Düsseldorfer Jonges: Klares Votum für einen Neubau des Düsseldorfer Opernhauses
Große Oper bei den Düsseldorfer Jonges: Im Prinzip war das Diskussionspodium auf der Bühne des Henkel-Saales am Dienstagabend (26.3.) beschlussfähig. Oberbürgermeister Thomas Geisel, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Opern-Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown, der Vorsitzende des Opern-Freundeskreises Dieter Vogel – Professor Dr., soviel Zeit muss sein – und Stadtbildpfleger Jan Hinnerk Meyer schienen am Dienstagabend in den großen Linien halbwegs einig zu sein. Per Handzeichen beschlossen: Düsseldorf bekommt anstelle des heutigen maroden Hauses einen kompletten Opernneubau und zwar exakt an derselben Stelle. Denn eine Oper gehört in die Stadtmitte. Oder wie OB Geisel die Idee einer landeshauptstädtischen Hafenoper versenkte: „Düsseldorf ist nicht Sydney.“
Natürlich ist die Sache nicht so einfach. Die Tradition, der Denkmalschutz, die Kö, der Hofgarten, das Geld – alles will bedacht sein. Eigentlich gehen ja nur wenige hin – in die Deutsche Oper am Rhein. Aber das hat ja noch nie einen Rheinländer am Mitreden gehindert.
Befeuerten die Opern-Debatte auf dem Jonges-Podium: (vl.) Stadtbildpfleger Jan Hinnerk Meyer, Baas Wolgang Rolshoven, Opern-Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Opern-Freundeskreis-Chef Dieter Vogel. Moderiert hat Christian Oscar Gazsi Laki.
Die Gretchenfrage ist: Wer hat das Düsseldorfer Opernhaus so verkommen lassen? Zuletzt wurde sie 2007 für 30 Millionen Euro renoviert. Gerade sind die Maßnahmen der dringendsten Probleme auf 18 Millionen Euro veranschlagt worden. Und dennoch stecken 570 Mitarbeiter all ihre Professionalität und – etliche – auch ihr Herzblut in die Musikbühne. Zwei Orchester und ein international geachtetes Ensemble verleihen dem Haus Glanz. „Schon als ich vor fünf Jahren nach Düsseldorf kam, waren die Probleme offensichtlich“, bemerkte Geschäftsführerin Stampler-Brown in herrlichem Wiener Akzent. Das macht alles noch a bisserl morbider. Zumal, als die engagierte Kauffrau feststellte: „Seither ist alles immer schlimmer geworden.“
Technik kaputt, Stühle knarren
Die Stühle knarren, die Bühnentechnik ächzt und Ersatzteile gibt es keine mehr, moderne Opernregisseure machen um Düsseldorf einen großen Bogen, weil es weder Neben- noch Hinterbühnen gibt und die Kulisse wie zur Jahrhundertwende aus einem handgemalten Prospekt besteht, der von der Decke heruntergelassen wird. Multimedia – gibt es natürlich: In Form der Handys der Besucher, die manchmal mitten im Adagio klingeln.
Ein Neubau muss her
Jetzt also der Weckruf der Moderne: Sanierung oder Neubau? Selbst die traditionsbewussten Düsseldorfer Jonges votierten mehrheitlich für einen Neubau. An demselben Platz oder an anderer Stelle? Ganz klar: Opernplatz bleibt Opernplatz, auch wenn ein Neubau wenigstens 30 Prozent mehr Fläche beanspruchen und dies von Landskrone und Hofgarten abgeknapst würde. Dafür bekäme die Kö nach dem Kö-Bogen rechts einen modernen Abschluss links. Da mühte sich Moderator und Journalist Christian Oscar Gazsi Laki (Westdeutsche Zeitung) vergeblich darum, Begeisterung für eine Sanierung zu wecken.
Ein Opern-Turm?
Grande Finale – mit Happy End? Mitnichten – sondern nur ein Stimmungsbild. Ein Neubau böte die Chance, schlicht geschrieben, die Oper zu drehen. Also Bühne an der Heinrich-Heine-Allee und der Publikumsraum – heute: 1400 Plätze – zum Hofgarten hin auszurichten. Von den immensen Kosten – wenigstens ein dreistelliger Millionenbetrag – könnte sich die Stadt 50, vielleicht 60 Millionen Euro zurückholen, wenn über der Oper ein Hotel und/oder ein Wohnturm in die Höhe wachsen würde. OB Geisel fand die Idee charmant.
Der Baas greift ein
Da legte, im Schlusswort, Jonges Baas Wolfgang Rolshoven sein Veto ein. Ihn hatte Jan Hinnerk Meyer verschreckt mit der Vision, dann würde das neue Opernhaus so hoch wie das Drei-Scheiben-Haus vis-a-vis. Auch an den Land-Verbrauch auf Landskrone und im Hofgarten malte Rolshoven ein Fragezeichen. Sollen doch die Architekten diese Quadratur des Kreises lösen.
Interessant: OB Geisel klopfte zwischendurch der Opern-Geschäftsführerin auf die Finger. Nämlich, als die von einer Studiobühne im neuen Haus schwärmte: „Das ist hier kein Wünsch-Dir-was“, grollte Geisel und verwies darauf, dass es an zahlreichen Orten in Düsseldorf – Central, Tanzbühne, Neue Bibliothek – solche „kleinen Bühnen gäbe“: „Da wird es einem Operntenor doch zuzumuten sein, sich dorthin zu begeben.“ Opernchef Christoph Meyer wusste schon, warum er sich für diesen Abend krank gemeldet hatte.
Dennoch war der Termin gut und wichtig. Um seinen Standpunkt bei den Düsseldorfer Jonges abprüfen zu können, ohne unmittelbare Konsequenzen befürchten zu müssen.