Düsseldorf:Mit "Streifenfrei" mehr Aufmerksamkeit für die Blindenleitsysteme
Viele Menschen halten die Rillen auf zahlreichen Bahn- oder Bürgersteigen für kunstvolle Element oder Regenrinnen. Doch in den Boden eingelassen sorgt das taktile Blindenleitsystem dafür, dass sich blinde oder sehbehinderte Menschen sicher bewegen können. Das funktioniert aber nur, wenn die Streifen frei sind. Oft werden gedankenlos Fahrzeuge, Mülltonnen oder andere Hindernisse darauf abgestellt, was zur Gefahr werden kann, wenn man nichts sieht. Am Tag der Sehbehinderung, dem 6. Juni, startet die Stadt Düsseldorf gemeinsam mit Düsseldorf Marketing die Kampagne "Streifenfrei", um auf das Problem hinzuweisen.
Die Kampagne „Streifenfrei“ will über die Bedeutung der taktilen Leitlinien aufklären. Dazu haben Nicolas Lawin und Adrian Dittert vom Künstlerkollektiv "TAPE THAT" mit farbigem Spezialklebeband die taktilen Leitlinien und verschiedene Hindernisse markiert. So wird das Leitsystem selbst zum Aushängeschild der Kampagne. Am Corneliusplatz wunderten sich die Passanten über das bunte Fahrrad, das quer über den Bürgersteig und die Bodenindikatoren aus Rippen- und Noppenplatten geklebt war. Wenige Meter weiter ist ein buntes Auto auf den Gehwegplatten.
Nicolas Lawin und Adrian Dittard bringen die Kunstwerke aufs Pflaster
Der künstlerische Ansatz soll das Problem im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar machen. Vor den Füßen der Menschen wird auf das taktile Blindenleitsystem hingewiesen. Noch bis zum 9. Juni bleiben die Markierung im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee und am Corneliusplatz.
Gefährliche Hindernisse
Rund 1.000 blinde Menschen leben in Düsseldorf und etwa 5.000 Sehbehinderte. Vielen von ihnen orientieren sich mit einem Langstock, dessen Stockspitze dem Benutzer Höhenunterschiede anzeigt. Folgen die Betroffenen mit ihrem Stock dem taktilen Blindensystem, können sie sicher gehen. Seit 2010 werden in Düsseldorf bei neuen Straßenbauprojekten in den Gehsteigen Blindensysteme integriert.
Ein Problem bekommen die blinden oder sehbehinderten Menschen, wenn die Leitlinien mit Hindernissen wie Fahrräder, Mülltonnen, Bauzäune und oder Autos zugestellt sind und so zu Stolperfallen und Gefahrenquellen werden. Die Dienstkräfte des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) und der Verkehrsüberwachung (VÜ) sind angewiesen bei ihren Streifengänge darauf zu achten, dass Behindertenleitlinien im öffentlichen Straßenraum nicht durch Dritte zweckentfremdet werden.
Kampagne "Streifenfrei" geht weiter
Die Kampagne möchte für das Thema sensibilisieren und die Bekanntheit stärken. Auch nach dem 9. Juni wird es weitere Aktionen geben. So ist für das nächste Düsseldorfer KiTa-Bewegungscamp ein Parcours mit taktilen Bodenindikatoren geplant. Damit können die rund 3.000 Kindergartenkinder, die einmal im Jahr für mehrere Tage in der Leichtathletikhalle an der Merkur Spiel-Arena verschiedene Aktionen ausprobieren, den weißen Langstock ausprobieren. Damit sollen den Kindern die Herausforderungen eines Menschen mit Sehbehinderung durch eigene Erfahrung verdeutlicht werden. Ziel ist es, die Kinder zu Botschaftern zu machen, die ihr Wissen auch an Eltern und Großeltern weitergeben. Die Info-Kampagne wird unter anderem durch das Amt für Verkehrsmanagement, das Ordnungsamt, das Sportamt, die Awista und durch die Rheinbahn unterstützt.
(v.l.) Frank Schrader (Düsseldorf Marketing), Elisabeth Stiebeling (Blindenverein), Oberbürgermeister Thomas Geisel, Gerd Kozyk und Günter Stiebeling (Blindenverein)
Initiator der Kampagne war der Ausschusses für Gesundheit und Soziales. Gemeinsam mit dem Amt für Soziales und der Düsseldorf Marketing wurde die Aktion konzipiert. In engem Kontakt zum Blinden- und Sehbehindertenverein Düsseldorf sowie der Selbsthilfevereinigung PRO RETINA wurden die Belange der Betroffenheit umgesetzt. Damit die Kampagne sich möglichst weit verbreitet, verzichtet die Stadt und Düsseldorf Marketing auf das Urheberrecht, so dass die Kampagne „Streifenfrei“ kopiert werden darf und Organisationen für blinde und sehbehinderte Menschen in anderen Städten sie ebenfalls verwenden dürfen.
Oberbürgermeister Thomas Geisel gab den Startschuss für die Kampagne: "Düsseldorf ist eine behindertenfreundliche Stadt. Wir arbeiten ständig daran, die Situation für Menschen mit Einschränkungen weiter zu verbessern. Ich freue mich sehr, dass die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer mit dieser Kampagne auf künstlerische Art und Weise über die Wichtigkeit des Blindenleitsystems informiert werden. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen Beteiligten der städtischen Ämter sowie der Düsseldorf Marketing und der Rheinbahn."