Düsseldorf setzt auf Solidarität möglichst ohne soziale Kontakte – ein schwieriges Unterfangen
Freitag, der 13., kurz nach 14 Uhr sickert durch, was Ministerpräsident Ministerpräsident Armin Laschet dann um 14.30 Uhr offiziell verkündet. Die Ausbreitung des Coronavirus muss verlangsamt werden, deshalb werden Kindergärten, Schulen, Kultur- und Sporteinrichtungen geschlossen. Ziel ist es, die sozialen Kontakte zu reduzieren, um die besonders gefährdeten Personengruppen zu schützen. Um 15.30 Uhr äußerte sich die Stadtspitze zu den Maßnahmen, die in Düsseldorf nun starten. Eine Notbetreuung soll für Kinder bestehen, deren Eltern im Gesundheitssektor, bei Feuerwehr, Polizei und im Justizvollzug tätig sind und daher unverzichtbar für die Versorgung der Bevölkerung sind. Eine Telefonnummer ist für die Menschen geschaltet, die zum gefährdeten Personenkreis gehören und darüber Unterstützung bei Einkäufen oder Arztbesuchen erhalten können. Das sind älötere und kranke Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Für viele Düsseldorfer wird sich das Leben ab sofort stark ändern, denn es gibt keine Sportveranstaltungen, die meisten Kulturhäuser, Stadtbüchereien, Sportstätten sind geschlossen, Ämter fahren nur einen Notdienst. Das öffentliche Leben geht auf Sparflamme.
Alle Maßnahmen sind aktuell bis zum Ende der Osterferien beschränkt: Sonntag, den 19. April. Aber viele ahnen bereits: Das wird nicht reichen.
Das Wichtigste in Kürze
Telefon für Hilfesbedürftige
Das Amt für Soziales organisiert in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden Hilfen für Menschen, die sich nicht selbst helfen können. Denn besonders bei älteren Menschen sind die Gefahren nach der Ansteckung mit den Coronavirus besonders gravierend. Gleiches gilt für Kranke, mit eingeschränkten Immunsystem oder Vorerkrankungen. Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, sollen ihnen tägliche Erledigungen wie Einkäufe abgenommen werden. Für Mitglieder der Risikogruppen, denen Hilfe zur Versorgung fehlt und die keine Alternativen haben, wird das Düsseldorfer Sozialamt Unterstützung unter der zentralen Notfall-Rufnummer 0211-8998999 anbieten. Sie ist ab Samstag, 14. März, geschaltet und zwar montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr.
Kindergärten, Schulen und Hochschulen
Ab Montag, 16. März, zunächst bis zum Ende der Osterferien, sind alle Schulen, Kindergärten und auch die Heinrich-Heine-Universität geschlossen. Das betrifft rund 27.000 Betreuungsplätze in den 367 Kindertagestätten. Die Stadt Düsseldorf organisiert vorerst ab Montag flächendeckend an allen Standorten Notfallgruppen. Dort können Eltern, die in Unternehmen, Einrichtungen und Betrieben der sogenannten kritischen Infrastruktur – dazu zählen etwa Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Versorgungsbetriebe etc. – arbeiten und keinerlei eigene Betreuungsmöglichkeiten haben, ihre Kinder betreuen lassen. Alle anderen Eltern müssen selbstständig die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Gleiches gilt für Schulkinder. Den Abiturienten*Innen, Real- und Hauptschüler*Innen soll die Möglichkeit erhalten bleiben, ihre Abschlüsse zu machen. Die Heinrich-Heine-Universität entscheidet im Einzelfall, welche Prüfungen abgehalten werden können.
Kultureinrichtungen
Alle staatlichen und städtischen Kultureinrichtungen werden geschlossen. Dazu gehören ab Samstag (14.3.) neben Schauspielhaus, Oper, Tanzhaus NRW und Tonhalle auch die städtischen Kulturinstitute, die Freizeitstätte Garath, die Stadtbüchereien, die Volkshochschule und die Clara-Schumann-Musikschule. Auch die "zentren plus" bleiben ab Montag, 16. März, zu, da sich dort vor allem ältere Menschen aufhalten, die besonders gefährdet wären, wenn sie sich infizieren sollten.
Die Eishalle in Benrath hat ihren Betrieb eingestellt und ist vorzeitig in Sommerpause
Sport
Nicht nur die Ligabetriebe beim Fussball, Handball, Basketball, Tischtennis, Futsal und weitere sind eingestellt. Auch die Sportvereine schließen, was auch damit zusammenhängt, dass die städtischen Turnhallen und Sportplätze geschlossen werden. Auch die Angebote von verschiedenen Organisationen wie die Bolzplatzhelden finden vorerst nicht statt. Die Bädergesellschaft hat mit Stand 13.3.2020,19.30 Uhr nur die Bäder an Schulstandorten (Hallenbad Eller, Sonnenstraße, Lohbachweg, Stettiner Straße, Am Massenberger Kamp, Vennhauser Allee, Wrangelstraße, Gotenstraße), sowie das Therapiebad im Haus St. Josef ab Samstag, den 14.3., geschlossen. Es ist davon auszugehen, dass auch die anderen Bädern folgenwerden, dazu gibt es aber noch keine konkrete Ansage. Bereits jetzt steht fest, dass der Metro-Marathon am 26. April nicht stattfindet.
Verwaltung und Politik
Im Rathaus, den städtischen Ämtern und Bürgerbüros werden alle Arbeiten auf ein Mindestmaß heruntergefahren. Sitzungen der Ausschüsse fallen aus und Ämter fahren ihre Aktivitäten ebenfalls herunter. Angebote, die nicht unbedingt notwendig sind, sollen ausgesetzt werden.
Stand der Infektionen in Düsseldorf
Mit Stand Freitag, 13. März, 18 Uhr, gibt es in Düsseldorf insgesamt 32 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Über 60 Rachenabstriche wurden vorgenommen. Erste Übertragungen haben auch innerhalb Düsseldorfs stattgefunden. Daher geht das Gesundheitsamt im Moment von einer Verdopplung der Fallzahlen alle 24 Stunden aus. Aktuell stehen mehr als 200 Kontaktpersonen unter Quarantäne.
Die Kapazitäten der Labore in der Universität (600 Abstriche täglich) werden ergänzt durch erst ein privates Labor (weitere 600 Abstriche täglich), später soll noch ein privates Labor hinzukommen.
Alle Krankenhäuser und Kliniken wurden angewiesen, nicht sofort notwendige Operationen zu verschieben. Dadurch sollen Pflegeplätze und Pflegepersonal und Ärzte für ein weiteres Ansteigen der Zahl der infizierten Menschen bereitgehalten werden. Angehende Krankenpfleger*Innen sollen nicht länger in Berufsschulen unterrichtet werden, sondern in Kliniken unterstützen. Patientenbesuche sollten unterbleiben, während Blutspender dringend benötigt werden.
Umweltspur
Oberbürgermeister Thomas Geisel lässt prüfen, ob ein vorübergehendes Aussetzen der Umweltspuren notwendig ist. Da Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln ein höheres Infektionsrisiko bedeuten, als im privaten PKW, könnte es mehr Individualverkehr geben; der soll möglichst staufrei fließen. Allerdings reduziert sich das Verkehrsaufkommen durch das reduzierte öffentliche Leben, deshalb wird die Situation beobachtet.