Düsseldorf Corona Virus: Acht neue Infizierte – und ein Aufruf zur Nachbarschaftshilfe
Die Coronavirus-Situation in Düsseldorf am Donnerstag, 12. März: Die Zahl der infizierten Menschen ist von sieben auf fünfzehn angestiegen. Hinzu kommt ein Patient, dessen Lage als „unklar“ beschrieben wird – möglicherweise Corona-Träger Nummer 16. 122 Menschen stehen zuhause unter Quarantäne. Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche arbeiten an einem System der Nachbarschaftshilfe für alte und geschwächte Düsseldorf*Innen. Denn sie gelten als besonders gefährdet. Ab Samstag (14.3.) soll für sie eine Telefonhotline geschaltet werden, unter der sie beispielsweise Einkäufe in Auftrag geben können, damit sie nicht mehr selbst vor die Tür müssen.
Will die Verfügung der Stadt Düsseldorf durch Stichproben überwachen: Ordnungsdezernent Christian Zaum.
Die Wohlfahrtsverbände wollen mitmachen – aber auch an die Stadtgesellschaft appellierte die Stadtspitze am Donnerstag: Einfach mal bei Nachbar-Senioren*Innen klingeln und fragen, ob man was tun kann. So soll Düsseldorf in den nächsten Tagen mit dem Virus umgehen. Alle Entscheider im Rathaus sehen müde aus und haben Sorgenfalten im Gesicht. Denn sie sind gerade an allen Ecken gefragt – in einer Situation, die es so noch niemals gab. Ordnungsdezernent Christian Zaum sagt es so: „Wir fahren auf Sicht.“
Düsseldorf schaltet ab
Bis zum 22. April hat Düsseldorf alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern untersagt. Wer dagegen verstößt, muss mit 50.000 Euro Bußgeld rechnen. Die Großdisco Nachtresidenz etwa wolle angeblich am Wochenende den Tanzsaal öffnen, in den deutlich mehr Besucher reinpassen. So wurde es in der Pressekonferenz erzählt. Sollte das Ordnungsamt dort einen Verstoß gegen die Verordnung feststellen, könnte es für die Betreiber ungemütlich werden. Zahlreiche Termine in Düsseldorf wurden und werden deshalb abgesagt (report-D aktualisiert die Liste fortlaufend – Klick hier). Schauspielhaus, Oper und Tonhalle machen vorerst bis zum 2. April dicht.
Will Wirtschaft und Brauchtum helfen: Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Für die betroffene Wirtschaft kann sich Geisel einen Hilfsfond vorstellen. Doch keinen Automatismus. Wer zum Beispiel Großevents mit mehr als 1000 Besuchern absagen muss, soll sich mit Schadenersatzforderungen bitte an das Land wenden, sagt Geisel: „Mit unserer Verordnung setzen wir ja nur die Weisung des Landesgesundheitsministers um.“ Die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, IHK, macht am Montag, 16. März eine Erstinformation per Online-Webinar – das auch im Nachhinein auf der IHK-Webseite angeklickt werden kann. Infos: hier
Schulen und Kitas offen halten
Von der generellen Schließung aller Kitas und Schulen hält die Rathausspitze nichts; wohl wissend, dass auch dies eine Entscheidung wäre, die auf Landesebene fallen würde. Wenn Düsseldorf jetzt die Schulen schließt, so Geisel, würde die Zahl der Infektionen in der Stadt währenddessen weiter wachsen. „Wie wollen wir dann in zwei oder vier Wochen begründen, dass wir die Schulen wieder öffnen?“ In zahlreichen europäischen Ländern wie Dänemark und Polen sind die Schulen längst geschlossen. Und auch der bayrische Ministerpräsident Söder mag diesen Schritt am Donnerstag nicht mehr ausschließen.
Will die Wohlfahrtsverbände einspannen und setzt auf das Engagement der Stadtgesellschaft: Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
In den nächsten Tagen werden zahlreiche Meetings im Düsseldorfer Rathaus einander ablösen. Die Wohlfahrtsverbände kommen; Schützenvereine und Brauchtum sind eingeladen. Denn schon jetzt fragen sich alle Veranstalter, ob sie Festivitäten und Sportereignisse nicht besser absagen sollen, die im Mai, Juni, Juli geplant sind. Da gelte es, die Balance zu finden – zwischen dem öffentlichen Interesse, das Leben in Düsseldorf nicht komplett herunterzufahren und dem wirtschaftlichen Interesse – denn frühe Absagen verringern die Geldsumme, die bei einem Ausfall dennoch zu zahlen ist. So lautet der Ratschlag der Düsseldorfer Verwaltung.
Checkliste für Veranstalter
Für die vielen Vereine und (Hobby-)Veranstalter mit Events unterhalb von 1000 Zuschauern hat sich Düsseldorf eine Entscheidungshilfe bei der Stadt Köln geliehen. Eine Checkliste soll es Ausrichtern erleichtern, zu einer eigenen Entscheidung zu kommen. Im Zweifel geht die Gesundheit der Menschen vor dem Vergnügen von wenigen. Mehr Informationen: hier
Der Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes Klaus Göbels will das Gesundheitssystem der Stadt funktionsfähig erhalten.
Am Düsseldorfer Flughafen startet nur noch eine Handvoll Maschinen in Richtung USA. Dann ist erst einmal Schluss. US-Präsident Trump hat ein 30-tägiges Einreiseverbot für alle Europäer erlassen – mit Ausnahme von Briten und Irländern. Zur etwa gleichen Zeit hat sich ein Mitarbeiter des brasilianischen Präsidenten Bolsenaro krank gemeldet: Corona! Vor wenigen Tagen erst gehörte er zur Delegation im Weißen Haus und hat ein Selfie mit Donald Trump gepostet.