Düsseldorf: Dr. Georg Goldstein – Fotos eines biografischen Zeitzeugens in der Mahn- und Gedenkstätte
Mit der Vernissage am Montagabend (1.4.) eröffnete die Mahn- und Gedenkstätte eine besondere Fotoausstellung: "Goldsteins Traum. Von Düsseldorf ins gelobte Land – eine fotografische Annäherung". Dr. Georg Goldstein war Arzt, doch in beeindruckender Weise dokumentierte er mit Fotos seinen Blick auf das Leben und den Alltag in Palästina. Die Schau ist in Kooperation mit dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen entstanden.
Viele der Aufnahmen wurden mit dieser Kodak-Kamera gemacht
Als Goldstein 1980 in Düsseldorf starb, hinterließ er seiner Frau eine Sammlung von 11.000 Negativen und Alben mit weiteren 4.000 Fotos. Die Wittwe schenke die Sammlung dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Dort sichteten das Kuratorenteam der Mahn-und Gedenkstätte den Foto- und Dokumentennachlass. Georg Goldstein war in 1898 in Russland zur Welt gekommen, dann aber mit seinen Eltern nach Düsseldorf gekommen, wo er bis 1934 und dann ab 1953 bis zu seinem Tod lebte. Hildegard Jakobs und Dr. Andrea Ditchen von der Gedenkstätte sowie Thomas Ullrich vom Büro Ullrich waren fasziniert von Goldsteins besonderer Art mit Fotos das Leben in Palästina und später Israel zu dokumentieren. Aus dem großen Fundus wählten sie 99 Fotografien aus, die nun als Sonderausstellung "Goldsteins Traum. Von Düsseldorf ins gelobte Land – eine fotografische Annäherung" noch bis zum 13. Oktober in der Mahn- und Gedenkstätte zu sehen sind.
Dr. Andrea Ditchen ist die zweite Kuratorin der Ausstellung
Dr. Georg Goldstein praktizierte in Düsseldorf als Arzt, als im am 16. Januar 1934 durch die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten seine Einbürgerung als Deutscher entzogen wird. Als "Staatenloser" geht er nach Palästina, verbunden mit der Hoffnung, dass in dem neuen Land ein Staat mit Frieden und Freiheit bildet. Wie schon in seiner Zeit in Düsseldorf dokumentiert er Berufliches und Privates fotografisch. Seine Fotos zeigen seinen ganz eigenen Blick auf das deutsch-jüdische Leben und den Alltag in Palästina.
Ein Bild aus dem Jahr 1939, das Schiff Tiger Hill liegt vor Tel Aviv und die Flüchtlinge springen von Bord um an Land zu kommen, Foto: Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte
Doch die politische Entwicklung macht ihn nicht glücklich, denn er erkennt die wachsende Kluft zwischen seinen Idealvorstellungen und der Wirklichkeit des jüdischen Staates. Schweren Herzens kehrt er schließlich 1953 mit seiner Frau Ilse nach Düsseldorf zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1980 lebt.
Die Ausstellung wird im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Rhein-Ruhr 2019 eröffnet und ist durch Unterstützung des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein, dem Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf realisiert worden.
Goldstein hatte auch Litfaßsäulen und Aushänge fotografiert, was die Einordnung der Bilder und Nachrichten ermöglichte
Das Rahmenprogramm der Mahn- und Gedenkstätte zur Ausstellung
Nacht der Museen: Zur Nacht der Museen am 6. April gibt es um 19:30 Uhr und 22:30 Uhr Kurzvorträge zur Ausstellung durch die Kuratorinnen.
Kostenlose Kuratorinnenführungen: An drei Dienstagabenden, am 4. Juni, 9. Juli, und 10. September, jeweils um 19 Uhr, gibt es Führungen durch die Sonderausstellung. Eine weitere öffentliche Führung durch die Ausstellung wird am 19. Juli um 15 Uhr im Rahmen des Internationalen Museumstages angeboten.
An drei Freitagen, am 17. Mai, 19. Juli und 20. September, bieten die Kuratorinnen zudem in dem Format "Goldstein für die Mittagspause" jeweils um 13 Uhr eine dreißigminütige Kurzpräsentation zu Georg Goldstein und seinen Fotografien an. Die Teilnahme ist kostenlos.
Lesung: Am Donnerstag, 11. April, 19 Uhr präsentieren die Autoren Hans-Peter Föhrding und Heinz Verfürth ihr Buch "Als die Juden nach Deutschland flohen. Ein vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte". Die Schauspieler Julia Dillmann und Jonathan Schimmer lesen am Dienstag, 2. Juli, 19 Uhr aus Gad Granachs Erinnerungen "Heimat los! Aus dem Leben eines jüdischen Emigranten". Zu beiden Lesungen ist der Eintritt frei.
Vortrag: Der Historiker, Judaist und Islamwissenschaftler Dr. Carsten Schliwski wird am Mittwoch, 9. Oktober, 19 Uhr, in einem Vortrag unter dem Titel "Ein Staat entsteht: Palästina/Israel 1930-1950" auf die historische Situation in Palästina/Israel eingehen, die Georg Goldstein vorfand und erlebte. Der Eintritt ist kostenlos.
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im April und wird zum Preis von 9,80 Euro in der Gedenkstätte angeboten. Führungen für Gruppen können telefonisch unter der Rufnummer 0211-8996205 oder via E-Mail an nicole.merten@duesseldorf.de gebucht werden.