Düsseldorf Umweltspur – eine wichtige Durchsage | Kommentar
Achtung, liebe Düsseldorfer, auf der Umweltspur kommen ihnen jede Menge Falschfahrer entgegen. CDU, FDP, die Handwerkskammer und die Kö-Anlieger überziehen den Oberbürgermeister mit beißender Kritik. Dabei haben alle selber mitgemischt – bei eben jenen Umweltspuren.
Düsseldorfs CDU-Chef Thomas Jarzombeck sagte auf dem CDU-Kreisparteitag, durch die Umweltspur werde den Pendlern „das Leben zur Hölle gemacht“. Ob Beelzebub tatsächlich im SUV auf Seelenfang geht, ist unbekannt. Eine der Ideengeberinnen für die Umweltspur war die NRW-Umweltministerin und Christdemokratin Ursula Heinen-Esser – im Duett mit der Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher (ebenfalls CDU).
Neues Verkehrsschild
Abgesegnet hat den Düsseldorfer Versuch der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) – inklusive einem eigens entwickelten Zusatzschild für Fahrgemeinschaften, richtig: schwarze Schrift auf weißem Grund: 3+. Dass die CDU so gar nichts mit der Umweltspur zu tun hat, ist also ein höllischer Irrtum. Es handelt sich übrigens um eine weltweit etablierte Idee – in Oslo, Stockholm, London und Paris gibt es – richtig, verdammt viele Umweltspuren. Auch Berlin, Bielefeld und Mannheim haben solche. Teufel aber auch!
Anhalterin
In Düsseldorf Wersten muss man seit einigen Tagen aufpassen. Kaum steht man an einer roten Ampel, schon springt eine sportliche, überaus adrett gekleidete, beredsame Frau ins Auto – und schon hat man die FDP auf dem Rücksitz. Auch Bürgermeisterkandidatin Agnes Strack-Zimmermann schimpft gegen die Umweltspur wie ein Rohrspatz. In der Tirade kommt ein Satz aus der Rheinischen Post vom 20. September 2018 allerdings nicht vor: „FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus sieht in den ‚Umweltspuren‘ für seine Fraktion einen vertretbaren Kompromiss“, steht da. Reine Busspuren, so Neuenhaus, lehne die FDP ab. Aber wenn Taxen und Elektroautos und weitere Fahrzeuge auch auf diese Spuren fahren dürften – signalisierte die FDP ihren liberalen Segen. Bitte sehr: Alle liberalen Wünsch zu einer FDP-konformen Umweltspur wurden perfekt erfüllt.
Handwerk – Mundwerk
Das gilt auch für eine Forderung der Handwerkskammer Düsseldorf aus dem Jahr 2017. Damals sah sich jeder zweite Handwerksbetrieb in Düsseldorf grundlegend existenzgefährdet. Denn: Es drohten Dieselfahrverbote. Diese werden nun durch die Umweltspuren – sehr wahrscheinlich – abgewendet. Und was sagt der Präsident der Düsseldorfer Handwerkskammer Andreas Ehlert? Er kündigt – schlagzeilenwirksam in einem offenen Brief – der Stadt die Mobilitätspartnerschaft auf. Vor allem die Spursperrungen zentraler Verkehrsachsen träfen Handwerksbetriebe, Mitarbeiter und ihre Kunden hart; sie führten „zu massiven Störungen im Betriebsablauf und zu betriebswirtschaftlichem Schaden“. Immerhin – im schrillen Grundton liegt eine Art Beständigkeit.
Die soziale Kö
Düsseldorfs größte Sozialinitiative hat ihren Sitz an der Königsallee. Selbstverständlich fordern die dortigen Händler, dass Acht-Zylinder-25-Liter-auf Hundert-Kilometer-Fahrzeuge weiterhin bis vors Geschäft fahren können. Wie soll es auch anders gehen? Natürlich haben auch der Vorstandsvorsitzende der „IG KÖ“, Peter Wienen, und deren Geschäftsführer Hans Meijers einen offenen Brief geschrieben. Der Versuch mit der Umweltspur müsse sofort gestoppt werden – heißt es darin „Die Gefahr des Spaltens der Gesellschaft und damit auch das Fördern von radikalen Gruppen ist mit dieser Maßnahme nicht auszuschließen“, steht darin.
Die Luft auf der Corneliusstraße ist übrigens sauberer geworden. Falls es interessiert.
P.S: Weiß irgendjemand, wo in dieser Angelegenheit die Düsseldorfer Grünen stecken? Hinweise bitte gerne an report-D.