Düsseldorf Benrath: Bürgerinitiative „Lebenswerte Paulsmühle“ macht Politik und Verwaltung Dampf
Wo boomt Düsseldorf? In Benrath. Genauer: In der Paulsmühle, was von Fremden als „Benrath-Ost“ bezeichnet wird. Gestern war dort eine öde Thyssen-Kruppsche Industriebrache. Jetzt entstehen in dem Viertel mehr als 1500 neue Wohnungen, 4000 Schülerinnen und Schüler lernen am just eröffneten Albrecht Dürer Berufskolleg. Das macht den Nachbarn nicht nur Freude, sondern auch Angst. Wohin mit all den neuen Mitmenschen? Wo bleibt all der Autoverkehr? Wie sieht es mit der Sozialstruktur im Viertel aus? Damit beschäftigte sich ein Forum der Bürgerinitiative „Lebenswerte Paulsmühle“ am Dienstagabend (9.4.). Rund 80 Zuhörer kamen ins Bürgerhaus an der Telleringstraße.
Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa erläuterte die Pläne für die Paulsmühle.
Die hohe Politikerdichte zeigte: 2020 sind Kommunalwahlen. Die Anwesenheit von Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa, Roland Maetschke vom Amt für Verkehrsmanagement und weiteren Verwaltungsmitarbeitern bewies: Die Bürgerinitiative hat sich Gehör verschafft. Am Dienstag wollte sie ein Update. Mehr noch: Es ging darum, deutlich zu machen, was die Paulsmühler wollen.
Sieben von zehn Punkten aufgenommen
Planungsamtsleiterin Orzessek-Kruppa trifft die, die da auf ihre Stadtplanung schimpfen, schon morgens beim Brötchenholen. Sie wohnt in der Paulsmühle. Und machte deutlich, dass von zehn Punkten der Bürgerinitiative nach den großen Protesten gegen Gebäudeverdichtung und Verkehrskollaps sieben in die weiteren Planungen übernommen worden seien. Die Wohngebäude werden nicht mehr sieben-, sondern nur noch fünfstöckig, der Platz um den Paulsmühlen-Brunnen wird größer, die neuen Viertel werden durchlässig für Fußgänger und Radfahrer. Andererseits: Die Paulsmühler Eissporthalle bleibt nicht, sondern wird abgerissen und entsteht in Düsseldorfer-Benrath an der Kappeler Straße neu. Ein Bürgerpark kommt nicht so groß und so zentral wie gewünscht. Zebrastreifen auf der Telleringstraße scheinen nicht kompatibel zu sein mit der dortigen Tempo-30-Zone.
Elke Nowak von "Lebenswerte Paulsmühle" führte – neben anderen – durch die Diskussion.
Damit ließ sich die Bürgerinitiative nicht betäuben. Immer wieder fragten die Gäste im Saal, aber auch Elke Nowak und Jens Weimer von „Lebenswerte Paulsmühle“, nach der genauen Zahl der neuen Wohnungen. Orzessek-Kruppa tat alles, um später nicht festgelegt zu werden. Die Stadt gebe nur den Rahmen vor, die Gebäudeplanung sei Sache des Investors. Am Ende sagte sie: „rund 500 Wohnungen“. Angekündigt waren mal 850 Wohnungen nördlich der Paulsmühlenstraße. Jens Weimer bohrte nach: Wie viele Personen denn pro Haushalt zu rechnen seien? Nach einer langen Diskussion kam als Daumenwert heraus: zwei.
Neue Kreuzungen und Ampeln
Roland Maetschke vom Amt für Verkehrsmanagement kündigte für Oktober Umbauten an der Kreuzung Forststraße/Kleinstraße an. Keine Ampel, denn die würde die grüne Welle auf der Forststraße killen. Aber eine jeweils eigene Spur für Rechtsabbieger und Linksabbieger auf der Kleinstraße. Prompt zeigte eine Anwohnerin auf und fragte: „Und wo parken wir dann?“ Maetschke: „An dieser Stelle nicht mehr!“
Die Zufahrt aus der Paulsmühle zur Hildener Straße – heute ein wilder 180 Grad Turn – werde neu geordnet und bekomme Ampeln. Zudem habe die Bezirksvertretung Sympathien gezeigt, für eine grundsätzliche Umplanung der Verkehrsströme rings um den Benrather Bahnhof. In Kurzform: Der Busbahnhof tauscht mit dem Park-and-Ride-Parkplatz. Es entstehen Fahrradparkplätze, eine Mobilitätsstation mit Car- Sharing, Ladestationen für E-Autos und einem Anschluss an den geplanten Radschnellweg.
Aufmerksamkeit im Saal des Bürgerhauses an der Telleringstraße.
An dieser Stelle hatte sich die Stadtplanung von den Bürgern weit entfernt. Die wollten auf Frage-Karten wissen, warum der Straßenbelag auf der Kleinstraße so holpert. Ob die Bäume an der Telleringstraße stehen bleiben (Ja!, laut Planungsamtsleiterin Orzessek-Kruppa) und ob auch – bei all den Neubauten – an eine Nahversorgung gedacht worden sei (Die Stadt will das, aber wenn sich keiner für die Läden interessier, kann niemand gezwungen werden, einen Laden zu eröffnen)
Neue Beteilungsverfahren
Zum Platz rund um den Paulsmühlen-Brunnen, zur Nutzung des alten Eishallengeländes und des alten Sportplatzes an der Schimmelpfennigstraße kündigte Planungsamtsleiterin Orzessek-Kruppa eigene Beteiligungsverfahren an. Die Düsseldorfer Verwaltung scheint verstanden zu haben, dass die Bürger in der Paulsmühle beteiligt werden wollen.