Düsseldorf Hamm: Das gallische Dorf trifft den Sturkopf-Oberbürgermeister
Das gallische Dorf – Düsseldorf Hamm. Und der Sturkopf-Oberbürgermeister, Thomas Geisel. Aus solchen Treffen werden Erzählungen für die Lagerfeuer der nächsten Jahre gemacht. So gesehen, hat Geisel den Dienstagabend (29.10.) überlebt. Rund 150 Bürger aus Düsseldorf Hamm reisten sogar eigens in den Nachbarstadtteil Bilk, in die Hulda-Pankok-Gesamtschule, um der ungeliebten Stadtspitze die Stirn zu bieten.
Im eigenen Viertel fand sich, angeblich, kein ausreichend großer Saal. Seit fünf Jahren befindet man sich in einem Bürgerdialog über einen Bebauungsplan für den Stadtteil, von dem die Hammer sagen, dass sie jegliches Vertrauen in die Stadt verloren haben. „Wir kommen zu einem Konsens – und hinterher findet sich nichts davon in den städtischen Plänen wieder.“
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel beantwortet Bürgerfragen.
Bös, aber anschaulich verkürzt, soll Düsseldorf Hamm kein zweites Düsseldorf Itter werden. Damit sind Bauträger-Modelle gemeint, bei denen jedes Haus exakt so aussieht wie das Gemäuer rechts und links. „Da kommt man aus der Kneipe – und findet die eigene Haustür nicht“, brachte ein Hammer Bürger die Ablehnung solche Langweiler-Siedlungen auf den Punkt. Am Ende des Bürgerdialogs gab es deshalb einen Appell an Geisel: „Lassen sie Hamm aus eigener Kraft wachsen – langsam.“
Da musste Thomas Geisel schlucken. Denn Platz ist knapp in Düsseldorf. Und eigentlich hätten die Hammer genug davon. 2500, 3500 Menschen könnten dort eine Wohnung finden – wenn es nach den Plänen der Stadt ginge. Doch das wollen die 4500, die in Kappes Hamm leben – nicht! „Wir verstehen nicht, warum unsere Baupläne durch eine Veränderungssperre behindert werden“, sagte ein Anwohner im OB-Dialog.
Aug’ in Auge – mit dem Bürger: OB Geisel beim Bürgerdialog.
Und egal – wie man zu ihm steht: Thomas Geisel macht auch in solchen Situationen einen gerade Rücken. Er stellte sich vor seine Mitarbeiter. „Untereinander sind sich die Anwohner ja auch nicht einig“, kommentierte er die Idee, einfach keinen Bebauungsplan aufzustellen und Baugenehmigungen nach Paragraph 34 Baugesetzbuch zu erteilen. Danach muss ein neues Haus in Art und Höhe den Nachbarbauten entsprechen.
Neben der Frage, wer wie welche Grundstücke bebaut, brachten die Bürger im Dialog die Lärmfrage auf den Tisch. Im Süden macht der Südring Krach, im Norden die Gewerbebetriebe des Hafens. Auch hierbei redete Geisel den Bürgern nicht nach dem Mind. „Wenn ein Unternehmer wie die Fortin Mühlenwerke im Hafen eine Genehmigung haben, müssen sie sich darauf verlassen können, dass die gilt.“ Falls es eine Erweiterung geben soll, müsse die Lärm- und Luft-Emission vor der Genehmigung geprüft werden.
Einkaufsmöglichkeiten
Am Ende nahm Thomas Geisel den Wunsch mit ins Rathaus, dass sich die Anwohner von Düsseldorf Hamm einen Supermarkt gegenüber des Werbesenders QVC wünschen. „Denn bei uns fehlen die Möglichkeiten, Lebensmittel im Stadtteil einzukaufen. Und vielleicht würden die Arbeitnehmer aus dem Hafen auch gerne in der Nähe ihre Einkäufe erledigen.“ In der nun für 15,9 Millionen Euro ausgebauten Grundschule an der Heinsenstraße sollte sich ein neues Zuhause für das Heimatarchiv von Düsseldorf Hamm finden –wünschte sich ein Bürger zum Abschluss dieses Bürgerdialogs.
Schlagzahl
Es war der 35. Bürgerdialog von Thomas Geisel. Wenn er tatsächlich alle 50 Stadtteile besuchen will, muss er seine Schlagzahl bis zur nächsten Kommunalwahl deutlich erhöhen. Ein Dislog pro Monat wird nicht ausreichen.