Düsseldorf: Kulturschaffende contra Rechtspopulismus
Ihr Symbol ist die goldenen Rettungsdecke. Doch damit soll keinem Unfallopfer geholfen werden, sondern der Gesellschaft. Die Kunst- und Kultureinrichtungen in NRW, ihre Interessenverbände, freie Künstler und Kunstschaffende haben sich in der Bewegung „die Vielen“ zusammengetan. Ihr Ziel ist es, sich gegen rechten Populismus zu engagieren.
Die Erklärung "Der Vielen" wurde im Foyer des Schauspielhauses vorgestellt
Im Foyer der Düsseldorfer Schauspielhauses wurde am Freitag (9.11.) bei einer Versammlung zahlreicher Kunstschaffender die „NRW.Erklärung der Vielen“ vorgelesen. Darin erklären die derzeit rund 140 Unterzeichner ihr Ziel, sich gemeinsam zivilgesellschaftlich gegen rechtspopulistische und völkisch-nationale Strömungen zu engagieren. Es soll ein gesellschaftspolitisches Signal gesetzt werden.
Wilfried Schulz betonte, Kunst und Theater seien Spezialisten für Empathie und das ginge in der Gesellschaft verloren
Schauspielhausgeneralintendant Wilfried Schulz sah bei seiner Wirkungsstätte und der Gesellschaft eine Parallele: beides seien Baustellen.
Denn in der Gesellschaft bildeten sich immer deutlichere Tendenzen Menschen zu verfolgen und zu diskriminieren. Die Stärke des Theaters und der Kunst sei es, in der Gesellschaft Zeichen zu setzen und dies wolle man mit der Erklärung erreichen. Gemeinsam setze man sich für Vielfalt, Diversität und Gendergerechtigkeit ein und biete den gesellschaftlichen Diskurs an. Kunst und Theater müsste auf der Seite der Opfer und Verfolgten stehen und Vorbild für demokratischen Kontext sein, erklärte Schulz. Seine Zeit in Dresden habe ihn gelehrt, achtsam zu sein. „Wir müssen daran glauben, dass wir viele sind, dann werden wir es auch sein“, ist er sich sicher und begrüßt die Initiative, die am 9. November zeitgleich in Berlin, Dresden, Hamburg und Düsseldorf vorgestellt wurde.
Das Podium
Mit ihm auf dem Podium hatten stellvertretend für die Unterzeichner*innen Dr. Söke Dinkla (Direktorin Lehmbruck Museum Duisburg), Matthias Frense (Künstlerische Leitung / Geschäftsführung Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim), Bettina Masuch (Intendantin Tanzhaus NRW), Wenke Seidel (Vorsitzende der LAG Soziokultureller Zentren NRW) und Mirjam Schmuck (Freie Künstlerin, kainkollektiv) Platz genommen. Über 80 Vertreter*innen der Kulturszene Nordrhein-Westfalens kamen dazu nach Düsseldorf.
Für Söke Dinkla ist es wichtig, nun in den öffentlichen und politischen Raum zu treten, da Aggressivität, Intoleranz und Ausgrenzung allgegenwärtig seien. Die Angst, die Geschichte würde sich wiederholen, schwinge mit und daher seien Kunst und Kultur aufgerufen, ihre „Sattheit und Selbstzufriedenheit“ aufzugeben und die Stimme zu erheben.
Mirjam Schmuck hat die Bewegung "der Vielen" aus Berlin von Anfang an begleitet und begrüßt das bundesweite Engagement
Bettina Masuch und Mirjam Schmuck berichteten von Beispielen, wie ihre Künstler im Alltag diskriminiert werden. Visa für die ausländischen Künstler seien schwer zu bekommen, Abonnenten hätten wegen farbiger Darsteller auf der Bühne gekündigt und rechte Parteien versuchten Fördermittel für die frei Szene streichen zu lassen, weil damit ausländische Künstler gefördert würden. Ein unvoreingenommenes Miteinander im öffentlichen Raum sei kaum noch möglich und und Kunst müsse das vermitteln können, erklärte Bettina Masuch. Matthias Frense sieht eine Chance in der neu formierten Initiative. Ziel sei transkulturell zu werden, aber der Weg dahin sei noch lang.
Die Vielen
Die Erklärung der Vielen ist eine bundesweite Kampagne, die am 9. November 2018 startete und sich in Aktionen, Veranstaltungen und Diskussionen artikulieren möchte. Ziel ist es, Netzwerke zu bilden und sich gemeinsam gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung und für eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft einzusetzen.
Mehr als 140 Kulturinstitutionen, Verbände, Organisationen sowie freie Kunst- und Kulturschaffende haben bisher die NRW-Erklärung der Vielen gezeichnet. Die Liste ist offen und es ist ausdrücklich gewünscht, dass sich möglichst viele weitere Unterzeichner*innen eintragen. Bitte per Mail unter nrw.erklaerung@dievielen.de . Weitere Informationen unter www.dievielen.de