Düsseldorf: Abnehmende Teilnehmerzahl bei den Demos der Corona-Gegner
Wer dabei ist, hat die absolute Gewissheit: „Ich habe recht.“ Wer einfach nur die Reden im Vorübergehen aufschnappt, bleibt zunächst stehen, lauscht – und geht meist kopfschüttelnd weiter: Rund 180 Gegner der Coronamaßnahmen, Bill Gates, Impfzwang und der selbst empfundenen Einschränkung von Grundrechten sind am Samstag (30.5.) in Düsseldorf vom Burgplatz zum Graf-Adolf-Platz spaziert. Das waren weniger als am Samstag zuvor.
Bernd B. übernahm die Rolle des Anmelders.
Erstmals gingen sie als ordentlich anmeldete Demonstration. Auf hartnäckige Nachfragen der Polizei hatte sich Bernd B. bereitgefunden, die Rolle des Anmelders zu übernehmen. Der Mann war mit seinem Lautsprecherfahrrad schon Stammgast bei den rechtsradikalen Dügida-Demos vor fünf Jahren. Die Corona-Demo lief auf zuvor festgelegter Strecke und in enger Polizeibegleitung. Darauf hatte die Bruderschaft aus Eller offenbar keine Lust. Ihr war dem Vernehmen nach von der Polizei deutlich gemacht worden, dass eine gleichgekleidete Gruppe als gesonderte Demo hätte angemeldet werden müssen. Die Bruderschaft mischte sich auf dem Burgplatz unter die Menge, spazierte aber nicht mit.
"Menschenkette" auf dem Unterneren Rheinwerft.
Rund 80 Menschen hatten sich zuvor auf der Unteren Rheinwerft versammelt. Das Prinzip des offenen Mikrofons galt sowohl auf dem Unteren Rheinwerft als auch auf dem Burgplatz. An beiden Orten schilderten Mütter, wie sich ihre Kinder verändert hätten – wegen der Corona-Auflagen. Und hier wie dort traten Frauen ans Mikrofon und berichteten von Müttern, die in Altenheimen ohne Besuch bleiben müssen. Dabei flossen zum Teil Tränen. Gefordert wurde ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Bundestag zu den Coronamaßnahmen, die von den Demo-Teilnehmern als völlig überzogen abgelehnt werden. Viele der 180 Teilnehmer vermuten eine Verschwörung hinter der Pandemie: Sie tragen das Grundgesetz am Revers und fürchten, um ihre Grundrechte gebracht zu werden – während sie damit zugleich ihre Grundrechte wahrnehmen.
"Master Spitter" alias Sascha V. ist rechtsradikaler Rapper und Verschwörungsideologe.
Da die Polizei in Düsseldorf von Anfang Präsenz zeigte und höflich, aber bestimmt auf die Einhaltung des Versammlungsrechts hinwies, blieb die vierstündige Versammlung mit Spaziergang diesmal ohne Überraschungen. Laut „Freiheit“ und „Widerstand“ rufend zog die Demo ihres Wegs. Und auch der AFD-OB-Kandidat hielt erneut in bemerkenswerter Ignoranz aller Lockerungsmaßnahmen und Wirtschaftshilfen sein altes Transparent hoch: „Shutdown beenden“ steht auf der Schriftrolle. Neuere Parolen sind den derzeit flügellahmen Rechtspopulisten in Düsseldorf nicht eingefallen.
Bei den Corona-Maßnahmen-Gegnern und ihren ultrarechten Unterstützern – am Pfingstsamstag nicht Neues.
Demozug auf dem Weg zum Graf-Adolf-Platz.