In Düsseldorf gewinnt Friedrich Merz die CDU-Herzen – Jens Spahn hat einen starken Auftritt
Die CDU hat ein Problem: Eigentlich bräuchte sie Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), Friedrich Merz und Jens Spahn als Trio, um alle Nuancen einer konservativen, aber zugleich offenen Volkspartei abbilden zu können. Doch es kann nur einen geben – als Parteivorsitzenden. Am Tag sechs der acht CDU-Regionalkonferenzen trat das schwarze Dreigestirn am Mittwochabend vor rund 3800 Parteimitgliedern beim größten CDU-Landesverband NRW in Düsseldorf an. NRW stellt ein Drittel der Parteitagsdelegierten, die am 7. und 8. Dezember in Hamburg über ihren neuen Parteivorsitz entscheiden. Sieger nach gehörtem Applaus war am Ende Friedrich Merz – aber dessen Fans waren bislang immer am lautesten. Stark trat Jens Spahn auf. Wer AKK nun abschreibt, ist voreilig.
Der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek bewertete im Gespräch mit report-D die Regionalkonferenz so:
Schmucklose Halle
Die eigentlichen Stars an diesem nisseligen, kalten Novemberabend sind die, die sich gegen alle Widrigkeiten und über Stunden in die Halle neun der Düsseldorfer Messe vorkämpfen. Leidgeprüft und im Schritttempo durch den NRW-Stau, geschröpft von einer geldgierigen Düsseldorfer Messe, die für einen schlammigen Parkplatz gnadenlos sechs Euro abkassiert. Und die dann in einer schmucklosen Messehalle auf harten Stühlen ihren Kandidaten lauschen.
Wirtschaftsanwalt Friedrich Merz bekam bei der CDU-Regionalkonferenz in Düsseldorf den meisten Applaus.
.Wirtschaftsanwalt und Multiaufsichtsrat Friedrich Merz hat hier ein Heimspiel. Er setzt die Ausrufezeichen. Merz versichert, er werde gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel dafür sorgen, dass die große Koalition in Berlin gut arbeitet. Kurz zuvor hat er der aktuellen CDU-Spitze eine derbe Kopfnuss verpasst: Man müsse nicht alle Positionen der SPD übernehmen. Den stärksten Beifall heimst Merz für die Forderung ein, der Mittelstand als „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ müssen von Bürokratie entlastet, gefördert und wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik gerückt werden.
Annegret Kramp-Karrenbauer betonte ihre Regierungserfahrung.
Annegret Kramp-Karrenbauer erinnert zu Beginn ihrer Redezeit an den Erfolg von Armin Laschet bei der bislang letzten Landtagswahl in NRW. Vor einem Jahr sei man in Düsseldorf gewesen, um Laschet im Wahlkampf gegen die unselige rot-grüne Koalition in NRW zu unterstützen. Die Umfragen sahen schlecht aus. Aber Laschet habe die Stimmung gedreht. AKK kritisiert die Geburt gentechnisch manipulierte Zwillinge in China – da spiele der Mensch Gott. Und etwas später gesteht sie ihr Misstrauen gegen China, das völlig andere Werte verfolge und eine offene Gesellschaft nach westlichem Vorbild ablehne: „Ab wir chinesischen Firmen Zugang zu unseren Funkmasten im neuen G5-Netz geben sollen, weiß ich ehrlich gesagt nicht.“ Kramp-Karrenbauer betont ihre Erfahrung in politischen Ämtern und auf der CDU-Bundesebene.
Jens Spahn trat kämpferisch in Düsseldorf in auf.
Jens Spahn tritt nach dem Motto an: Ich habe scheinbar keine Chance – also nutze ich sie. Als einziger klebt er nicht am Podium, sondern spaziert frei mit einem Handmikro über die Bühne. Er fordert einen „positiven Patriotismus“ von der CDU: „Nicht den, der ausgrenzt, sondern den, der alle einlädt, die zum Erfolg des Landes beitragen wollen.“ Als einziger der drei bedauert er das Ende der Hannoveraner Computermesse Cebit– dies sei ein schlechtes Zeichen für den Technologiestandort Deutschland. Als einziger widmet sich Spahn intensiv der Migration – denn die sei ein „Zukunftsthema“. Spahn fordert eine deutlich schärfere Absicherung der EU-Außengrenzen und Einwanderungskontrollen bereits dort.
Bei den Fragen der Zuhörer haben diejenigen nach dem Islam, nach Zuwanderung und dem UN-Migrationspakt einen starken Stellenwert. Allen drei Kandidaten gelingt der Spagat zwischen harten konservativen Positionen und dem Ansatz, dass Deutschland international Präsenz zeigen und Vorbild sein müsse. Fast drei Stunden lang werden alle Bereiche der Politik erfragt. Häufig unterscheiden sich die Kandidaten nur in Nuancen.
Friedrich Merz (3.v.r.) mit Ehefrau auf dem Weg aus der Düsseldorfer Messehalle hinaus.
Dann ist auch dieser Termin vorbei. Kramp-Karrenbauer und Spahn sind rasch verschwunden. Friedrich Merz braucht in Düsseldorf lange, bis er alle Hände gedrückt, Selfie-Wünsche erfüllt und Fans begrüßt hat. Zusammen mit seiner Frau verlässt er den Saal. Als Sieger des Abends.