Düsseldorf Attentat: Gedenktafel erinnert an den rassistisch motivierten Bombenanschlag am Wehrhahn
Eine Gedenktafel erinnert an den „Wehrhahn-Anschlag“. Dabei explodierte am 27. Juli 2000 am S-Bahnhof Wehrhahn an der Ackerstraße eine Bombe. Zwölf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Eine Frau verlor ihr ungeborenes Baby. Die Opfer leiden bis heute an den Folgen des Bombenattentats mitten in Düsseldorf. Die Tafel wurde am Montag (11.5.) offiziell entgegen genommen. Überschrieben ist der Text mit den Worten: „Gedenken an die Opfer rassistischer Gewalt am Wehrhahn.“
Dazu versammelten sich Oberbürgermeister Thomas Geisel mit den Bezirksbürgermeistern der Stadtbezirke 1 und 2, Marina Spillner und Dr. Uwe Wagner, und der Vorsitzenden des Arbeitskreises Erinnerung, Annette Klinke.
Nahmen die Gedenktafel in Empfang: (vl.) Annette Klinke, Thomas Geisel, Marina Spillner und Uwe Wagner.
Geisel: Erinnerungsort
Oberbürgermeister Thomas Geisel sagte: „Fast 20 Jahre nach der Tat haben wir nun endlich einen Erinnerungsort am S-Bahnhof Wehrhahn. Rassismus und Antisemitismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Die Gedenktafel ist hierfür ein wichtiges Zeichen und ein klares Bekenntnis gegen jede Art von Gewalt.“
Spillner: Gegen das Vergessen
Marina Spillner ergänzte: „Erinnerungszeichen zu schaffen, das ist eine wichtige Aufgabe der Bezirksvertretungen. Damit bleibt auch Vergangenes im Stadtteil präsent, auch die dunklen Seiten unserer Stadtgeschichte sollen nicht vergessen werden und uns mahnen, rassistischen und antisemitischen Tendenzen entgegenzutreten.“
Wagner: Feiger Anschlag
Dr. Uwe Wagner kommentierte: "Mit dieser Tafel wollen wir der Gruppe junger Menschen gedenken, die vor bald 20 Jahren Opfer eines feigen Anschlags wurden, unter dem sie bis heute leiden. Der Täter konnte bislang nicht zur Verantwortung gezogen werden und so wollen wir mit diesem Mahnmal auch einen Beitrag dazu leisten, dass diese verabscheuungswürdige Tat nicht in Vergessenheit gerät."
Klinke: Würde der Opfer
Annette Klinke: "Hier vor Ort bekommen wir eine Idee, wie niederträchtig dieser Anschlag geplant war. Mitten in unserem Alltag werden diese Tafeln uns erinnern, dass wir uns jeden Tag für unseren sozialen demokratischen Rechtsstaat einsetzen müssen. Ich hoffe, dass die Mahnung den Opfern etwas von ihrer Würde zurückgibt.“
Heimtückisch ausgespäht
Der Täter hatte Ort und Zeitpunkt des Anschlags im Juli 2000 gezielt ausgewählt. Die Wucht der rassistisch und antisemitisch motivierten Explosion traf zwölf Menschen, die aus Russland, der Ukraine, Aserbaidschan und Kasachstan nach Düsseldorf zugewandert waren. Zehn von ihnen wurden bei dem Anschlag verletzt, einige lebensgefährlich, eine Frau verlor ihr ungeborenes Kind. Der Anschlag rief eine Welle des Protests gegen rassistische Gewalt und Antisemitismus hervor. Doch niemand wurde für die Tat verurteilt. Ein Anfang 2018 eröffneter Strafprozess wegen zwölffachen Mordversuchs gegen einen schon im Sommer 2000 Verdächtigten endete mit einem Freispruch. Die Strafkammer stellte zwar die rassistische Motivation des Anschlags fest, hatte aber Zweifel an der Schuld des Angeklagten. Im Prozess wurden Versäumnisse bei den Ermittlungen nach dem Anschlag deutlich, die nicht mehr wettgemacht werden konnten.
20. Jahrestag am 27. Juli
Die neue Gedenktafel konnte aufgrund der Corona-Krise nur im kleinen Kreis eingeweiht werden. Die Beteiligten hoffen, dass sie am 27. Juli, dem 20. Jahrestag des Anschlags, eine große Gedenkveranstaltung mit allen Verbänden und Interessierten am S-Bahnhof Wehrhahn gestalten können.
Fotos: Stadt Düsseldorf, David Young