Düsseldorf #seebrücke: Ein Schlauchboot auf der Kö macht Passanten nachdenklich
Seebrücke – dritter Akt: Nach der großen Solidaritätskundgebung quer durch Düsseldorf und der Aktion „Sicherer Hafen“ (report-d berichtete) standen am Samstag (1.9.) am Düsseldorfer Corneliusplatz mehr als ein Dutzend Menschen in Schwimmwesten dichtgedrängt in einem orangen Schlauchboot. Viele Passanten blieben stehen und schauten erstaunt auf das übervolle Boot. Sie erfuhren: So, nämlich tagelang stehend, überqueren Flüchtende das Mittelmeer.
„Aktion Seebrücke – Ein Schlauchboot auf der Kö“ vermittelte den Passanten eindrücklich, was die perfide Überschrift in der Zeit („Oder soll man es lassen?“) tatsächlich bedeutet: Die Hände Hilfesuchender nicht zu ergreifende und sie – quasi als erzieherische Maßnahme – absaufen zu lassen. Soweit ist Europa schon, dass Seenotretter kriminalisiert und von Politikern als Flüchtlingshelfer und „Shuttleservice“ verhöhnt zu werden. nach Angaben der Initiative ertranken allein im Juli mehr als 600 Menschen im Mittelmeer, wie hoch die Dunkelziffer ist, bleibt ungewiss.
Zunächst zugestellt: Der Platz, auf dem die #seebrücke ihr Schlauchboot aufblasen und protestieren wollte.
Dabei hatte Düsseldorf zu Beginn des Demonstrationstages selbst keinen Platz für das Flüchtlingsboot. Dem Vernehmen nach hatte die Polizei die Seebrücke-Demo genehmigt, das Ordnungsamt dem Aufbauteam des Kö-Laufs gestattet, am Rand der Kö Mülltonnen und Absperrgitter zu deponieren. Letztere mussten auf Geheiß der Polizei erst einmal weggeräumt werden.
Breites Bündnis für Menschlichkeit
Die Aktion wurde unter anderem vom Flüchtlingsrat Düsseldorf, von Düsseldorf stellt sich quer, von "Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf", den Grünen und der SPD unterstützt. In einem breiten Bündnis machten sie deutlich, wie unmenschlich es ist, die Hilfe im Mittelmeer einzustellen. Größtenteils bekamen die Düsseldorfer #seebrücke Zustimmung für ihr öffentliche Mahnung. Einige Passanten gingen die Demonstranten aber auch aggressiv an. Ein Motorradfahrer drohte lautstark, er werde gleich mit seinen Freunden wiederkommen – und dann würde „man schon sehen“.
Sitzt aus Sicht der #seebrücke allein im Boot und imitiert die AFD: Bundesinnenminister Horst Seehofer.
Davon ließen sich die Teilnehmer aber nicht beirren und verteilten Flugblätter, erinnerten daran, dass Abdirashid Hussein in just solch einem Schlauchboot stehend, ohne Sonnenschutz und Nahrung 21 Tage auf dem Mittelmeer umhergetrieben war – bis private Retter ihn und die weiteren Geflüchteten aus seinem Boot an Bord nahmen.