Düsseldorf Universität: Eine ruhige Hand und das Wunder unter der Glaskuppel
Jurassic Park – das war ja bloß Hollywood; Wiederauferstehung von Dinosauriern per Petrischale, pah! An der Universität Düsseldorf verhilft Lars Leonhard einem Baum-Dino zu neuer Blüte. „Wollemia nobilis“ ist eine australische Koniferen-Art, von der es bis Mitte der 1990er Jahre hieß, sie sei vor 50 Millionen Jahren ausgestorben. Denn bis dahin kannten Botaniker sie nur aus Versteinerungen. Dann musste die Nachricht vom Ende der Australo-Konifere korrigiert werden. Und nun sieht es sogar so aus, als entwickle einer der letzten Bäume seiner Art unter der Glaskuppel im Botanischen Garten der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, nun ja, Frühlingsgefühle.
Wieder entdeckt
Wunder Nummer eins geschah 1994: Der junge Ranger David Noble fand auf einer Klettertour in einem unerforschten Areal des Wollemi-Nationalparks einen Baum, den er nicht kannte. Seine Ranger-Kollegen? Auch nicht! Erst nach einigem Hin und Her wurde klar: Es handelt sich um ein lebendes Exemplar Wollemia nobilis. Seither wird der Standort der letzten 200 dieser Bäume nord-westlich von Sydney streng geheim gehalten und geschützt. Mit viel Aufwand auch jetzt – als die Buschfeuer wüteten.
Versteigerung
Nachgezüchtete Exemplare brachten bei Versteigerungen 1,5 Millionen australische Dollar ein (knapp eine Million Euro). In Deutschland wurde die erste Wollemie 2005 im Palmengarten von Frankfurt am Main gepflanzt. Der Botanische Garten der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf bekam zwei Exemplare zur Eröffnung des Gewächshauses als Geschenk.
Doch wie das mit manchen Geschenken so ist: Niemand wusste so wirklich, ob die Baum-Dinos hier heimisch werden. Also wurde eine Pflanze zu wissenschaftlichen Zwecken in einem Kübel als Steckling kultiviert – und die beiden Dinos unter der Düsseldorfer Glaskuppel eingepflanzt. Dort fühlten sich die Koniferen offenbar wohl und sind mittlerweile stattliche sechs Meter hoch gewachsen. Bereits vor einigen Jahren entwickelten sich – wie es bei der Wollemie üblich ist – männliche Zapfen.
Nun, im Jahr 2020, folgte Wunder Nummer zwei. Die ersten weiblichen Koniferen-Zapfen hingen in den Baumkronen. Die Blüten sind winzig – und eigentlich nur von Fachleuten zu erkennen. Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens, sagt: „Wir haben lange darauf gewartet, dass dies in Düsseldorf passiert, unser spezielles Gewächshaus bietet eine gute Umgebung für die Wollemie. Jetzt hoffen wir, dass eine Nachzucht klappt.“
Anstelle des Windes
Und da kommt die Hand von Lars Leonhard ins Spiel, dem Reviergärtner der Uni. Denn echten Wind gibt es nicht unter der Kuppel. Den bräuchte es aber, um die Inhalte der männlichen und der weiblichen Zapfen, nun ja, zusammenzubringen. Zudem sind die männlichen Zapfen noch gar nicht reif. Der Botanische Garten der Universität Marburg half mit eingefrorenen Pollen. Lars Leonhard stieg auf die Leiter und bestäubte die weiblichen Blüten – so als wäre er ein Wind.
Geduld
Nun müssen alle Geduld haben. Zwei Jahre wird es dauern, bis die Zapfen mit den Samen ausreifen. Etges: „In der Zeit wachsen die Zapfen und verholzen; schließlich werden sie rund zehn Zentimeter groß sein und dann auch gut in der Krone sichtbar.“ Nach der Aussaat der Samen kann es noch einmal sechs Monate dauern, bis sich ein Keimling zeigt. Erst dann weiß man, ob die Bestäubung durch Lars Leonhard tatsächlich erfolgreich war. Erfahrungen aus Marburg lassen zumindest hoffen. Dort wuchsen aus 900 Samen am Ende sechs Jungpflanzen heran.
Report-D wird weiter berichten.
Fotos; Heinrich-Heine-Universität