Düsseldorf: Mit Bannern und Schraffierungen gegen Gedränge in der Altstadt
Ein Blick in die Luft soll die Altstadtbesucher ab sofort daran erinnern, den nötigen Corona-Abstand zu wahren. Banner mit der Aufschrift „Unsere Altstadt – mit Abstand mein Lieblingsort“ hängen seit Freitag (3.7.) über den Straßen und sind eine der Maßnahmen, mit denen die Koordinierungsgruppe das Gedränge und die damit verbundene Infektionsgefahr im Bereich der Altstadt verhindern will.
Die Kreise auf der Freitreppe haben nicht geholfen, nun gibt es Schraffuren mit Hinweis auf 1,5 Meter Abstand, Foto: Stadt Düsseldorf
Die Zahl mit positiv auf das Coronavirus Gestesteten steigt in Düsseldorf seit einem Monat wieder an und die 7-Tages-Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen in den letzten 7 Tagen pro 100.000 Einwohner) liegt bei über 20. Das ist noch weit entfernt von den Maßnahmen, die nach Coronaschutzverordnung vorgesehenen sind und bei einem Wert ab 50 ergriffen werden müssen. Aber der Krisenstab der Stadt Düsseldorf beugt vor. An den beiden vergangenen Wochenenden war das Augenmerk auf die Altstadt gerichtet, wo sich die Besuchermassen drängten und weder auf Abstand geachtet, noch eine Maske getragen wurde. Am vergangenen Wochenende nahm die Koordinierungsgruppe ihre Arbeit auf, analysierte die Situation und in dieser Wochen wurden in mehreren Sitzungen Maßnahmen diskutiert.
Nach oben zu den Bannern schaute im Gedränge kaum jemand
Als Hotspots wurden die Freitreppe am Burgplatz und die Kurze Straße identifiziert. Daher wurden jetzt an den Zugängen zur Altstadt Banner mit dem Aufdruck "Unsere Altstadt – mit Abstand mein Lieblingsort" anggebracht. Auf der Freitreppe haben Mitarbeiter 1,5 Meter breite Streifen schraffiert und mit Abstandspfeilen versehen. Damit soll den Besucher*innen und den Einsatzkräften die Beurteilung der Personendichte nach den geltenden Hygienevorschriften erleichtert werden. Der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) wird Lautsprecherdurchsagen machen, wenn die Freitreppe zu voll ist. Die Polizei hat bei zu hoher Personendichte die Möglichkeit, die Freitreppe taghell zu beleuchten und damit die Aufenthaltsqualität zu reduzieren.
Das Kürzer hatte als Entlastungsfläche einen kleinen Biergarten am Taxiplatz von der Stadt genehmigt bekommen
Zur Entlastung der Situation in der Kurzen Straße verzichtet die Gaststätte "Kürzer" freiwillig auf den Außer-Haus-Verkauf von (alkoholischen) Getränken. Die Terrassen in der Altstadt dürfen bis 1 Uhr betrieben werden, anstatt wie bisher nur bis 24 Uhr. Dies soll zu einem geordneten Aufenthalt im Freien beitragen. Eine Öffnung der Terrassen über diese Zeit hinaus, ist nicht gestattet.
Ordnungsdezernent Christian Zaum und Oberbürgermeister Thomas Geisel sehen sich mit steigenden Corona-Infektionszahlen konfrontiert und müssen Maßnahmen planen, Foto: Stadt Düsseldorf, Ingo Lammert
Oberbürgermeister Thomas Geisel begrüßt die Maßnahmen: "Nach den Einschränkungen wegen Corona haben die Menschen ein erhöhtes Bedürfnis nach Geselligkeit. Aber das Coronavirus ist noch nicht besiegt, und wenn es nicht zu einem erneuten Lockdown kommen soll, müssen sich alle an gewisse Spielregeln halten. Mit den nun ergriffenen Maßnahmen wollen wir das allen Beteiligten etwas leichter machen."
Ordnungsdezernent Christian Zaum sagt: "Die Einsatzkräfte von Stadt und Polizei werden die Situation hinsichtlich der Personendichte im Blick behalten – sogenanntes Monitoring – mit dem Ziel, frühzeitig intervenieren zu können, um Menschenmengen zu entzerren. Fluchtwege sollen konsequent freigehalten werden. Wenn sich alle an die Regeln halten, kann weiter unbeschwert in der Altstadt gefeiert werden – aber halt mit dem nötigen Abstand."
Die Koordinierungsgruppe ließ sich live vor ORt über die Situation berichten, sorgte damit aber auch für einen Menschenauflauf.
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Kommentar: „Wir machen das mit den Fähnchen“
Der OSD kontrolliert systematisch gastronomische Betriebe auf die Einhalten der Coronaschutzvorschriften. Bei Beanstandungen wird aufgeklärt, bei erneuten Verstößen müssen die Betreiber mit einem Bußgeld rechnen. Das hat System und führt bei den Gastronomen zu einer Sensibilisierung für die Auflagen. Bei den Altstadtbesucher*innen gibt es außer Ansprachen keine Konsequenzen. Da die Stadt Düsseldorf noch kein Bußgeld festgelegt hat, können Menschen, die sich nicht an Abstandsregeln halten oder keine Maske tragen sorglos sein. Schlimmstenfalls werden sie von OSD oder Polizei angesprochen, gehen eine Ecke weiter und versammeln sich erneut. Selbst wer einen Platzverweis erhält, wird nicht automatisch erfasst. Da die Rudelbildung von Altstadtbesuchern meistens auf freien Straßen oder Plätzen erfolgt, ist auch kein Gastronom dafür zur Verantwortung zu ziehen.
Viele der Altstadtbesucher*innen reagierten verwundert auf das Großaufgebot an Polizei und OSD. Wer sich nicht vorher informiert hatte, erhielt keine Erklärung dafür, was das report-D-Team am Freitagabend (3.7.) daran merkte, dass es angesprochen wurde, was denn eigentlich los sei. Offenbar fehlte es an Informationen, da sich im Gespäch viele der Besucher*innen verständnisvoll zeigten. Dass die Banner hoch oben auf die Corona-Infektionsgefahr hinweisen sollten, hatten längst nicht alle gesehen oder verstanden. Große Gruppen von Polizei, OSD und auch der Tross der Koordinierungsgruppe erzeugte auf ihren Rundgängen – im Gegensatz zum eigentlich Zweck – ebenfalls Staus. Oberbürgermeister Thomas Geisel machte sich gegen Mitternacht persönlich ein Bild von der Lage und sprach mit den Einsatzkräften an der Freitreppe. Vielleicht ist das Verteilen von Fähnchen an alle Besucher nicht die schlechteste Idee, darauf könnte in klaren Worten auf die Infektionsgefahr hingewiesen werden und sie können auch als Abstandshalter verwendet werden …
Man fühlt sich irgendwie an die Werbung der Sparkasse für ihre Girokonten erinnert: Wir machen das mit den Fähnchen…
aktualisiert 04.07.2020, 9 Uhr