Düsseldorf Karneval: Stadt soll hohe Saalmieten in der Rheinterrasse deckeln
Der „Sitzungskarneval in der Rheinterrasse steht vor dem Aus“. Unter dieser Überschrift hat das Comitee Düsseldorfer Carneval, CC, am Mittwoch (30.10.) einen Hilferuf an die Stadt gerichtet. Dabei geht es um die Rheinterrassen, die der Stadt Düsseldorf gehören und die an die Firma Stockheim verpachtet sind. Dort werde den Karnevalsvereinen nach der Insolvenz von Stockheim demnächst kein Brauchtumsrabatt mehr gewährt.
Sponsorenvertrag gekündigt
Versuche des CC, mit der Stockheim-Geschäftsführung darüber zu sprechen, würden seit einem Jahr abgeblockt, heißt es aus dem CC. Aus Verärgerung über hohe Preise und Hinhaltetaktik hat das CC dem Traditionsunternehmen Stockheim den Sponsorenvertrag gekündigt – so CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann. Ein Stadtsprecher sagte gegenüber report-D, man prüfe derzeit die Pachtverträge. Ein Sprecher der Firma Stockheim wies die Vorwüfe des CC zurück. Man sei ständig im Gespräch. Zuletzt habe man am Dienstagabend (29.10.) Vertretern von 15 Karnevalsvereinen die Preisentwicklung ab der Session 2020/21 ausfürlich erläutert. Für die jetzt anstehende Session gebe es hohe Rabatte, so der Stockheim-Sprecher.
Die Stadt soll den Kehraus des Sitzungskarneval aus der Düsseldorfer Rheinterrasse verhindern.
In der Pressemitteilung des CC werden die Karnevalsfreunde der katholischen Jugend, KakaJu, als Beispiel für die Kostensteigerung genannt. Dieser Mitteilung zufolge musste die KakaJu im Jahr 2018 für den Radschlägersaal 550 Euro Miete zahlen. Im Jahr 2019 seien für Miete, Reinigung und Energie 2980 Euro berechnet worden. Für die kommende Session habe Stockheim 3430 Euro aufgerufen. Und CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann nennt 14.300 Euro als Preis für 2020/2021.
„Auf diesem Preisniveau kann und wird ein Sitzungskarneval in der Rheinterrasse nicht mehr stattfinden“, schimpft CC-Präsident Michael Laumen. Ohnehin hätten sich viele Vereine über die Servicequalität in der Rheinterrasse beschwert. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Firma Stockheim überhaupt kein Interesse daran habe, mehr Geld über das Catering zu verdienen.
Stockheim widerspricht der Darstellung des CC
Stockheim-Geschäftsführerin Margret Stockheim widerspricht energisch: „Wir haben die Karnevalsveranstaltungen in den letzten Jahren – auch aus Verbundenheit mit dem Brauchtum – weit unter Selbstkostenpreis durchgeführt. Nun kommen wir nicht umhin, dies zu ändern. Auch aus Verantwortung unseren Mitarbeitern, unseren Lieferanten, dem Unternehmen, unserem bewährten Partner, der Stadt Düsseldorf, und unseren Gläubigern gegenüber, die unserem Insolvenzplan zugestimmt haben.“ Damit sich die Karnevalsvereine auf die veränderten Preise einstellen könnten, habe man jetzt die Preise für die übernächste Session 2020/21 kommuniziert. Unterstützt worden sei die Geschäftsführung dabei durch einen Vertreter aus dem Kreis Insolvenzverwalter. Quintessenz auch von dessen Vortrag: Man müsse künftig wenigstens kostendeckend arbeiten. Mit dem CC habe man – entgegen deren Darstellung – mehrfach gesprochen. Auch für den Termin am Diesntagabend sei CC-Geschäftsführrer Tüllmann natürlich eingeladen gewesen, habe aber sehr kurzfristig und ohne Angabe von Gründen abgesagt.
Konditionen deckeln?
Das CC möchte die Stadt Düsseldorf offenbar unter Hinweis auf den Abriss der alten und Bau der neuen Stadthalle an der Messe zum Eingreifen motivieren. Die Stadthalle alt an der Fischerstraße war Heimat legendärer Karnevalssitzungen. In der Stadthalle neu, an der Messe, gebe es für das Brauchtum günstige Konditionen; indes sind die Räume dort viel zu groß für die meisten Vereine. Eben aus diesem Grund und wegen der zentralen Lage ist die Rheinterrasse bei vielen Jecken so beliebt. Ob der Eigentümer Stadt dem Pächter Stockheim eine Mietpreisbremse verordnen kann?
Für die anstehende Session 2019/20 weiß das CC nach Auskunft seines Sprechers Hans-Peter Suchand bislang von keinen Absagen der häufig seit langem gebuchten Sitzungstermine.