Düsseldorf: Kampf der Feuerwehr gegen Falschparker
Viele Autofahrer machen sich keine Gedanken darüber, ob ihr Fahrzeuge so abgestellt ist, dass im Notfall Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr an ihnen vorbeikommen. Diese Erfahrungen macht die Feuerwehr immer wieder. Und weist darauf hin, dass es hier nicht um die Gefährdung von Menschenleben geht. Gerade in Wohngebieten rechnen die Falschparker abends und nachts nicht mit Knöllchen, aber kann bei einem Brand ein Drehleiterwagen nicht zur Menschenrettung eingesetzt werden, sind die Folgen deutlich gravierender.
Thomas Großheinrich und eine OSD Mitarbeiterin schauen im Hintergrund bei den Rangierversuchen zu
Handlungsbedarf bei Fahrzeughaltern und im Amt für Verkehrsmanagement
Am Mittwoch (24.7.) startete die Feuerwehr Düsseldorf ab der Wache Behrenstraße in Richtung Eller, gemeinsam mit den Ordnungsdienst und einem Mitarbeiter des Amtes für Verkehrsmanagement zu einer Durchfahrübung. Viele Bewohner schauten neugierig aus den Fenstern, als der Tross an der Ecke Kattowitzer – Torgauer Straße das erste Mal stoppte, da das 2,55 Meter breite Löschfahrzeug nicht um die Ecke kam.
Thomas Großheinrich vom Amt für Verkehrsmanagement beobachtete die Situation hier, wie später auch an der Weichselstraße und Gleiwitzer Straße. Denn die parkenden Fahrzeuge standen nicht im Halteverbot und trotzdem war es zu eng für die Feuerwehr. Ob er jetzt Handlungsbedarf sehe, verneinte er auf Nachfrage. Engstellen würden für gewöhnlich von der Awista gemeldet, denn deren Müllwagen hätten die gleichen Maße wie ein Löschfahrzeug. Dass die Müllfahrzeuge in der Regel nicht abends oder nachts durch die Straßen fahren, wenn Anwohner zu Hause sind und ihre Fahrzeuge vor der Tür abstellen, wird offenbar nicht berücksichtigt. Die Verkehrsplaner führen keine eigenen Erkundungen durch, erläuterte Großheinrich.
Rainer Haupt vom OSD hat daher keine Handhabe, die Halter behindernder Fahrzeuge zu verwarnen. Seine Kollegin erzählt, dass es auch von der Rechtssprechung keinen Rückhalt gibt, wenn Knöllchen geschrieben werden, weil die Fahrzeuge rücksichtslos und behindernd abgestellt sind, aber kein Notfall eintrat. Halter die dagegen klagten, bekämen oft Recht vor Gericht, was die Arbeit des OSD zusätzlich erschwert.
Sensibilisierung und Aufklärung
Die Feuerwehr versucht es mit Sensibilisierung und Aufklärung, scheitert aber immer wieder an der Gedankenlosigkeit der Menschen. Viele prüfen kurz, ob ein Pkw noch durchkäme und damit ist für sie ausreichend Platz. Gerade im Kurvenbereich wird es für die langen Einsatzfahrzeuge dann extrem schwierig. Die Einsatzplaner gehen bei Alarm stets taktisch vor und lassen die Fahrzeuge in Wohngebieten von verschiedenen Seiten anfahren, da sie stets mit Falschparkern rechnen müssen.
Erst in der vergangenen Woche hatte es zwei Vorfälle mit Falschparkern gegeben. So musste die Feuerwehr am 19. Juli zum Mannesmannufer ausrücken, um dort Menschen aus einem steckengebliebenen Aufzug zu befreien. Bereits an der Kreuzung der Berger Allee – Thomasstraße kam das Löschfahrzeug wegen Falschparkern nicht weiter. 300 Meter mussten die Einsatzkräfte ihr Material schleppen, da eine Zufahrt über eine andere Straße ebenfalls durch Falschparker versperrt war. Am 20. Juli brannte eine Wohnung in Bilk und erneute war der Weg durch zwei falschparkende Pkw behindert und die Feuerwehrleute legten die letzten Meter zu Fuß zurück.
Christopher Schuster gibt seinem Kollegen im Löschfahrzeug Rangierhilfe
Im Brandfall können Sekunden entscheiden
Christopher Schuster von der Feuerwehr Düsseldorf erklärt deutlich: „Zwei Minuten späteres Eintreffen am Gefahrenort können bei Rauchgas tödlich sein und zwei Minuten reichen aus, um aus einem Entstehungsbrand einen Vollbrand werden zu lassen." Ist die Anfahrt der Rettungskräfte durch Falschparker behindert, kann dies im Ernstfall Menschenleben kosten, darüber sind sich offenbar viele Parker nicht im Klaren.
Situation in der Landeshauptstadt
Die städtische Verkehrsüberwachung sprach für zugeparkte Feuerwehrbewegungszonen und -zufahrten alleine im letzten Jahr 2.601 (2017: 2.708) Verwarnungen aus und leitete 376 (2017: 436) Abschleppmaßnahmen ein. In der ersten Jahreshälfte 2019 waren es bereits 1.234 (2018: 1.289) Verwarnungen und 132 (2018: 287) Abschleppmaßnahmen, die die Einsatzteams des Ordnungsamtes veranlassten.
Umgang mit Falschparkern
Die Feuerwehr versucht geparkte Fahrzeuge wegzudrücken, wenn das Umfahren der Hindernisstelle nicht möglich ist. Damit verbundene Beschädigungen der Autos sind keine Seltenheit und können rechtliche Folgen nach sich ziehen. So kommen Ersatzansprüche auf den Falschparker zu, wenn jemand bei einem verspäteten Feuerwehreinsatz zu Schaden kommt. Für Schäden an Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr müssen Falschparker zudem künftig mit einer Kostenbeteiligung von 25 Prozent rechnen.
Rainer Haupt vom OSD beim Einsatz in der Schweidnitzer Straße
Fehlende Einsicht
Die Bilanz der demonstrativen Einsatzfahrt am Mittwoch in Eller: 14 Verwarnungen und zwei Halterermittlungen allein auf der Schweidnitzer Straße. Dort hatten die Anwohner das Parken auf dem Bürgersteig für sich etabliert. Eine Dame protestierte laut gegen ihr Knöllchen am Fahrzeug:„Das Parken auf dem Bürgersteig hätte ihr die Polizei persönlich erlaubt“. Von Einsicht war nichts zu merken – obwohl sie beobachtet hatte, dass der Löschwagen der Feuerwehr nicht durchkam.