Düsseldorf Golzheim: Rabbiner beschimpft und verfolgt
Der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde Adass Jisrael-Chabad Lubavitch Düsseldorf, Chaim Barkahn, machte seiner Betroffenheit über einen Angriff gegen ihn am Sonntagabend (16.6.) auf Facebook deutlich. Auf dem Weg zum Chabad-Zentrum war er von einem Mann beschimpft und dann verfolgt worden. „Leider habe ich nun zum ersten Mal das Gefühl, als Jude nicht mehr sicher in Düsseldorf zu sein. Selbst als ich mich schnellen Schrittes ins Chabad-Zentrum geflüchtet hatte, fühlte ich mich nicht sicher.“ heißt es in seinem Post. Die Reaktion der Facebook-Comunity schwankt zwischen Empörung, Resignation und der Befürchtung, dass dies bald noch schlimmer werden könnte.
Chaim Barkahn lebt seit 2001 in Düsseldorf. Gegenüber report-D schilderte er, wie sehr er sich als Düsseldorfer fühle und bisher nie Bedenken hatte, seinen Glauben offen zu leben. Das ist seit Sonntagabend anders. Die Bedrohung ging von einem Mann aus, als der Rabbiner mit Kippa, weißem Hemd und Zizit (geknotete Fäden) über die Straße ging. Zunächst beschimpfte der Angreifer ihn mit unflätigen Ausdrücken als Jude und äußerte sich dann negativ über Israel. Als Chaim Barkahn weitergehen wollte, wurde er von dem Mann verfolgt, selbst als er immer schneller ging. Dem Rabbiner gelang es schließlich sich ins Chabad-Zentrum in Golzheim zu flüchten. Die Polizei ist über den Vorfall informiert, es wird Anzeige erstattet.
Rabbiner Chaim Barkahn wurde auf der Straße als Jude beschimpft
Zwei Stunden nach seinem Eintrag auf Facebook erhält der Rabbiner Unterstützung von vielen Seiten. Da wird Begleitung angeboten, aber auch geraten, in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr zu tragen. Eine Jüdische Frau berichtet von ihrer Angst vor solchen Angriffen, weshalb sie ihrem Sohn verbietet in Düsseldorf Kippa zu tragen. Andere merken an, dass in Berlin Beschimpfungen und Verfolgung bereits zur Normalität gehörten. Einige Menschen fragen kritisch nach, welcher Nationalität der Angreifer war.
Kommentar: Klare Zeichen gefordert
Kein Mensch sollte wegen seiner Religion in Deutschland verfolgt oder bedroht werden. Gegen alle, die Diskriminierung für ein legitimes Mittel der Meinungsäußerung halten, sollte klare Kante gezeigt werden. Neben der Anzeige bei der Polizei sollte dieser Vorfall für alle eine Aufforderung sein, die Augen aufzuhalten und sich solidarisch zu zeigen. Anlässlich des Al Quds-Marsch in Berlin hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, am 1. Juni appelliert, als Zeichen der Solidarität an diesem Tag überall in Deutschland Kippa zu tragen. Jetzt ist es an Düsseldorf, ein klares Zeichen zu setzen.