Düsseldorf Stockum und Lohausen: Anwohner lehnen Eventfläche für 80.000 Besucher empört ab
Die Anwohner lehnen die Idee strikt ab, auf einem Parkplatz der Düsseldorfer Messe ein Konzertgelände für 80.000 Besucher zu schaffen. Das wurde bei einer Vorstellung der Pläne am Donnerstagabend in der Arena deutlich. Rund 60 Zuhörer hatten den schlecht ausgeschilderten Weg in die Katakomben des Stadions gefunden. Sämtliche Stellungnahmen in der zweieinhalbstündigen Veranstaltung kritisierten D.Live, Stadtverwaltung und Rat für die Absicht, noch mehr Lärm und Abgase in den ohnehin belasteten Düsseldorfer Norden zu bringen.
Wie das Luftbild zeigt, gibt es keine direkten Anwohner, aber Lärm und Verkehr wird auch die angrenzenden Gebiete beeinflussen, Luftbild: Stadt Düsseldorf, Eventfläche rot umrandet
Nachdem die Stadttochter D.Live im vergangenen Jahr spontan den Balladen-Sänger Ed Sheeran in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens präsentieren wollte – und damit gescheitert war, läuft nun ein ordentliches Bebauungsplanverfahren für die Eventfläche. Die Bürgeranhörung am Donnerstagabend war der allererste Schritt – eine Information auf der Basis noch nicht fertiger Pläne. Parallel werden Behörden und Träger öffentlicher Belange angehört und daraus ein fertiger Plan entwickelt. Dieser geht dann wieder in eine öffentliche Anhörung. Am Ende wird der Düsseldorfer Stadtrat über die Eventfläche entscheiden.
Im B-Plan-Verfahren haben die Bürger die Möglichkeit ihre Bedenken einzubringen, Grafik: Stadt Düsseldorf
Die Anwohner äußerten am Donnerstag größte Bedenken. Ihre Punkte dabei sind Lärm, (Auto-)Verkehr, Naturzerstörung und der wirtschaftliche Nutzen dieser Fläche. Zahlreiche Diskussionsteilnehmer lehnten das Projekt insgesamt ab.
Rund 60 Interessierte waren am Donnerstag in die Arnea gekommen
Lärm
Ein Schallschutzgutachter hat auf der Basis von Berechnungen einen auf den Folien in Lila eingefärbten Kreis um die Eventfläche gezogen. Dort sollen bei Veranstaltungen mit 80.000 Gästen 70 dBA Lärm zu hören sein. Das entspricht einem Schreien oder dem Krach eines Rasenmähers. Der Wert entstammt den geltenden Grenzwerten für „Freizeitlärm“. Auf der städtischen Folie war der Kreis so gezogen, dass er an keiner Stelle Wohnhäuser traf. Doch das vermochte die Anwohner nicht zu beruhigen. Sie verwiesen auf den bereits vorhandenen Lärm durch Flughafen, Autobahn A44 und das Fußballstadion. Selbst wenn die Eventfläche nur in den messelosen Sommermonaten Juni, Juli, August genutzt werden dürfe und nur vier bis sechs Großveranstaltungen während dieser Zeit erlaubt seien, bringe der Aufbau, das Ereignis und der Abbau jede Menge neuen Lärm ins Wohnviertel.
Die Planungen sehen zwei Varianten für die Fläche vor, je nach Event, Grafik: Stadt Düsseldorf
(Auto-)Verkehr
Die Stadtverwaltung zeigte, wie 80.000 Menschen zu dem Gelände kommen sollen. Die Grundidee: Autofahrer, Bahnfahrer, Radfahrer und Fußgänger werden auf getrennten Wegen zum Eventgelände geführt. Dort ist der Haupteingang im Süden – zur Innenstadt hin. Die Autofahrer sollen ausschließlich über die A44 und die vorhandenen Abfahrten zu den vorhandenen Parkplätzen kommen. Die Wohngebiete in Düsseldorf Lohausen sollen so abgeriegelt werden, wie Düsseldorf Oberkassel und Düsseldorf Niederkassel zu Zeiten der Rheinkirmes: Einfahrt nur für echte Anwohner und deren Besucher.
Natur
Intensiv gefragt wurde nach dem Zustand aus dem Bogen gezogenen 60 Bäume. Antwort: Diese stünden in der städtischen Gärtnerei und warteten dort darauf, wieder auf dem Messegelände eingepflanzt zu werden. Dort stehen derzeit 858 Bäume. Nach derzeitiger Planung sollen 65 gefällt werden. Die 60 ausgegrabenen Bäume aus dem vergangenen Jahr sind als Ersatz gedacht. Die Anwohner sorgen sich um das Schicksal dort brütenden Greifvögel. Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass der Fluglärm die Tiere nicht störe, kann aber nicht sagen, was passiert, wenn 80.000 Konzertbesucher grölen und die Vögel vergrämen. Eine Anwohnerin verwies auf 20bis 25 Rehe, die das Gelände nutzten. Mehrere Teilnehmer forderten, die Freiflächen für Spaziergänger zu erhalten. Zum Bebauungsplanverfahren gehört ein Umwelt- und Artenschutzgutachten.
Wie die Besucher sicher ins und aus dem Veranstaltungsgelände kommen war ebenfalls Bestandteil der Information
Wirtschaftlicher Nutzen
Als die Empörung bereits gestiegen war, äußerten mehrere Teilnehmer die Befürchtung, dass D.Live mit dem Gelände Schiffbruch erleiden werde – und der Bürger nicht nur Lärm und Abgase ertragen müsse, sondern auch noch die wirtschaftlichen Verluste der Stadttochter zu tragen habe.
Systemkritik
An mehreren Punkten der Diskussion wurde deutlich, dass die Bürger die Eventfläche zum Anlass nehmen, das demokratische System in Frage zu stellen. „Ich halte nicht von dieser Regierung. Sie tut seit Jahrzehnten nichts“, sagte ein Senior und ließ offen, ob Düsseldorf gemeint war. Ein jüngerer Anwohner forderte, „die hohen Herren sollen mal hier hinkommen und sich die Wut und den Frust anhören. Sie werden ja ohnehin über unsere Köpfe hinweg entscheiden.“ Als seitens der Verwaltung auf das Ergebnis einer Beteiligung mit Kindern und Jugendlichen verwiesen wurde, die sich für die Eventfläche ausgesprochen hatten, fiel der Satz einer Anwohnerin: „Was haben Jugendliche aus Garath hier mitzureden?“