Nachhaltigkeit ist schick: Smarte neue Mode im NRW-Forum Düsseldorf
Wir haben es eigentlich alle kapiert. Es geht nicht so weiter mit unserem blinden Konsum. Das gilt auch und gerade für Kleidung, die in der Masse immer billiger wird. Wie „Harper’s Bazaar“ berichtet, kommen 53 Millionen Tonnen Klamotten jährlich auf den Markt, wovon 87 Prozent auf dem Müll landen. Selbst die Branche schämt sich schon und propagiert „conscious luxury“, bewussten Luxus. 20 große Marken haben zugesagt, bis 2020 giftfrei zu produzieren. In dem Zusammenhang ist „Textile Pop“ im NRW-Forum, eine kleine Schau von Designstudenten der Hochschule Niederrhein, recht wichtig.
Vom Bauhaus inspiriert ist der Druck auf dem Blouson von Louisa Holdschlag
Denn wer, wenn nicht der Nachwuchs im Textildesign, soll für eine vernünftige Zukunft sorgen? „Es geht nicht mehr nur um Mode“, sagt Professorin Marina-Elena Wachs, ganz entscheidend in Fragen der Nachhaltigkeit sei das Management. Bei der Herstellung von Stoffen wird zum Beispiel immer noch zu viel Wasser verbraucht (bis zu 10 000 Liter für eine einzige Jeans). Und der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Die Studierenden hatten größte Schwierigkeiten, für eine Kollektion von Kinderkleidung aus natürlichen Stoffen auch natürliches Arbeitsmaterial zu finden. Es gibt kaum noch Garn ohne Polyesteranteil, auch Knöpfe und Reißverschlüsse sind heute aus Plastik. Zu lange hat keiner mehr nach Wolle, Seide, Holz, Metall gefragt. Für Marina-Elena Wachs steht deshalb fest: „Wir müssen die Textilindustrie mehr fordern.“
Textil-Professorin Marina-Elena Wachs (zweite von links) mit Studierenden beim Ausstellungsaufbau.
Gestrickter Schuh mit smarter Sohle
Zurück zur Natur – da sind auch alte Handarbeiten wieder gefragt. Einen Pullover häkeln aus aufgeribbelter Wolle, eine Hose flicken mit Stoffresten, das gilt nicht länger als uncool. Allerdings entdecken die neuen Designer nicht nur Omas vergessene Fähigkeiten. Sie nutzen auch hochmoderne Technik. So hat die Master-Studentin Katerina Amprazi einen aus reiner Wolle gestrickten Sneaker entwickelt, dessen dicke Sohle aus dem 3-D-Drucker kommt und außerdem smart ist. Vier winzige Vibrationsmotoren, von einer Batterie gefüttert, sorgen für diskrete Fußmassagen. „Woolness“ heißt das knallblau-schwarze Modell, das gewiss Interesse in der Schuhindustrie wecken wird.
Neue Natur: Strickpulli und Wintermäntelchen von Nora Winter aus der Kinderkollektion der Studierenden.
Manche Erfindungen – wie ein Flipflop aus gewachsener Pilzmasse oder ein Stöckelschuh aus alten Tennisbällen – sehen noch etwas grob aus, aber auch der strengste Tierschützer, der Leder ablehnt, wäre befriedigt. Aus einer kreativen Idee kann ja noch etwas Perfekteres werden. Die Stoffmuster, die von den Studierenden aus Fotografien am Computer entworfen und dann ausgedruckt wurden, sind zum Teil verblüffend schön. An den zeltartigen Kleiderschnitten, die unter dem Motto „No Waste“, also kein Abfall entstanden sind, könnte hingegen noch gearbeitet werden. Es geht halt nichts über ein tailliertes Sommerkleid, wie es Master-Student Oliver Heß mit einem Muster in Frankreichs Farben Blau-Weiß-Rot für die Hostessen der Olympiade entworfen hat. Eleganz war immer schon nachhaltig.
Wann und Wo?
Die Ausstellung „Textile Pop“ mit Arbeiten aus der Hochschule Niederrhein wird am Freitag, 24. Mai, um 19 Uhr im 1. Stock des Düsseldorfer NRW-Forums, Ehrenhof 2, mit Modenschau, Musik und Party eröffnet, und ist bis 23. Juni zu sehen. Di.-Do 11 bis 18 Uhr, Fr. bis 21 Uhr, Sa. 10 bis 21 Uhr, So. 10 bis 18 Uhr. Informationen und Führungstermine unter www.nrw-forum.de