Düsseldorf Protest: Eltern fühlen sich von der Landesregierung im Stich gelassen
Gegen die ihrer Meinung nach zu zögerliche Öffnung von Schulen und Kitas haben am Sonntag (10.5.) rund 80 Eltern und Kinder vor dem NRW-Landtag protestiert. Die Landesregierung müsse die Kinderrechte achten, forderten sie. Eltern brauchten einen finanziellen Ausgleich und berufliche Entlastung. Zur selben Zeit gab es Kundgebungen für einen Familienschutzschirm in Köln und Bonn.
Zwei Rednerinnen warfen in Düsseldorf der NRW-Landesregierung vor, Familien und Kinder im Stich zu lassen. Stattdessen würden einseitig Wirtschaftsinteressen in den Mittelpunkt der Corona-Lockerungsmaßnahmen gestellt. Auf Protestplakaten stand unter anderem der Hinweis: „Kinder sind systemrelevant“ und „Kinder first, Möbelbauer second“.
Die Pädagogin Nele Flüchter war eine der Rednerinnen. Sie sei Mutter eines acht Jahre alten Sohnes und einer vierjährigen Tochter. Beide litten unter der Kontaktsperre, hätten über Wochen nicht mit anderen Kindern spielen und nicht genug lernen können. „Mein Sohn hat einen Luftsprung gemacht, als er hörte, dass er wieder in die Schule darf“, sagte Nele Flüchter gegenüber report-D. Dass die Schulen jedoch nur jahrgangsstufenweise unterrichten und Kitas erst im Herbst wieder voll öffnen, hält sie für falsch und forderte, dass Schulen und Kitas mit einem einheitlichen Sicherheitskonzept schneller durchstarten.
Eine zweite Rednerin machte dem NRW-Familienminister Joachim Stamp schwere Vorwürfe. Einen bereits zugesagten Termin habe Stamp kurzfristig platzen lassen – wegen Überlastung. „Was glauben sie, wie wir im Homeoffice derzeit überlastet sind? Wir betreuen unsere Kinder, organisieren das Home Schooling und sollen auch unverändert für unsere Arbeitgeber arbeiten.“ Dies überfordere viele Familien. Deshalb müsse die Landesregierung kreative Lösungen zur Entlastung schaffen. Als Beispiel wurde eine staatlich finanzierte Kinderbetreuung genannt, damit Eltern konzentriert im Homeoffice arbeiten könnten.
Nach einer Stunde verabschiedeten sich die Demo-Teilnehmer mit einem Lied. Auf der Webseite der Initiative (www.elterninderkrise.de) meldete sich unter anderen eine Kita-Beschäftigte mit Widerspruch. Zwar habe sie Verständnis für die Forderungen, doch in ihrer Kita seien viele ErzieherInnen aus der Risikogruppe beschäftigt. Von 20 Beschäftigten dürften sieben aus diesem Grund nicht arbeiten: „Alle Eltern, die es irgendwie hinbekommen ihre Kinder zuhause zu betreuen, bitte ich inständig Sie auch zuhause zu lassen.“