Düsseldorf hat 28 Nationen zu Gast: Bürgermeister wollen voneinander lernen
Wie können sich ganz normale Menschen in New York eine Wohnung leisten? Wie schafft es die französische Gemeinde Sceaux, die Kreativität und das Engagement ihrer Bürger zu unterstützen und so Vorzeigeprojekte für die Kommune zu kreieren? Und was kann Düsseldorf davon übernehmen? Zu viele Fragen auf einmal? 75 Delegierte aus 28 Ländern treffen sich an diesem Wochenende (30.8 bis 1.9.) in Düsseldorf zu einem Erfahrungsaustausch der großen Städte. Das 2015 gegründete „International Observatory of Mayors on Living Together“ tagt im Düsseldorfer Rathaus. Die Bürgermeister wollen voneinander lernen.
Miethaíe hier und anderswo
Derzeit erleben es Menschen in Düsseldorf Flingern, Unter- und Oberbilk, wie ihnen Miethaie das Leben in der Stadt unmöglich machen. Die beiden Töchter eines Immobilienmagnaten machen in schlicht kopierten Schreiben Eigenbedarf für zahlreiche Wohnungen geltend. Modernisierungen vertreiben die angestammten Mieter. Davon, dass studierte Leute das ganze „Gentrifizierung“ nennen, haben die Betroffenen schlicht gar nichts.
Strikte Auflagen in New York
Ein Weg, um Menschen aller Einkommensklassen das Leben in New York zu ermöglichen, ist MIH – Mandatory Inclusionary Housing. Hier bekommen immobilienunternehmen ihre Baugenehmigungen nur gegen strikte Auflagen darüber, welchen Anteil ihrer Wohnungen sie welchen Einkommensklassen anzubieten haben. Das ist auf den Prozentpunkt genau festgelegt und wird überprüft. Kein perfektes Modell, das mit einem Schlag alle Mietprobleme großer Städte löst. Aber ein Werkzeug, das den Mietkapitalismus in großen US-Städten deutlich schärfer an die Kette legt, als es derzeit Düsseldorf macht.
Im offenen Doppeldecker-Bus erkundeten die Delegationen Düsseldorf. Bildmitte: OB Thomas Geisel.
Die französische Gemeinde Sceaux liegt zehn Kilometer südwestlich von Paris und bietet knapp 20.000 Menschen ein Zuhause. Der Bürgermeister wollte mehr sein als der Chef einer Schlafstadt im verlängerten Schatten des Eifelturms. Eines seiner Werkzeuge dazu war das Bürgerbeteiligungsportal UPSceaux, das laut dem Vortrag auf der Konferenz bereits 90 Projekte in der kleinen Stadt hervorgebracht hat. Alle Bürger können sich dort online einfach anmelden und ihre Idee miteinander diskutieren, nach Unterstützung fragen und wichtige Termine mit einem Klick bekannt machen. Laut der Webseite gibt es mittlerweile neun Ableger in weiteren französischen Städten – allein drei davon in Paris.
Kampf gegen Rechtsradikale und Mafia
Im Workshop „Resilient Cities“ drängelten sich am Samstag zahlreiche Teilnehmer. Denn dort sprachen Leoluca Orlando, der Bürgermeister von Düsseldorfs Partnerstadt Palermo und seine MitarbeiterInnen. Sie berichteten über Palermos Präventionsarbeit gegen Radikalisierung. Rechtsradikale Blödmänner gibt es dort ebenso wie in Düsseldorf. Hinzu kommt die Mafia, die lukrative Bereiche der Stadt unter ihre Kontrolle bringen will. Beide zusammen –Faschisten und Mafia – nutzen die Einwanderer, um Stimmung zu machen. Palermo hingegen setzt auf ein verstärktes Miteinander und die Integration anstelle der Ausgrenzung neuer Nachbarn.
Thema am Konferenztisch: die besten Projekte. Foto: Stadt Düsseldorf/Marc-André Hergenröder
Fünf Workshops
Ob „Stadtplanung und Stadtentwicklung“, „Nachhaltigkeit und Gesundheit“, „Sicherheit und Gefahrenabwehr“, „Digitalisierung und Bürgerengagement“ und „Inklusive Gesellschaften“ – auf all diesen Feldern tauschten sich die Teilnehmer aus. Denn eines ist klar: Angesichts großer Herausforderungen muss das Rad nicht an allen Ecken dieser Welt neu erfunden werden.
Selber anschauen und mitreden
Die Anstöße der Konferenz werden in einer interaktiven Ausstellung präsentiert. Unter dem Motto "Heute Stadt von Morgen denken" dokumentiert sie neben den Umfrageergebnissen die Diskussionen der Teilnehmer vom Vortag. Diese werden noch in der Nacht zu Sonntag zusammengefasst: Besucherinnen und Besucher können dabei ihre Anregungen und Wünsche für die Zukunftsfragen einer Großstadt wie Düsseldorf formulieren. Die Ausstellung ist vom 1. bis 7. September im NRW-Forum und vom 9. bis 15. September im Café Europa, Marktplatz 6b, zu sehen.
Foto: Stadt Düsseldorf/David Young