Düsseldorf: Heine-Preis 2018 für Leoluca Orlando
Einige Tage vor Heinrich Heines Geburtstag, der sich am 13. Dezember jährt, wurde am Samstag (1.12.) der Heine Preis Stadt Düsseldorf an Leoluca Orlando verliehen. Der Bürgermeister von Düsseldorfs Partnerstadt Palermo wurde in einem Festakt im Rathaus mit dem Literatur- und Persönlichkeitspreis geehrt.
Beim Besuch im Heine-Institut (v. l.) Andrea Cusumano, Kulturdezernent Palermos, Prof. Dr. Leoluca Orlando, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Oberbürgermeister Thomas Geisel und Dr. Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heinrich-Heine-Instituts
Düsseldorf vergibt in jedem Jahr den Heine Preis an Persönlichkeiten, die sich im Sinne Heinrich Heines für sozialen, politischen oder völkerverbindenden Fortschritt und Zusammenhalt einsetzen. Der Preisträger 2018 ist der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando.Oberbürgermeister Thomas Geisel nahm die Ehrung vor. Die Laudatio wurde von Regisseur Wim Wenders vorgetragen, dessen Film "Palermo Shooting" hauptsächlich in Palermo und Düsseldorf gedreht wurde.
Leoluca Orlando betonte, wie lange Palermo gebraucht hat, um eine kulturelle Änderung zu erreichen
Der Geehrte betonte, den Preis nicht nur als Person, sondern auch für seine Stadt annehmen zu wollen. Es habe viel Zeit in Anspruch genommen, Palermo und seine Bewohner kulturell zu verändern. "Palermo: noch bis in die 80er-Jahre Hauptstadt der Mafia – und Palermo heute: Kulturhauptstadt Italiens 2018, Sitz der Wanderausstellung ‘Manifesta 12’, eine Stadt unter den 5 ersten touristischen Städten Italiens, eingetragen im UNESCO-Kulturerbe auf Grund ihrer Geschichte und ihrer arabisch-normannischen Gegenwart, Palermo, internationaler Bezugspunkt für die Willkommenskultur," erklärte Bürgermeister Leoluca Orlando. Jeder Mensch, der nach Palermo komme, werde wie ein Palermitaner behandelt, unabhängig von seiner Herkunft und von seinem Bildungsstand. Diese besondere Art der Willkommenskultur hat auch die Düsseldorfer begeistert. Im März 2016 wurde der Städtepartnerschaftsvertrag mit der Stadt Düsseldorf besiegelt.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Umso mehr freut es mich, dass Leoluca Orlando heute diesen Preis erhält. Das stärkt auch die Verbindungen zwischen Palermo und Düsseldorf. Vor allem aber ehren wir Leoluca Orlando als außergewöhnliche Persönlichkeit, als außerordentlich engagierten, furchtlosen Menschen. Sein Kampf gegen die Mafia, sein Einsatz für ein lebenswertes Palermo und für Flüchtlinge beeindruckt tief."
Wim Wenders hielt die Laudatio auf den Preisträger, Foto: Stadt Düsseldorf, David Young
Die Heine-Preis-Jury entschied sich für Leoluca Orlando mit der Begründung: "Der Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf 2018 wird an Leoluca Orlando, den Bürgermeister von Palermo, verliehen. Leoluca Orlandos Einsatz bei der Aufnahme von Flüchtlingen an der Schnittstelle zwischen Afrika und Europa ist vorbildlich – ganz im Sinne der Grundrechte des Menschen und der Statuten des Heine-Preises. Mutig und konsequent hat Leoluca Orlando den Kampf gegen die Mafia geführt und damit seiner Heimatstadt Palermo erfolgreich das demokratische Selbstbewusstsein zurückgegeben. Nicht zuletzt dank Leoluca Orlando ist Palermo in diesem Jahr zur ‘Italienischen Kulturhauptstadt’ erklärt worden."
Den Heine-Preis verleiht die Stadt Düsseldorf seit 1972, er ist mit 50.000 Euro dotiert.
Leoluca Orlando
Der italienische Jurist und Politiker Prof. Dr. Leoluca Orlando ist Bürgermeister von Palermo. Erkämpft gegen die Mafia und ist international anerkannter Experte für Bandenkriminalität.
Er wurde am 1. August 1947 in Palermo geboren und wuchs mit sechs Geschwistern auf. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er als Anwalt und als Berater für die Mittelmeerländer in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Nach seinen politischen Anfänger 1975 in der Democrazia Cristiana (DC), saß Orlando ab 1980 im Stadtrat von Palermo und wurde 1985 zum Bürgermeister gewählt. Seine Amtszeit nutzte er für den konsequenten Kampf gegen die Mafia. 1991 wurde er ins sizilianische Regierungsparlament gewählt. 1993 kandidierte Orlando bei den ersten direkten Bürgermeisterwahlen Italiens erneut in Palermo und setzte sich durch. Von 1994 bis 1999 saß er im Europaparlament, und wurde 1997 als Bürgermeister Palermos bestätigt.
1999 gründete Leoluca Orlando das "Institut für die Wiedergeburt Siziliens". Die Kulturstiftung hatte das Ziel, das zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Seine Bemühungen zeigten Wirkung und Palermo wurde zu einer der sichersten Städte Italiens. Die Zahl der Tötungsdelikte sank und im Dezember 2000 wurde in Palermo die UNO-Konvention gegen das organisierte Verbrechen verabschiedet.
In der "Charta von Palermo 2015" forderte Leoluca Orlando unter anderem von der EU, die Einrichtung eines humanitären Korridors für Flüchtlinge von Libyen nach Europa. 2016 stellt Leoluca Orlando eine App vor, in der Straßen und Plätze in Palermo vorgestellt werden, wo die Mafia mordete und die Geschichte der Opfer wird erzählt.
Orlando veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, Essays, Chansons, Drehbücher, Erzählungen und trat auch selbst als Schauspieler auf.
Bisherige Preisträger des Heine-Preises
Carl Zuckmayer (1972), Pierre Bertaux (1975), Sebastian Haffner (1978), Walter Jens (1981), Carl Friedrich von Weizsäcker (1983), Günter Kunert (1985), Marion Gräfin Dönhoff (1988), Max Frisch (1989), Richard von Weizsäcker (1991), Wolf Biermann (1993), Wladyslaw Bartoszewski (1996), Hans Magnus Enzensberger (1998), W.G. Sebald (2000), Elfriede Jelinek (2002), Robert Gernhardt (2004), Amos Oz (2008), Simone Veil (2010), Jürgen Habermas (2012), Alexander Kluge (2014) und A. L. Kennedy (2016).