Düsseldorf: In diesem Jahr Online-Gedenken zum Yom HaShoah
Zum Jahrestag des Yom HaShoah am 21. April, gibt es in Düsseldorf seit vielen Jahren Gedenkveranstaltungen, bei dnene an de 2.587 Düsseldorfer*innen gedacht wird, die während der NS-zeit ermordet wurden. In diesem Jahr können die Namen nicht öffentlich auf dem Heinrich-Heine-Platz verlesen werden. Unter der Überschrift "Jeder Mensch hat einen Namen" startet die Mahn- und Gedenkstätte stattdessen eine Gedenkreihe auf ihren Social Media Kanälen.
Durch Forschungen der Mahn- und Gedenkstätte wurde eine Liste mit Opfern des Holocaust aus Düsseldorf erarbeitet. Immer wieder kommen neue Namen hinzu, denn die Mitarbeiter stoßen bei ihren historischen Recherchen regelmäßig auf bisher noch unbekannte Opfer. Aktuell sind es 2.587 Namen.
Michael Szentei-Heise bei der Gedenkveranstaltungen im vergangenen Jahr auf dem Heinrich-Heine-Platz
In Israel ist Yom HaShoah ein nationaler Gedenktag, an dem öffentlich der sechs Millionen ermordeter Juden der Shoah gedacht wird. In Düsseldorf erinnerte die Stadtgesellschaft bisher an die Opfer, in dem sie ihre Namen von Schüler*innen, Politiker*innen sowie Bürger*innen laut auf dem Heinrich-Heine-Platz verlesen ließ.
Das muss in diesem Jahr durch die Corona-Lage ausfallen. Doch das Gedenken wird auf andere Art organisiert. Die Mahn- und Gedenkstätte wird auf ihren Social Media-Kanälen in den nächsten Tagen mit kurzen Biografien und Bildern, stellvertretend für die Düsseldorfer Opfer, an sieben Opfer erinnern: Arthur Oppenheimer, Gitta Glücksmann, Edgar Vogelsang, Eduard Wolff, Hannelore Philipp, Kurt Lubascher und Stella Sondermann.
Die Reihe startet mit Hannelore Philipp und Edgar Vogelsang und ist hier zu finden.
Hannelore Philipp, hier auf dem Foto bei einem Sportfest 1938, Foto: Mahn- und Gedenkstätte
Hintergrund
Hannelore Philipp wurde am 26. Januar 1925 in Düsseldorf geboren. Ihre Eltern waren Louis Philipp und Erna Philipp (geb. Schartenberg). Seit März 1921 lebte die Familie in Düsseldorf in einer Vier-Zimmer-Wohnung auf der Zietenstraße. Hannelores Vater arbeitete als Handelsvertreter für die Steingutfabrik Grünstadt. Zum 31. Januar 1938 wurde ihm als Jude gekündigt. Hannelore Philipp war sportlich sehr aktiv und unter anderem in der Leichtathletikmannschaft des "Schild" Düsseldorf. Ihr Bruder Werner konnte am 30. März 1939 mit einem sogenannten "Kindertransport" nach Großbritannien gerettet werden. Scheinbar versuchten ihre Eltern, auch Hannelore ausreisen zu lassen, aber es kam nicht dazu. Am 2. Juli 1940 musste Hannelore mit ihren Eltern in ein sogenanntes "Judenhaus" ziehen. In die Wohnung im Haus Fürstenwall zog am selben Tag auch ihre Tante Martha Gumpertz (geb. Schartenberg), mit ihrem Ehemann ein. Ihr Vater Louis musste ab diesem Zeitpunkt Zwangsarbeit für die Stadt Düsseldorf leisten. Hannelore
Philipp wurde mit ihren Eltern und ihrer Tante am 10. November 1941 in das Ghetto von Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.
Edgar Vogelsang, geboren am 17. März 1913 in Köln, arbeitete als Schlosser und Portier in Düsseldorf. Am 22. Oktober 1941, fünf Tage vor ihrer Deportation in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź), heiratete er seine Frau Helga Vogelsang (geb. Neuburg). Angekommen in Łódź kamen sie in eine Kollektivunterkunft. Sie versuchten vermutlich, über Postkarten an eine gewisse Familie Siegfried Stefansky im Ghetto Minsk, ihre Familie zu kontaktieren, da sie diese mit "Meine lieben Eltern,…" begonnen. In diesen Postkarten baten sie um Geldsendungen, berichteten aber auch von gesundheitlichen Beschwerden.
Helga Vogelsang wurde am 14. September 1942 aus dem Ghetto ausgesiedelt und im Vernichtungslager Chełmno ermordet. Edgar Vogelsang selbst überlebte noch bis 1944 im Ghetto Litzmannstadt und wurde im August desselben Jahres nach Auschwitz deportiert. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.