Düsseldorf/Damaskus: Nach drei Jahren wieder vereint – Geschwisterpaar darf endlich zur Mutter
Nach drei Jahren ohne ihre Kinder erschienen Rajaa Kabtoul die 30 Minuten zwischen Landung des Flugzeugs in Düsseldorf und dem Moment, als sie ihre Kinder in die Arme schließen konnte endlos. Eman und Momen lebten ohne sie in Damaskus und durften am Freitag (14.12.) endlich zu ihr reisen. Die Mutter hatte Ehemann und Kinder im Dezember 2015 in Syrien zurückgelassen, um nach ihrer Flucht in ein sicheres Land die Familie nachzuholen. Doch ihr Mann wurde im Oktober 2016 bei einem Bombenangriff getötet, die Tochter schwer verletzt. Seitdem bangte sie um das Leben ihrer Kinder.
So hatte Rajaa ihre Kinder in Damaskus zurückgelassen, Eman war damals 7 Jahre alt, ihr Bruder Momen 8 Jahre, Foto: privat
Seit ihrer Ankunft in Düsseldorf, im Januar 2016, kreisten die Gedanken von Rajaa Kabtoul den ganzen Tag darum, ob es ihren Kindern gut geht, ob sie noch leben. Weil ihr Mann als Regierungsgegner galt war, hat die 33-Jährige zum Jahresende 2015 die Flucht aus Syrien alleine angetreten. Die Tochter Eman (jetzt 10 Jahre) und der Sohn Momen (jetzt 11 Jahre) blieben mit dem Vater in Damaskus zurück. Sie sollten nachreisen, wenn Rajaa es in ein sicheres Land geschafft hatte. Die Syrerin hatte Glück, ihre Flucht verlief halbwegs zügig und trotz des Weges über das Meer im Schlauchboot, gelangte sie Anfang 2016 nach Deutschland.
Anfang 2018 erzählte Rajaa report-D ihre verzweifelte Geschichte und zeigt das Bild ihrer verletzten Tochter
Der Asylantrag wurde gestellt, im August 2016 erfolgte die Anhörung und schließlich der Bescheid: Subsidiärer Schutzstatus. Doch ohne Recht auf Familiennachzug. Im Oktober 2016 dann die schreckliche Nachricht aus der Heimat. Ihr Mann war bei einem Granatenangriff ums Leben gekommen, die Tochter erlitt schwerste Brandverletzungen an den Beinen. Rajaa reichte Klage gegen ihren Asylbescheid ein, um wenigstens jetzt die Kinder zu sich holen zu können. Ohne Erfolg. Der nach Ägypten geflohene Opa kehrte zurück nach Damaskus und kümmerte sich um die beiden Kinder. Sie lebten mittellos in Ruinen, ohne Strom, Wasser nur einmal in der Woche und immer wieder Bombenanschläge. Dann wurde der Opa krank und ein Onkel sprang ein, der hatte aber selber Mühe seine Familie zu versorgen.
Parallel versuchte Rajaa in Deutschland die Ausreise ihrer Kinder zu erreichen. Doch es dauerte bis Herbst 2018, bis durch STAY!, zahlreiche Unterstützer und Fürsprecher endlich die Genehmigung für die Ausreise der Kinder vorlag. Doch dafür mussten die Kinder ins 120 Kilometer entfernte Beirut reisen, durch zahlreiche Checkpoints und stets in der Gefahr, dass Papiere doch nicht anerkannt werden oder im letzten Moment noch etwas passiert.
Die Wartezeit hat ein Ende und die Maschine im Landeanflug auf Düsseldorf
Doch es ging alles gut und am Freitagmorgen um 7 Uhr, nach endlosen Minuten des Wartens, kam das Geschwisterpaar durch den Ausgang 6 des Düsseldorfer Flughafens und Rajaa konnte ihre Kinder endlich in die Arme schließen. Gemeinsam ging die Fahrt anschließend nach Duisburg, wo die Familie in einer kleinen Wohnung leben wird. Die Mutter hat schon alles für die Ankunft der Kinder vorbereitet, Geschenke gekauft und gefühlt seit drei Tagen vor Aufregung nicht mehr geschlafen. Eman und Momen werden bald zur Schule gehen und hoffentlich das Trauma der vergangenen drei Jahre verarbeiten können.
(v.l.) Oliver Ongaro und Haitham Khalil von STAY halfen Rajaa und erreichten schließlich die Familienzusammenführung