Schwarm-Radeln in Düsseldorf – Critical Mass erobert für zwei Stunden die Straßen
Dass die Stadt Düsseldorf für Fahrradfahrer attraktiv werden möchte, halten viele Teilnehmer der Critical Mass für gut. Doch der Fortschritt geht langsam und vielen nicht weit genug. Daher genießen sie an jedem zweiten Freitag im Monat das Gefühl der Freiheit, als geschlossener Verband über die Düsseldorfer Straßen zu rollen.
Spontanes Treffen am Fürstenplatz
Der Fürstenplatz ist Startpunkt für die Critical Mass (CM). Am Freitagabend (10.8.) trafen sich rund 150 Radfahrer für ihre gemeinsame Tour. Einen Anführer gibt es nicht, doch irgendwie bahnt sich die Gruppe zielgerichtet ihren Weg. Allerdings mussten sie bei ihrer Tour am Freitag die Erfahrung machen, dass auch Radfahrer im Stau feststecken können. Denn die CM wollte eigentlich über die Kopernikusstraße und den Südring Richtung Rhein fahren, doch durch die Baustelle staute sich der Verkehr und so bog die Gruppe kurzerhand in eine Seitenstraße ab.
Bei Stau geht es auch für die CM nicht weiter
Für das sichere Geleit der Gruppe sorgen spontan einige Teilnehmer, die an Kreuzungen den Verkehr der Seitenstraßen im Auge behalten. Da die CM als geschlossener Verband fährt, dürfen sie nach Paragraphen 27 der Straßenverkehrszulassungsordnung nebeneinander fahren und so viel Platz auf der Straße belegen wie nötig. Im Zweifel müssen sich Autofahrer hinter dem radelnden Verband einordnen und auf eine Überholmöglichkeit warten. Sofern der erste an einer Kreuzung bei Grün über die Ampel gefahren ist, darf auch der letzte im Verband durchziehen und muss nicht abreißen lassen. Auch wenn ihm die Ampel schon längst Rot zeigen sollte. Die Autofahrer müssen warten, bis der letzte aus dem Verband vorüber ist.
Das verstehen nicht alle Autofahrer und auch Fußgänger versuchen immer wieder, den Verband zu durchqueren. Von den Radfahrern wird dies spontan mit Klingelei quittiert.
Manchmal ist auch die Polizei nicht sicher, wie die Situation beurteilt werden muss. So kam es bei der CM im Juli zu einen Zwischenfall mit Einsatzkräften der Polizei. Daraufhin folgten Einladungen an den Polizeipräsidenten und an den Oberbürgermeister, sich der Augustfahrt anzuschließen. Am vergangenen Freitag kam keiner von beiden der Einladung nach.
Rund zwei Stunden radelten die Teilnehmer kreuz und quer durch die Innenstadt, querten die Kö, ließen das Polizeipräsidium links liegen und umrundeten wie immer die Fahradzählstation am Rheinufer.
Doch diesmal werden die meisten Teilnehmer sich nicht erst am 14. September zur nächsten CM wiedertreffen. Denn bereits am 31. August gibt es eine Aktion, die vielen am Herzen liegt. Für ein lebenswertes Düsseldorf treffen sich um 17 Uhr Freunde und Befürworter des „Aktionsbündnis Saubere Luft für Düsseldorf – Verkehrswende jetzt“ auf der Corneliusstraße in Höhe des Messcontainers (zwischen Fürstenwall und Kirchfeldstraße). Sie wollen den Forderungen nach sauberer Luft und einem wirksamen Luftreinhalteplan Nachdruck verleihen und die Politik zum schnellen Handeln auffordern. Weitere Information finden sie hier
Critical Mass in 40 Städten
In Hamburg, Köln, Berlin und 40 weiteren deutschen Städten gibt es ähnliche Critical Mass Termine. Manchen der Beteiligten geht es darum, auf diese Weise zu zeigen, wie viel Platz Radfahrern eigentlich zusteht. Schließlich trägt das Fahrrad 20 Prozent aller innerstädtischen Bewegungen, soll sich aber mit gerade mal 3 Prozent des Straßenraums zufrieden geben. Der Kampf gegen alle anderen Verkehrsteilnehmer – der will erst noch gewonnen werden. Die Critical Mass hilft den Radfahrern in Düsseldorf – auf dem Weg dorthin.
Der nächste spontane, ungeplante Termin: Freitag, 14. September 2018 , 19 Uhr, Helmholtzstraße/Ecke Fürstenplatz.