Düsseldorf: Gedenken am Mahnmal Ehra
Am Alten Hafen steht die Figur des kleines Mädchens „Ehra“. Sie ist ein Mahnmal für die während der NS-Zeit ermordeten Düsseldorfer Sinti. Vor 80 Jahren wurden die Düsseldorfer Sinti nach Polen deportiert. Zum Jahrestag gedachten am Freitag (15.5.) Vertreter der Düsseldorfer Sinti-Union, Oberbürgermeister Thomas Geisel und eine Abordnung des Jugendrates an die Verschleppung der Menschen.
(v.r.) Oberbürgermeister Geisel und Rigoletto Mettbach, Vorsitzender der Sinti Union Düsseldorf e.V. und Sohn von KZ-Überlebenden, legten gemeinsam einen Kranz nieder zum Gedenken der Opfer des Völkermordes
Ein Kranz und Plakate mit den Geschichten zu einigen der deportierten Sinti erinnerten am Freitag am Mahnmal "Ehra – Kind mit Ball" am Alten Hafen an die schrecklichen Taten vor 80 Jahren im „Zigeunerlager“. Das Mädchen Ehra wurde während der Nazi-Zeit im Lager am Höherweg in Düsseldorf Lierenfeld interniert. Dort waren rund 200 Düsseldorfer Sinti und Roma festgesetzt worden. Ehra wurde gemeinsam mit ihnen am 16. Mai 1940 deportiert. Polizei und SS trieben die Menschen zusammen, sie durften nur das Nötigste packen. Zuerst ging es in ein Sammellager in Köln-Deutz. Doch die Kölner Messehallen waren nur ein Zwischenstopp für die Familien, die aus Düsseldorf, dem Ruhrgebiet, dem Raum Köln, Aachen, Bonn, Koblenz und Trier kamen. Am 21. Mai 1940 erfolgte dann vom Bahnhof Deutz-Tief aus der Abtransport. In Polen wurden die Deportierten in provisorische Unterkünfte eingewiesen und zu schwerster Zwangsarbeit heranzogen. Sie mussten Grenzbefestigungen, Straßen, Flugplätze und Lager bauen. Viele wurden ermordet. Sie fielen Massenerschießungen oder den Morden in den Vernichtunglagern zum Opfer. Ein Großteil der Düsseldorfer Sinti überlebte den nationalsozialistischen Völkermord nicht.
Eine große Gedenkfeier zum 80. Jahrestag war wegen Corona nicht möglich
Zum vierten Mal gedachte Oberbürgermeister Thomas Geisel gemeinsam mit der Düsseldorf Sinit-Union der Deportation. Durch die Corna-Auflagen war eine Gedenkfeier im größeren Rahmen in diesem Jahr nicht möglich. Neben Vertretern der Mahn- und Gedenkstätte nahm eine Abordnung des Jugendrats teil.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Auch unter so schwierigen Bedingungen, wie wir sie momentan erleben, dürfen wir solche wichtigen historischen Jahrestage und das Erinnern an die Opfer der Barbarei nicht aus den Augen verlieren. Das Leid der Sinti und Roma ist in Deutschland viel zu lange unbekannt oder gar verheimlicht gewesen. In Düsseldorf stellen wir uns dieser Tatsache seit langer Zeit und gedenken der Opfer. Das ist mir wichtig."
Fotos: Stadt Düsseldorf, Michael Gstettenbauer