Düsseldorfer Polizei beschlagnahmt große Amphetaminmenge – Justiz lässt Verdächtigen entkommen
Eine der größten Amphetaminmengen der zurückliegenden Jahre hat die Düsseldorfer Polizei sichergestellt. In zwei Düsseldorfer Wohnungen wurden Rohstoffe und verbrauchsfertige Amphetamine sowie Kokain und Marihuana beschlagnahmt. Insgesamt hätten aus den Ölen und Pasten und weiteren Rohstoffen 73 Kilogramm verbrauchsfertige Aufputschmittel werden können. Das entspricht etwa 150.000 Portionen für den Straßenverkauf, zum Preis zwischen fünf und zehn Euro pro Portion. Vier Männer werden nun angeklagt, ander Spitze der in Untersuchungshaft sitzende mutmaßliche Anführer Dennis S. (34). Einer aus dem Quartett, Harun A. (31), konnte sich nach einem fatalen Fehler der Düsseldorfer Justiz absetzen, anstatt in die Untersuchungshaft einzufahren. Nach ihm wird nun europaweit per Haftbefehl gesucht.
Soko "Rex"
Die Sonderkommission hieß „Rex“ – weil der allererste Konsument ausgesagt hatte, sein Drogenverkäufer sehe aus wie ein Schäferhund. Das war im Februar 2019: Yassa D. (33) wurde in Düsseldorf Wersten festgenommen. Bei ihm fanden Beamte nach eigenen Angaben 700 Gramm Amphetamin. Ermittlungen im Anschluss führten zu dem Mann, den die Düsseldorfer Polizei für den Kopf der Gruppe hält: Dennis S. (34), kein bürgerlicher Beruf als Tarnung, aber mit zwei Wohnungen in Düsseldorf Flingern, die ihm als Drogenlager gedient haben sollen, so die Ermittler.
Ein Beil im Schlafzimmer
Im September 2019 durchsuchte die Soko Rex eine Wohnung an der Behrensstraße. Im Domizil von Daniel S. fanden sich fünf Kilogramm Amphetamin, Marihuana, Kokain. Und zwei Waffen: ein Beil im Schlafzimmer und ein selbstgebastelter Totschläger im Wohnzimmer.
Das eigene Kind verätzt
Damit waren die Ermittlungen aber noch nicht zu Ende. Anfang Dezember schnappte die Soko Rex an der Birkenstraße Harun A. (31), der aus der observierten Wohnung von Tim B. (34) mit zwei PET-Flaschen herauskam und zu seiner Frau ins Auto stieg. Auf der Rückbank des Fahrzeugs saß der sieben Jahre alte Sohn des Paares. Nach Angaben der Düsseldorfer Polizei verschüttete Harun S. die Flüssigkeit aus den beiden Kunststoffflaschen im Fahrzeug, kurz bevor er festgenommen werden sollte. Dabei traf er seinen Jungen und verätzte ihn schwer. Das Kind musste mehrere Tage lang stationär in einem Krankenhaus behandelt werden.
Sofort untergetaucht
Staatsanwältin Laura Hollmann bewertete die Ermittlungsergebnisse aus Sicht der Staatsanwaltschaft.
Die Düsseldorfer Justiz aber schickte Harun A. dennoch nicht in die Untersuchungshaft, sondern ließ des Tatverdächtigen gegen Auflagen frei – und zwar noch bevor man wusste, welche Flüssigkeit da eigentlich in den Flaschen gewesen war. „Der Verdächtige hatte eine Familie und einen festen Wohnsitz in Düsseldorf“, versuchte Staatsanwältin Laura Hollmann das Missgeschick zu erklären. Sofort tauchte Harun S. unter und wird bis heute gesucht. Fahnder vermuten, dass sich der Mann türkischer Herkunft ins Ausland abgesetzt hat. Tim B. soll seine Wohnung als Drogenversteck zur Verfügung gestellt und die Drogen abgepackt haben –den Ermittlungen der Polizei zufolge.
Ermittlungen gehen weiter
Die Beamten mochten am Freitag weder etwas dazu sagen, ob diese Gruppe Teil eines größeren Drogenrings war, noch dazu, wer als Kunde die Aufputschmittel kaufte. Nur so viel war den Beamten zu entlocken: „Die Ermittlungen dauern an. Gegen zwei der vier Beteiligten sei mittlerweile Anklage vor dem Landgericht erhoben worden. Sie haben langjährige Haftstrafen zu erwarten.
Das Auto, in dem das ätzende Amphetamin-Öl verschüttet wurde, gilt als Sondermüll. Die Inneneinrichtung müsse gesondert entsorgt werden, das Fahrzeuglandet vermutlich in der Schrottpresse. Dem verletzten Siebenjährigen geht es mittlerweile wieder gut. Er lebt nun allein mit seiner Mutter in Düsseldorf.
Was ist Amphetamin?
Amphetamin (auch: Phenylisopropylamin oder Amfetamin) ist eine synthetische chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Phenylethylamine und zählt dort zu den Weckaminen (Amine mit „aufweckender“ Wirkung). Es wird in der Medizin als Arzneistoff zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und der Narkolepsie verwendet. Amphetamin hat eine stark stimulierende und aufputschende Wirkung. Wie alle Amphetaminderivate und viele Stimulanzien wirkt es appetitzügelnd und in hohen Dosen euphorisierend. Daher ist es vor allem in der Drogenszene beliebt und unter Bezeichnungen wie "Speed" oder "Pep" weit verbreitet (Quelle: Wikipedia).