Düsseldorf Metro Marathon: Wo die Laufstadt weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb
Renndirektorin Sonja Oberem war sichtlich erschöpft: Der erste Metro-Marathon unter ihrer Leitung hatte sportlich exzellente Rahmenbedingungen. Der Lauf am Sonntag war zugleich die Deutsche Meisterschaft im Marathon. Da passte es perfekt, dass am Ende der schnellste Mann und die schnellste Frau aus Deutschland kamen. Doch an zahlreichen Punkten hakte die Organisation gewaltig: „Da sind einige Punkte auf der Liste, die wir aufarbeiten werden“, sagte Oberem. Die Punkte im Einzelnen:
Halbmarathon | Auf vielfachen Wunsch hatte Düsseldorf die Halbdistanz wieder angeboten. Und rechnete mit 2000 bis 2500 Läufern. Angemeldet hatten sich schließlich rund 4000, von denen rund 3300 an den Start gingen. Der Startschuss fiel eine Viertelstunde später als geplant – weil das Fahrzeug der Streckenfreigabe langsamer war als gedacht. Das wurde aber nirgendwo kommuniziert oder erklärt. Auf den ersten Kilometern drängelten sich die Läufer. Hinterher gab es in sozialen Medien zahlreiche Kritik: Morgens um 8.30 Uhr war noch kein Zuschauer an der Strecke, um die Semi-Marathonis anzufeuern. Im Ziel mussten sie länger als eine Stunde auf ihre Kleiderbeutel warten. Und offizielle Laufzeiten gab es lange Zeit nicht. Dazu Sonja Oberem: „Ich wollte unbedingt, dass Marathon und Halbmarathon getrennt voneinander liefen. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht schön ist, wenn man auf der Marathon-Strecke plötzlich mit hohem Tempo von Läufern überholt wird, die den Halbmarathon laufen.“ Über Startzeit und Strecke soll noch einmal gesprochen werden. Viel Spielraum haben die Organisatoren allerdings nicht. Sie können den Marathon nicht noch länger in den Nachmittag und Abend hinein ausdehnen.
Wir haben doch keine Zeit
Zeitnahme floppte | Lange Gesichter bei den Sportjournalisten: Nicht einmal zur Abschlusspressekonferenz lagen komplette Listen mit Läufernamen und Zeiten vor. Das galt sowohl für den Halbmarathon als auch für den Marathon. Der sportliche Leiter des Metro Marathons, Christoph Kopp, sagte zu report-D: „Das liegt in der Verantwortung der Firma, die für die Zeitnahme angeheuert war. Das ärgert mich auch. Darüber werden wir reden müssen.“ Mehrere Mailanfragen von report-D bei mylaps Event Timing hierzu blieben am Sonntag unbeantwortet.
Führende ignoriert
Deutschtümelei beim Düsseldorfer Marathon | Sicherlich einmalig in der Marathonszene: Der Livestream konzentrierte ausschließlich auf die deutschen Läuferinnen und Läufer. Die liefen aber lange Zeit gar nicht vorn. Bei den Frauen führte Hiruni Wijayaratne, eine Athletin aus Sri-Lanka, über 30 Kilometer das Feld an, wurde aber kein einziges Mal gezeigt. Und ihr Name bis hinein in die Abschlusspressekonferenz vernuschelt – sowohl von den Moderatoren als auch vom sportlichen Gesamtleiter. Wie peinlich ist das denn? Bislang war der Metro-Marathon eine internationale Veranstaltung. Noch schlimmer war‘s bei den Männern: Auch da blieb der Livestream stur bei den deutschen Läufern, während angeblich ein Herr Mullighan (phonetisch) noch 40 Sekunden vor ihnen laufen sollte. Wie sich kurz vor dem Zieleinlauf herausstellte: ein Phantom, dass es gar nicht gab. Da will man gar nicht wissen, was sonst noch alles bei der Zeitnahme schief gelaufen ist. Im kommenden Jahr wird über die Deutschen Marathon-Meisterschaften in Hannover entschieden; mal sehen, ob dann überhaupt hochklassige Läufer nach Düsseldorf kommen werden.
Social Media gefloppt
Minusleistung bei Livestream und in sozialen Medien | Wer als Angehöriger oder Teilnehmer Infos auf Twitter oder Facebook suchte, lief ins Leere. Dort gab es keine Ticker. Keine Zwischenzeiten. Keine Streckenimpressionen. Keine aktuellen Informationen. Der Livestream blieb stur bei den deutschen Läufern – die sich erst gegen Rennende an die Spitze setzten. Der Halbmarathon und die Staffelwettbewerbe wurden im Livestream komplett ignoriert – noch nicht einmal der Zieleinlauf gezeigt. Im Ziel wurden ausländische Läufer nicht für den Livestream interviewt. Es gab es eine statische Kamera, die hüpfende Cheer-Leader von hinten zeigte und eine Drohne, die manchmal unvermittelt auf die vorüberfahrenden Rheinschiffe schwenkte, anstatt die Läufer zu zeigen. Das Kameramotorrad für die Frauen ließ die Spitzenläuferin ausgerechnet in der Finalphase allein. Warum?