Düsseldorfer Tafel feiert einen sorgenvollen 25. Geburtstag: Zukunft ungewiss
Einen Geburtstag voller Sorgen feierte am Sonntag (10.11) die Düsseldorfer Tafel. Die Institution wird 25 Jahre alt. Pro Woche versorgt sie mehr als 8.000 Menschen in Düsseldorf kostenlos mit Lebensmitteln und warmen Speisen. Und nun droht ausgerechnet der Düsseldorfer Tafel die Obdachlosigkeit. Denn zum Sommer 2020 muss sie ihre Räume an der Völklinger Straße, die 300 Quadratmeter große Lagerhalle, die Büros und die Stellplätze für die Lieferwagen räumen. Zur Feierstunde im Theater an der Kö brachte OB Thomas Geisel die Nachricht mit, es zeichne sich eine Lösung ab: „Ich sehe weißen Rauch aufsteigen.“ Doch die Gründerinnen der Düsseldorfer Tafel sind skeptisch.
Kleine Urkunde für einen großen Einsatz: Die Stadt würdigte das Engagement der mehr als 60 Ehrenamtler bei der Düsseldorfer Tafel.
Heike Vongehr und Monika Lenz wollen nicht undankbar erscheinen. Was Oberbürgermeister Geisel als Vorschlag der Stadt im Gepäck hatte, können sie sich aber dennoch nicht so recht vorstellen. „Das bedeutet eine Menge Aufwand für uns“, sagt Heike Vongehr vorsichtig. Zwar will die IDR der Tafel dort einen festen Platz einräumen, wo sie einen großen Teil ihrer Waren abholt: auf dem Düsseldorfer Großmarkt. Doch dort wird neu gebaut. Die Tafel müsste Zwischenstation in einem Provisorium machen, bis der neue Großmarkt steht. Das Quartiersproblem der Tafel ist also vorerst ungelöst.
Tafelgründerin Heike Vongehr bedankte sich bei Helfern und Unternehmen für die Unterstützung der Düsseldorfer Tafel.
1994 hatte Heike Vongehr die Idee, das New Yorker Vorbild auch in Düsseldorf zu etablieren. Lebensmittel vor der Vernichtung zu bewahren und sie an all jene zu verteilen, die wenig haben. Zunächst hätten sich Stadt Düsseldorf und das Sozialamt wenig begeistert gezeigt. Doch die Beamten hatten nicht mit der Hartnäckigkeit der Gründerinnen gerechnet. In einem improvisierten Büro in einer Einliegerwohnung legten sie los.
Mehr als 1000 Tonnen pro Jahr bewegt
Und steuern heute eine Initiative mit mehr als 60 Ehramtlichen, „ohne die gar nichts funktionieren würde“, wie Heike Vongehr sagte. Mit rund 1040 Tonnen an geretteten Lebensmitteln werden neun Lebensmittelausgaben im Düsseldorfer Stadtgebiet bestückt, drei Tagesstätten, Suppenküchen, Nachtunterkünfte und viele weitere soziale Einrichtungen versorgt. Im Jahr 2007 kam die Düsseldorfer Kindertafel hinzu, die Kindern aus einkommensschwachen Familien das Schulmittagsessen finanziert. Seit 2009 gibt es eine Seniorentafel in Düsseldorf Garath, an der bedürftige Senioren drei Mal pro Woche ein warmes Mittagsessen bekommen.
Talkrunde mit Hausherr René Heinersdorff als Moderator, den Tafelgründerinnen Heike Vongehr (l.) und Minika Lenz (2. von rechts), Bäcker Josef Hinkel (r.) und einer Vertrterin der Düsseldorfer Metro.
„Vor allem die älteren Leute kommen noch viel zu selten zu uns, weil sie sich schämen“, sagt Monika Lenz, die sich von Anfang an als Kassiererin und zweite Vorsitzende engagiert. An sechs Tagen pro Woche kreisen die Lieferwagen der Tafel, um Lebensmittel einzusammeln. „Zur Geburtstagsfeier wollte ich kein Klimbim“, sagte Heike Vongehr. Schnittchen und Getränke waren von den Händlern des Karlsplatzes und von Bäcker Josef Hinkel gestiftet worden. In der von Theaterchef René Heinersdorff moderierten Talkrunde verriet Vongehr ihren größten Wunsch: „Ich möchte, dass wir als Tafel so rasch wie möglich überflüssig werden.“