Trommler für Düsseldorf: Der Schlagzeuger Peter Weiss wird 70 Jahre alt
Schriftsetzer, das war einmal ein sehr angesehener Beruf. Man musste schon „eine 2“ haben in Deutsch, um überhaupt eine Lehre antreten zu dürfen, die dann dreieinhalb Jahre dauerte. Manche Vertreter dieser standesbewussten Zunft verbesserten auch schon mal ungefragt Texte von Redakteuren. Einfach, weil sie es besser konnten.
Es ist nicht überliefert, ob Peter Weiss dies auch tat. Denkbar wäre es. In den revoluzzigen 60-er Jahren wurden Buchstaben nicht nur mit der Hand, sondern auch maschinell gesetzt, auf der Linotype (Line of Type = eine Reihe von Schrift-Typen). Der Setzer saß hinter seiner Maschine wie ein Schlagzeuger an seinem Instrument. Da war immer so ein Rhythmus im Raum. Ob das den jungen Schriftsetzer inspirierte? Jedenfalls begann Peter Weiss noch während der Lehre mit dem Schlagzeug, spielte in Bands, belegte Jazz-Kurse und studierte am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf.
Der weitere Verlauf ist Düsseldorfer Jazz-Geschichte. Peter Weiss gründete 1984 sein eigenes Quartett, den Jazzpool NRW, das Jazz Ensemble Düsseldorf. 1981 erhielt er mit dem Trio von Wolfgang Engstfeld, mit dem Weiss‘ Karriere aufs Engste verbunden ist, den Düsseldorfer „Förderpreis für Musik“.
Weiss verdankt die Stadt praktisch die Jazz-Schmiede, auch, dass die im Sommer so schön draußen spielt beim „Jazz im Hofgarten“. Logisch, dass er auch bei der Düsseldorfer Jazz-Rally mitmischte, deren Leiter er von 1995 bis 1999 war. „Jazz – Dialektik von Bindung und Freiheit“, der jüngste Titel der anspruchsvollen Reihe im Haus der Universität. „Jazz trifft auf Wissenschaft trifft auf Jazz“ könnte auch sein Programm sein. Weiss weiß: „Jazz lebt von der Improvisation.“ Und muss davon allzu oft auch überleben.
Sein Schlagzeug, so steht zu lesen, gehörte mal den „Feetwarmers“, der Beginners Band von Klaus Doldinger, einer Legende des Jazz. Eine solche ist zweifellos auch Peter Weiss mit mehr als 3000 Konzerten und Auftritten mit mehr als 300 Musikern. Zweifeln mag man höchstens am Alter des Trommlers für die Jazzstadt Düsseldorf, er wird am heutigen Samstag, dem 13. April, 70 Jahre alt. Noch lange kein Grund, die Schlagstöcke abzugeben. „The Good View“ heißt eines seiner Solo-Alben, gute Aussichten.