Düsseldorf: „Aufstehen“ Bewegung demonstriert vor dem Rathaus
Gelb sind die meisten, Orange, Rot oder Weiß – manche. Deutlich bunter bewestet als beim großen Vorbild in Frankreich startete die „Aufstehen“-Bewegung am Samstag (16.2.) vor dem Düsseldorfer Rathaus. Zu einer ersten Demonstration kamen rund 150 Teilnehmer – der Veranstalter nannte als Teilnehmerzahl 350. Sie eint die Ablehnung der Systemparteien, des Kapitalismus, der Eliten. Zeitgleich wollte am Samstag die von Sarah Wagenknecht, Die Linken, initiierte Bewegung in allen deutschen Landeshauptstädten für ihre Sache auf die Straße gehen.
Vorbild sind die Gelbwesten aus Frankreich.
Mindestlohn, Grundsicherung/Hartz IV, Rente – sollen rauf. Mieten, Waffenexporte, der deutsche Nato-Beitrag sollen runter. Einer der Teilnehmer hatte eine Schere auf sein Transparent gemalt und die dann durchgestrichen. Will heißen: Es braucht mehr soziale Gerechtigkeit. Das Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich dürfe nicht so weitergehen. Da nirgends ein Preisschild der Gegenfinanzierung draufklebt, fällt die begeisterte Zustimmung leicht. Im Zweifel sind es die Reichen, die über höhere Steuern zur Kasse gebeten werden sollen. Dass sich dies nun auch die SPD wieder auf die rote Parteifahne schreibt, ruft nur den Hohn der Anwesenden hervor. Mit dieser Partei sind sie fertig – spätestens seit den Schröder-Reformen und Hartz IV.
Wer den Arm hebt, darf sprechen.
Dass ein breites Spektrum an Standpunkten und Meinungen auf dem Rathausvorplatz zusammenkommt, ist von den Initiatoren von „Aufstehen“ gewollt. Da war eine Kollegin aus dem NRW-Landesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW, ebenso auf dem Rathausvorplatz wie eine Frau, die auf Nachfrage sagte, natürlich sei sie mit den Patrioten NRW gegen den UN-Migrationspakt auf die Straße gegangen. Aus welcher Richtung der Protestwind weht, zeigt so eine gelbe Weste eben nicht an. So ist das mit Volksbewegungen, die gerade entstehen.
Eines der großen Ziele lautet: mehr soziale Gerechtigkeit.
Über das Megaphon reden durfte jeder, der den Arm hob. An Tischen konnten Rote Karten für die Herrschenden ausgefüllt und Ärger und Wut in Videobotschaften kanalisiert werden. In Düsseldorf sollen sich bislang rund 100 Personen bei „Aufstehen“ auf die Liste gesetzt haben. Zu den zweiwöchigen Treffen, jeweils mittwochs im Intercity Hotel Düsseldorf, kämen jeweils 50 bis 70 Gäste, hieß es auf Nachfrage. Seinen Namen mochte der Anmelder nicht nennen: „Wir sind ja mehrere Organisatoren.“
#aufstehn (aus Österreich) gegen Aufstehen (aus Deutschland)
Die Bürgerbewegung #aufstehn aus Österreich will mit Sahra Wagenknechts linker Sammlungsbewegung Aufstehen nicht in einen Topf geworfen werden. Das österreichische #aufstehn mit rund 100.000 Unterstützern sieht sich als ein breiter Zusammenschluss von Nicht-Regierungs-Organisationen, Flüchtlingsinitiativen, politischen Organisationen sowie engagierten Persönlichkeiten. Man stehe auf für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus und Faschismus.
Die deutsche Sammlungsbewegung „Aufstehen“, die ausdrücklich keine Partei sein will: „Wir streiten für sichere Arbeitsplätze, höhere Löhne, gute Renten & Pflege, einen Sozialstaat, der vor Abstieg schützt und nicht jedes Lebensrisiko dem Einzelnen allein aufbürdet, für Top-Bildung von der Kita bis zur Universität, bezahlbare Mieten, gerechte Steuern statt Politik für Super-Reiche, Banken und Konzerne, den Erhalt des bedrohten Planeten, den Schutz von Wasser, Luft, Böden, Tieren und Artenvielfalt, für Abrüstung, echte Friedensdiplomatie und Entspannungspolitik, gegen Stellvertreterkriege, Waffenexporte, die Ausplünderung der benachteiligten Länder, die die eigentlichen Fluchtursachen sind. Wir stehen auf gegen Fremdenhass sowie für echte Demokratie ohne Übermacht der Banken, Konzerne und Lobbyisten. Wir wollen neue Mehrheiten in Deutschland und Europa!“ (Quelle: Webseite von „Aufstehen“)