Düsseldorf: Tausende demonstrieren mit dem Bündnis „Mehr Große für die Kleinen“
Dass das Maß voll ist und endlich etwas geschehen muss zeigten rund 12.000 Beschäftigten von Kindergärten aus ganz NRW, die am Donnerstag (23.5.) in Düsseldorf auf die Straße gingen. Überall fehlt Personal, Fachkräfte sind Mangelware und dennoch sollen die Kitas flexiblere Öffnungszeiten anbieten und die Kinder schon als Babys betreuen. In Düsseldorf setzten die Demonstranten ein eindrucksvolles Zeichen, dass die Politik endlich handeln muss. In zwei Demonstrationszügen zogen sie zum Rheinpark Golzheim.
Auf Plakaten wurde der Unmut thematisiert
Die Probleme in den Kitas gleichen sich überall: Es werden flexiblere Öffnungszeiten gewünscht, immer mehr Kinder, beanspruchen immer früher einen Kindergartenplatz und die Anforderungen an die Förderung der Kinder steigt stetig. Im Bündnis „Mehr Große für die Kleine“ haben sich Kita-Mitarbeiter kirchlichen und öffentlichen Trägern, von Wohlfahrtsverbänden, die Gewerkschaften ver.di und GEW, dem Beamtenbund und Eltern organisiert, um zu zeigen, dass die Kitas am Limit sind.
KiBiz-Reform
Seit Jahren warten alle Beteiligten auf eine Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz). Doch was der NRW-Landtag jetz Anfang Mai beschlossen hat, reicht den Beschäftigten nicht. Ab 2020/21 plant das Land jährlich zusätzlich rund 1,3 Milliarden Euro in die Kindertagesbetreuung zu investieren. Schwerpunkte sollen die Steigerung der Qualität durch mehr Erzieher, flexible Öffnungszeiten und eine verbesserte Sprachförderung. 115 Millionen Euro sollen für den Platzausbau bereit gestellt werden. Ab dem Kitajahr 2020/2021 soll ein zweites beitragsfreies Kindergartenjahr eingeführt werden. Mit einer Fachkräfteoffensive soll der Erzieherberuf attraktiver gestalten werden.
Es gab zwei Demozüge: Einer von den Rheinwiesen an der Kniebrücke zum Rheinpark und ein zweiter Hauptdemozug ab DGB Haus.
Protest gegen die Pläne
„Nach 12 Jahren „Erprobung“ des KiBiz ohne jede Evaluation in die Revision zu gehen und die bestehenden Probleme nicht anzupacken ist keine Verbesserung, sondern eine Ohrfeige für die Beschäftigten in den Kitas und eine Absage an gute frühkindliche Bildung in NRW,“ erklärte Thorsten Böning, Sprecher des Bündnisses „Mehr Große für die Kleinen.“ Mit dem verabschiedeten Entwurf gibt es „Mehr Aufgaben, mehr Anforderungen, mehr Flexibilisierung – mehr von allem ohne mehr Personal. Die Gruppen bleiben zu groß, die Zeiten für Vor- und Nachbereitung zu kurz. Die Leitungen müssen sich weiter zwischen Konzeption und Arbeit in den Gruppen zerreißen. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten erledigen sich in den Augen der Landesregierung offenbar „mit links““, ergänzt Bündnissprecherin Katharina Schwabedissen.
Klare Worte
Für viele Demonstranten ist klar, dass mit den aktuellen Stundenpauschalen von 25, 30 oder 45 Stunden die Öffnungszeiten von bis zu 50 Stunden und mehr in der Woche weder zu finanzieren und noch personell zu besetzen sind. Die Forderung lautet: Mehr Personal, Freistellung für die Leitungen, Zeit für Vor- und Nachbereitung, Hauswirtschaftskräfte und eine Ausbildungsoffensive.
Unterstützt wurden die Demonstranten vom Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus. Deren Ruf "Mehr von uns ist besser für alle" wurde gerne übernommen. Die Demo soll nach Aussage der Organisatoren ein erstes Zeichen des Protests sein. Bis Ende Juni ist eine Unterschriftenaktion geplant.
Fotos: Karina Hermsen