Düsseldorf: Obdachlose fühlen sich wie Menschen zweiter Klasse
„Bitte lassen sie die Finger von den Obdachlosen“ appellierte Kö-Peter am Donnerstagmittag (26.9.) vor den Rathaus und sprach damit Ordnungsdezernent Christian Zaum, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Miriam Koch, Leiterin des Amts für Migration und Integration, direkt an. Denn die Stadt hat sich vorgenommen vier zentrale Plätze in Düsseldorf (Hofgarten, Ratinger Tor, Rheinkniebrücke und Hafen) von den Lagerplätzen der Obdachlosen zu befreien. Dies führte zu Räumungen und zur Verteilung von Steinen unter der Rheinkniebrücke, um dort das Lagern zu unterbinden. Die Obdachlosen fühlen sich vertrieben und das Angebot der Stadt einer neuen Notschlafstelle in Düsseldorf Heerdt kam offenbar nicht bei ihnen an. Sie ist seit Anfang September in Betrieb, aber übernachtet hat dort bisher niemand.
Im Regen vor dem Rathaus – die Steine auf den Stufen – Verständnis von der Stadt gab es nicht
Heftige Kritik hat es gegen die Stadt Düsseldorf gegeben, nachdem der Lagerplatz der Obdachlosen unter den Rampen zur Rheinkniebrücke geräumt worden war und große Steine dort jetzt verhindern sollen, dass erneut dort übernachtet wird. Der Platz sei vermüllt gewesen und Ratten seien umhergelaufen führte die Stadt als Grund für die Vertreibung der Obdachlosen an. Außerdem hätten sich Nachbarn beschwert.
Mittlerweile sind die Steine weg und die Stadt arbeitet an einer anderen Lösung das Lagern dort unmöglich zu machen
Ob es Nachbarn waren oder Menschen, die die Aktion der Stadt nicht gut fanden ist nicht bekannt, aber am Mittwochabend waren die Steine so zur Seite geschoben worden, dass der Platz unter der Brücke wieder frei war. Allerdings war sofort der Ordnungs- und Servicedienst der Stadt zur Stelle, so dass niemand auf die Idee kam, sein Lager aufzuschlagen. Für die Obdachlosen und die Streetworker von fiftyfifty brachten die Steine das Fass zum Überlaufen und sie organisierten eine Protestaktion am Donnerstag, bei der einige der Steine auf die Rathaustreppen gelegt wurden. Ihr Vorwurf: Die Stadt vertreibt die Obdachlosen, bietet aber keine Alternativen. Wohnraum sei für die Menschen von der Straße im ohnehin schwierigen Düsseldorfer Wohnungsmarkt nicht zu bekommen, erzählen viele Betroffenen. Sie würden sich wünschen von der Stadt Unterstützung zu bekommen.
Miriam Koch, Christian Zaum und Burkhard Hintzsche beim Pressetermin in der Notschlafstelle Aldekerkstraße
Prinzipiell stimmt Miram Koch den Obdachlosen zu. Wenn sie könnte, würde sie gerne allen Wohnraum geben, doch Wohnungen stehen nicht zur Verfügung. Es soll aber in Düsseldorf niemand unter einer Brücke schlafen müssen, deshalb hat die Stadt in einer alten Schule an der Aldekerkstraße in Düsseldorf Heerdt 30 neue Schlafplätze geschaffen. Das niederschwellige Angebot können auch Menschen mit Hunden oder Paare annehmen.
Ab Montag kann an der Aldekerkstraße 21-23 von 18 bis 8 Uhr übernachtet werden.
Die Unterkunft liege zwar etwas außerhalb, aber es gebe sogar die Möglichkeit Rheinbahnfahrkarten für die Fahrt dorthin zu erhalten. Eigentlich sollten die vier von der Stadt über die Organisationen Franzfreunde, Caritas Diakonie und Axept beauftragten Streetworker und der OSD den Obdachlosen die neuen Schlafstelle in Heerdt vermitteln. Es wäre sogar ein Transport ermöglicht worden, um Hab und Gut dorthin zu bringen. Doch die Kommunikation funktionierte scheinbar nicht. Bisher hat dort noch niemand übernachtet. Ab Montag will die Stadt nun einen zweiten Anlauf nehmen und hofft, dass die Obdachlosen diesem Standort eine Chance geben. Bei einem Pressetermin am Donnerstag wurde die Unterkunft vorgestellt. Neben Mehrbettzimmern gibt es auch Zweier- und Einzelzimmer.
Eines der Mehrbettzimmer
Kommentar: Mehr Kommunikation
Vier Streetworker von vier Organisationen sollen die städtischen Angebote vermitteln und den Obdachlosen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Daneben gibt es die Angebote vom fiftyfifty-Team, die intensiven Betreuungsarbeit bei den Obdachlosen leisten, da viele als Verkäufer der Straßenzeitung von fiftyfifty aktiv sind. Warum es nicht möglich war, die Kommunikation zwischen Stadt und allen Streetworkern im Sinne der Obdachlosen zu gestalten, verwundert. Vielleicht wäre dann die Missstimmungen zur Räumung des Ratinger Tors und der Rheinkniebrücke erst gar nicht aufgekommen. So forderte nun fiftyfifty vor dem Rathaus, Miriam Koch sei überfordert und solle ihr Amt niederlegen. Ob sich dadurch die Kommunikation verbessert ist fraglich. Gemeinsame Anstrengungen Wohnraum für die Obdachlosen zu schaffen – das wäre sinnvoller.