Düsseldorf: Beschäftigte am Flughafen demonstrieren für Jobs und Geld
Mit einem Aktionstag an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn machte die Gewerkschaft ver.di am Freitagmittag (19.6.) gemeinsam mit den Flughafen-Mitarbeiter*innen auf den drohenden Stellenabbau aufmerksam. Sie forderten einen Rettungsschirm mit sozialer Sicherheit für alle.
Corona trifft Branche hart
Rund 150 Mitarbeiter*innen hatten sich im Abflugterminal unter roten Rettungsschirmen versammelt. Ihre Arbeitgeber sind die Passagier- und Gepäckabfertigungsfirmen AHS, Aviapartner und Acciona. Der Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister (ABL) weigert sich mit der Gewerkschaft ver.di einen Tarifvertrag zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes abzuschließen. „Es ist ein Skandal, dass Beschäftigte der Passagier- und Gepäckabfertigung aufgrund der Krise aktuell mit einem Monatseinkommen auskommen müssen, das teils unterhalb von 700€ liegt. Die Politik und die Arbeitgeber tragen für dieses Elend die Verantwortung und müssen schnell handeln, wenn die systemrelevante Branche Luftverkehr eine Zukunft haben soll“, erklärte Marvin Reschinsky, ver.di Gewerkschaftssekretär für den Luftverkehr in NRW.
Marvin Reschinsky spricht zu den Protestlern
Lufthansa will Standort Düsseldorf schließen
Dem Protest schlossen sich auch das Bodenpersonal der Lufthansa an. Die Airline hat die Schließung ihrer NRW-Flughafenstationen Düsseldorf und Köln/Bonn erklärt. Trotz eines milliardenschweren Rettungspakets aus öffentlichen Geldern und eines bereits vereinbarten Sozialplans mit den Betriebsräten, der einen sozialen, örtlichen Arbeitsplatzabbau durch Versetzungen, Altersteilzeit und anderen Maßnahmen vorsah, kündigte die Lufthansa nun einen harten Arbeitsplatzabbau der rund 200 Bodenarbeitsplätze in NRW an, der betriebsbedingte Kündigungen notwendig machen könnte. „Lufthansa möchte auf dem Rücken der Beschäftigten beweisen, dass sie als Konzern die Zustimmung der Aktionäre zum Rettungspaket mit Milliarden von Steuermitteln verdient hat. Rettungsschirme sollen nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Beschäftigten dienen. Die Bundesregierung hat versäumt, das Rettungspaket für den Lufthansa-Konzern an Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit zu knüpfen“, kritisierte Reschinsky.
Kernforderungen aller Beschäftigten am Flughafen sind neben der Arbeitsplatzsicherheit und nachhaltigen Regelungen zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds auch der Schutz ihrer tariflichen Standards.
Rund 150 Mitarbeiter*innen hatten sich zum Protest versammelt
Forderung nach Mindeststandards
In der Luftverkehrsindustrie arbeiten in Deutschland rund 300.000 Beschäftigte. Rund 240.000 davon befinden sich derzeit in Kurzarbeit. Nach Einschätzung von ver.di nutzen einige Unternehmen die Krise schamlos aus, um soziale und tarifliche Standards weiter absenken zu wollen. Noch im vergangenen Jahr bestimmten massive Überlastungen der Beschäftigten und anhaltender Personalmangel das Bild am Flughafen, weshalb die Firma Kötter Aviation Security sich Ende Mai 2020 aus der Passagier- und Gepäckkontrolle zurückgezogen hatte. Seit 1. Juni hat der DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst die Aufgabe übernommen und wollte den rund 1000 Kötter-Mitarbeitern die Übernahme im Rahmen eines Betriebsübergangs anbieten. Nun steht Stellenabbau im Raum.
ver.di fordert für den Neustart der Luftverkehrsindustrie klare Mindeststandards, die es ermöglichen, ohne Absenkung von Tarifstandards und Arbeitsplatzabbau zu gestalten. Ein Luftverkehrskonzept wurde dazu erarbeitet, in dem die Forderungen formuliert sind.