Düsseldorf hat ein Problem mit Alltags-Rassismus – sagen 600 Demo-Teilnehmer vor dem NRW-Landtag
Sie knien. Und ballen die Linke zur Faust: Rund 600 TeilnehmerInnen der zweiten Black Lifes Matter-Demo sorgen am Samstag (11.7.) für diesen Gänsehaut-Moment. Auf der Wiese vor dem nordrhein-westfälischen Landtag setzten sie diese Botschaft: Nicht die USA und der Tod von George Floyd in Minneapolis allein sind das Problem. Rassismus gibt es jeden Tag, hier in Düsseldorf. In Düsseldorfer Gymnasien mobben Lehrer und Schüler Jugendliche mit anderer Hautfarbe. Arbeitsteams weigern sich, mit dem neuen, schwarzen Kollegen zusammenzuarbeiten – und statt die Alltags-Rassisten zur Ordnung zu rufen, wird der Neue gefeuert. Das ist einfacher – denn er ist ja noch in der Probezeit. Der Polizei werden anlasslose Kontrollen mit übertriebener Härte nachgesagt – weil das Gegenüber eine "Person of Colour" ist.
Rund 600 TeilnehmerInnen versammleten sich zur Black-Lifes-Matter-Demo vor dem Landtag.
Erst einmal startet die Demo mit maximalem Pech. Ausgerechnet als das erste Lied erklingen soll, verstummt das Rattern des Generators. Und der Strommacher lässt sich auch durch neuen Sprit nicht mehr überreden, seinen Dienst zu tun. Bis die Ersatzlautsprecher kommen, schnappt sich Anas Al-Qura’an vom Düsseldorfer Jugendrat das Megaphon. Er sorgt unfreiwillig für Lacher. Denn die ersten Parolen verwirren die Teilnehmer. Ada zuckt mit den Schultern: „Ich mache das zum ersten Mal“.
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Blaise Francis El Mourabit vertritt Rassismus-Opfer in ganz Deutschland.
Bundesinnenminister Horst Seehofer findet an diesem Samstag vor dem Düsseldorfer Landtag seien Counter-Part. Der Rechtsanwalt Blaise Fracis El Mourabit hatte nach dem Tod von George Floyd Hilfe für all jene angeboten, die in Deutschland unter Rassismus zu leiden haben: „Ich arbeite derzeit die mehr als 700 Antworten ab.“ Sie kommen aus ganz Deutschland – und beschreiben auch Polizeiaktionen gegen People of Colour und Muslime in Deutschland. Sagt El Mourabit. Manche dieser Aussagen gingen ihm sehr nahe, weil auch er bereits Polizeiwillkür erlebt habe. Deshalb sollte eine Studie sehr wohl Rassismus in Reihen der deutschen Polizei aufarbeiten, findet der Rechtsanwalt – und weiß sich damit an der Seite des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Bundesinnenminister Seehofer dies – noch – anders.
Widerspruch zum Bundesinnenminister Horst Seehofer: Eine Studie zum Rassismus in der deutschen Polizei ist nach Meinung der Demo-Teilnehmer dringend notwendig.
Eine junge Frau traut sich, aus ihrer Schulzeit auf einem Düsseldorfer Vorzeigegymnasium zu berichten. Richtig stolz sei sie gewesen, dort ihre Schulzeit vorsetzen zu können. Doch schon beim Vorstellungsgespräch habe der Lehrer gesagt, sie sehe ja so ganz anders aus als ihre weiße Mutter. Papa kam aus dem Senegal. „Ist das tatsächlich deine Mutter?“ Der Satz klingt ihr noch heute in den Ohren, denn über alle Schuljahre zog es sich durch: Mitschüler umkreisten sie mit Fahrräder und schrieben Schimpfworte. Noten waren immer dann besser, wenn der Prüfer das Mädchen nicht kannte. Schule in Düsseldorf – ist offenbar trotz aller Beteuerungen kein Rassismus-freier Ort.
Geballte Fäuse gegen Alltags-Rassismus in Düsseldorf
So werden Texte vorgelesen und Musik erklingt. Mittlerweile ist auch die Ersatzanlage da. Und dann knien sie. Und gedenken dem unter einem Polizeiknie erstickten George Floyd. Die von Sprechchören abgelöste Stille gilt auch allen Düsseldorfer Rassisten: Sie werden nicht ungestört andere diffamieren können.