Düsseldorf: DGB kritisiert geplante Sonntagsöffnungen im Einzelhandel
Solidarität mit den Beschäftigten fordert die Vorsitzende des DGB-Düsseldorf, Sigrid Wolf, und kritisiert den Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen, der das Sonntagsöffnungsverbot im Einzelhandel bis auf Weiteres aussetzt.
Zur Bekämpfung des Corona-Virus sind zahlreiche Geschäfte geschlossen, aber die Versorgung der Bürger*Innen soll weiter sichergestellt werden. Deshalb sieht der Erlass der Landes NRW vor, dass die Geschäfte für die Grundversorgung auch am Sonntag geöffnet bleiben können.
Gerade in Zeiten der Krise sollte auf die Mitarbeiter Rücksicht genommen werden
„Das Ladenöffnungsgesetz in NRW ist bereits völlig liberalisiert und erlaubt die Öffnung von montags, null Uhr bis samstags 24 Uhr. Für eine weitere Ausweitung auf den Sonntag besteht keine Notwendigkeit, weil es derzeit keinerlei Anzeichen gibt, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sein könnte. Im Gegenteil: Eine Ladenöffnung würde eine unnötige, weitere Belastung für die Beschäftigten darstellen,“ erklärt die Vorsitzende des DGB-Düsseldorf, Sigrid Wolf.
„Die Beschäftigten im Handel, im Kundenverkehr der Banken und in der Bundesagentur für Arbeit leisten derzeit Herausragendes und wir alle sind ihnen in besonderer Weise zu Dank verpflichtet. Jetzt gilt es, diese Menschen besonders zu schützen und ihnen bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Die Kolleginnen und Kollegen im Handel sind bereits jetzt völlig am Limit und benötigen zumindest einen freien Tag in der Woche zur Regeneration. Sie leisten Großes, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Bereits jetzt werden Arbeitsschutz- und Hygienestandards für die Beschäftigten vernachlässigt. Durch den engen Kundenkontakt sind sie zudem einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt. Wer die Öffnungszeiten ausweitet, leistet keinen Beitrag für mehr Versorgungssicherheit, sondern gefährdet diese am Ende noch, weil er die Personalbesetzung schwächen kann“, so Wolf.
Wesentliche Teile des Handels gehörten zur kritischen Infrastruktur. "Politik und Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass Beschäftigte der Grundversorgung ungehindert von und zur Arbeitsstätte gelangen können, umfassende Schutz- und Hygienemaßnahmen durchgesetzt und die Arbeitgeber zu deren Einhaltung verpflichtet werden. Zudem müsse es Garantien für die Kinderbetreuung geben.“
Der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Wernecke begrüßte die Entscheidung der großen Lebensmitteleinzelhändler, bis auf Weiteres, auf die Sonntagsöffnung verzichten zu wollen. Rewe, Netto, Edeka, Penny, Aldi, Lidl und Kaufland haben angekündigt, an den Sonntagen nicht zu öffnen. Wernecke forderte sie dazu auf, die Arbeitsbelastung der Beschäftigten durch geeignete Maßnahmen wirksam zu reduzieren und unverzüglich die notwendigen Hygienevorkehrungen zu treffen, um das Infektionsrisiko für Beschäftigte und Kundschaft zu minimieren.
Wolf betonte abschließend: „Es ist gut, dass die Landesregierung die Beschäftigten im Einzelhandel und in den Pflegeberufen als ‚systemrelevant‘ wahrnimmt – diese Auszeichnung haben sie sich schon lange verdient. Noch besser wäre es, wenn ihnen dieser Status auch noch zugemessen würde, wenn wir die Pandemie überstanden haben und wir dann endliche eine ehrliche Debatte darüber führen können, wie man systemrelevante Arbeit anständig tariflich entlohnt.“