Düsseldorf Wersten: Radfahrer, eine Kutsche, viel Stau – die dritte Umweltspur im Härtetest
Autofahrer stauten sich am Montagmorgen (28.10.) nach Angaben aus sozialen Medien bei ihrer Fahrt nach Düsseldorf bis auf die Autobahn A59 zurück. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) zog Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) demonstrativ eins über: Es gehe nicht an, dass Düsseldorf die Pendler drangsaliere. Das Düsseldorfer Rathaus verwies hingegen kühl darauf, dass NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (ebenfalls CDU) auch die dritte Umweltspur der Stadt gerne in den Luftreinhalteplan für Düsseldorf aufgenommen habe. 50 Radfahrer des ADFC testeten die vieldiskutierte Meile im Pulk. Und DJ Theo Fitsos klapperte mit einer zweispännigen Pferdekutsche hinterher – er verteilte Altbier an gestresste Autofahrer. Langweilig wird es auf der halbseitig für Busse, Taxen, Fahrgemeinschaften, Elektroautos und Radfahrer gesperrten Werstener Straße/Witzel Straße jedenfalls nicht.
Es winkt ein Schreinermeister Dirk Schmidt, der dem bissigen Protest seiner Düsseldorfer Handwerkskammer täglich davonstrampelt.
Tag eins nach den Herbstferien war von Freund und Feind der Umweltspur zum Testfall erklärt worden. Bei Sonnenaufgang um 8 Uhr trafen sich die Radler des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) an der Kreuzung Werstener Straße/In den Benden. Gemeinsam wollten sie ausprobieren, worüber heftigst gestritten wird. „Ich nutze als Radfahrerin die beiden Umweltspuren im Düsseldorfer Norden mittlerweile regelmäßig und sehr gerne“, berichtete Lerke Tyra, die Düsseldorfer ADFC-Vizevorsitzende. Sie hatte Respekt vor dem Test: „Hier in Wersten ist das bei der Verkehrsdichte und dem Tempo der anderen Verkehrsteilnehmer sicher noch einmal etwas anderes.“
Extrem umweltfreundlich, aber eben auch langsam und breit: die Pferdekutrsche auf der Umweltspur.
Das sehen viele Radler, die die Strecke jeden Morgen bewältigen, offenbar ähnlich. Viele fahren wie gewohnt auf dem Bürgersteig, der für Radfahrer weiterhin freigegeben ist. Denn wenn von hinten ein Rheinbahnbus naht oder ein Taxi heranrauscht, fühlen sich viele Zweiradbesitzer so, als säße ihnen der Leibhaftige im Nacken. „Man muss sicherlich trainieren, sein Tempo beizubehalten“, sagte Lerke Tyra. Ihr Fazit nach dem Test: „Uns kam zugute, dass wir viele waren – eine kritische Masse eben. Da musste niemand Angst haben, abgedrängt oder ausgebremst zu werden.“ Empörtes Hupen oder wütende Kommentare der Autofahrer habe sie jedoch nicht gehört. „Aber fest steht: Die Umweltspuren werden jetzt ein Jahr lang in Düsseldorf getestet. Für den ADFC ist das nicht der Goldstandard, dass wir uns die Spur mit Taxen und Bussen teilen müssen. Wir fordern eigene Fahrradstraßen und Spuren – abgetrennt vom übrigen Verkehr.“
Autopendler im Stau – der laut sozialen Medien über die A46 bis auf die A59 zurückreichte.
Derweil berichteten Autofahrer, dass sie sich Schleichwege in die Stadt suchen, um nicht im Stau stehen zu müssen. Viele fuhren von der Autobahn A46 bereits in Düsseldorf Eller ab und quälten sich so in die Innenstadt. Andere wichen in die Universität aus – Achtung: Tempo 30! Die empörten Autofahrer haben sich bereits zu Wort gemeldet – in Leserbriefen, Radiokommentaren, Internet-Posts. Zum vollständigen Bild zur Umweltspur wird gehören, dass auch Buspassagiere und Radfahrer befragt werden. ADFC-Frau Lyra fragt sich: „Warum wirbt eigentlich die Rheinbahn nicht offensiv mit den Vorteilen der Umweltspur?“
Busse auf der schnellen Spur – warum wirbt die Rheinbahn nicht damit?
Für die Radfahrer könnten die Markierungen ruhig noch sichtbarer sein – auf Werstener- und Witzel-Straße, hieß es aus der ADFC-Gruppe am Montagmorgen. Am Dienstag (29.10.) wird die Umweltspur ins Düsseldorfer Rathaus verlängert. Dann wollen sich OB Geisel und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke zu den ersten Erfahrungen und den weiteren Plänen äußern.