Streik der „Unsichtbaren“ am Flughafen Düsseldorf
Die Reinigungskräfte am Flughafen Düsseldorf arbeiten fast unsichtbar und sorgen in den Terminals und Flugzeugen für Sauberkeit. Mit einem Warnstreik am Dienstag (8.10.) protestierten sie gegen die festgefahrenen Tarifverhandlungen für das Gebäudereiniger-Handwerk, dem auch sie zugeordnet sind. Die Industriegewerkschaft BAU (IG Bau) hat auch in der sechsten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern keine Einigung erzielen können.
DGB-Regionsgeschäftsführerin Sigrid Wolf (Mitte) unterstützt die Streikenden am Flughafen
Zur zentralen NRW-Streikversammlung trafen sich die Beschäftigten am Dienstagmittag am Düsseldorfer Flughafen. Die Reinigungskräfte an den Flughäfen Frankfurt, Berlin-Tegel und Münster/Osnabrück legten ebenfalls die Arbeit nieder. Die Warnstreiks sollen den Arbeitgebern signalisieren, dass die Gewerkschaft IG Bau nach sechs Verhandlungsrunden ein Entgegenkommen erwartet. Die Zentralen Forderungen der IG Bau sind Zuschläge für Überstunden, für die Arbeit an Feiertagen sowie für qualifizierte und schwere Arbeiten.
Nach Angaben von Ulrike Laux, Verhandlungsführerin der Gewerkschaft, wollen die Reinigungsunternehmen Regelung erreichen, bei der Teilzeitkräfte und Mini-Jobber quasi ohne Überstundenzuschläge Mehrarbeit leisten sollen. Das beträfe eine Vielzahl der Beschäftigten. Die Gewerkschaft sieht es als gerechtfertigt an, Reinigungskräfte im Bereich der anspruchsvollen Industriereinigung drei Euro extra pro Stunde zu bezahlen. Hier liegt das Angebot der Arbeitgeber nur bei 75 Cent. Obwohl bereits höhere Zuschläge vereinbart waren, wollen die Reinigungsunternehmen für die Arbeit an Feiertagen diese nicht länger bezahlen, kritisiert die IG Bau. Für die Reinigungskräfte sei es wichtig, dass ihre Arbeit gewertschätzt wird, was sich auch in der Bezahlung ausdrücken müsse. Ein Zeichen dafür könnte sein, dass die Beschäftigten endlich ein Weihnachtsgeld beziehen – was die Arbeitgeber aber ablehnen.
Die IG BAU-Regionalleiterin Antonia Kühn bei der Aktion am Flughafen
Antonia Kühn, Regionalleiterin IG BAU Rheinland, sieht auch den Staat in der Pflicht, dem Preisdumping bei den Reinigungsunternehmen entgegenzuwirken, damit diese ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen. „Der Staat hat als Auftraggeber eine besondere Bedeutung und Verantwortung: 40 Prozent aller Aufträge in der Reinigungsbranche kommen von der öffentlichen Hand. Die Landesregierung muss aufhören, nur über die Wichtigkeit der Sozialpartner sprechen, sondern muss auch dafür sorgen, dass öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden!“, betont Kühn.
Die Gewerkschaft hat verschiedene Vorschläge, wie die Arbeitgeberseite ihnen entgegenkommen könnte. Neben generellen Bonus-Pauschalen oder gestaffelten Jahres-Gratifikationen, könnte Weihnachtsgeld für Gewerkschaftsmitglieder oder freie bezahlte Arbeitstage als Respekt-Bonus vereinbart werden. Die IG Bau erwartet ein Signal der Arbeitgeber, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Bis dahin sind weitere Warnstreiks möglich.
Fotos: Stefan Fahl, DGB-NRW