum Botschafter der Landeshauptstadt zu machen.
"Szene erreichen"
Geisel bekräftigt in den Briefen seinen Ansatz zur Verpflichtung des Düsseldorfer Rappers. Er habe nach jemandem gesucht, der die Szene erreiche, die in der Düsseldorfer Altstadt und dem Rheinufer die Hygiene- und Abstandsregeln regelmäßig verletzt. Zudem gehe es um Auto-Poser am Rheinufer, Menschen mit Ghetto-Blastern, aggressiven Altstadtbesucher und Wildpinkler. Anweisungen von Polizei und Ordnungsdienst würden seit einigen Wochen ignoriert.
Kontroverse
Dass eine Zusammenarbeit mit dem Skandal-Mann Bang eine Kontroverse auslösen würde, sei ihm bewusst gewesen. In einem persönlichen Gespräch habe er er allerdings überwiegend die antisemitischen Äußerungen Farid Bangs aus dem Jahr 2018 hinterfragt. Damals sprengten mittlerweile indizierte Texte den kompletten Musikpreis Echo.
"Farid-Gate"
Die FDP-Herausforderin um das Amt des Oberbürgermeisters, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, will Geisel nicht so ohne weiteres vom Haken lassen. Sie hat einen „Appell: Düsseldorf gegen Sexismus“ ausgerufen, und bitte alle DüsseldorferInnen, den Aufruf auf Facebook oder per Mail „zu liken“. Detailliert wird dazu aus den aktuellen Rapper-Texten zitiert.
Mit einem offenen Brief wandte sich die Familie Erwin an den OB. Sie verbat sich, den verstorbenen Amtsvorgänger Joachim Erwin auf eine Stufe mit Farid Bang zu stellen, wie Geisel dies in einer Pressekonferenz getan habe.