Streik am Düsseldorfer Universitätsklinikum: Mitarbeiter fordern mehr Personal – nicht mehr Geld
Nach einigen Warnstreiktagen startete am Dienstagmorgen (3.7.) ein unbefristeter Streik an der Uniklinik Düsseldorf. Über 300 Beschäftigte versammelten sich am Morgen vor dem Eingang Moorenstraße und zogen mit Plakaten, Pfiffen und Rufen durch das Gelände. Vorerst bis Freitag legen sie die Arbeit nieder. Denn am Wochenende sei auf den Stationen sowie Sparbesetzung, betont die Gewerkschaft ver.di – da werde man zum Wohl der Patienten nicht streiken.
Vor dem Eingang Moorenstraße trafen sich die Streikenden
Manche erstaunten Gesichter gab es am Dienstagmorgen, als die Demonstranten sich vor dem Eingang der Uniklinik versammelten. Der reflexartige Kommentar einiger Passanten, die Beschäftigten sollten lieber arbeiten als zu streiken, verwandelte sich bei denen, die sich kurz Zeit nahmen, den Argumenten zuzuhören schnell in Verständnis. Denn bei dem Streik geht es nicht um die Aufstockung des Gehalts. Viele Mitarbeiter – die Quote liegt bei rund 40 Prozent, gehen freiwillig in Teilzeit – verzichten auf mehr Geld, da sie die Belastung einer voller Stelle nicht ertragen können.
Mit einem Richtfest wurde das Streikzelt in Betrieb genommen
Die Beschäftigten gehen auf dem Zahnfleisch und sind empört darüber, dass die Klinikleitung dies offenbar nicht erkennen will. Überstunden sind an der Tagesordnung. Wer frei hat, geht privat kaum noch ans Telefon, denn ein Anruf der Klinik, weil Personal ausgefallen ist, gehört zur Normalität. Haben Stationen in einer Schicht eine normale Personalstärke, werden Kräfte abgezogen, um auf anderen Stationen auszuhelfen, wo Not an Mann/Frau ist. Für die Auszubildende fehlen die Praxisanleiter, die das Wissen und die praktische Anwendung vermitteln sollen.
Vielen Mitarbeitern reicht die Einstellung des Vorstands: 96 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigen sprachen sich in der vergangenen Woche in der Urabstimmung für eine unbefristeten Streik aus
Die Forderung der Gewerkschaft: Sich endlich an einen Tisch setzen und über konkrete Entlastung der Mitarbeiter verhandeln. Der Klinikvorstand hat dies bisher abgelehnt und argumentiert, dies müsse mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) ausgehandelt werden, der das UKD angeschlossen ist. Aus Sicht der Gewerkschaft sei dies nicht richtig, betont Niko Köbbe, ver.di-Gewerkschaftssekretär, denn das Thema Entlastung sei aktuell nicht Bestandteil des Tarifvertrages und damit könne der Klinikvorstand sehr wohl darüber verhandeln.
Ob es in dieser Woche zu Gesprächen zwischen Klinikleitung und den Streikenden kommt bleibt abzuwarten. Auch am Universitätsklinikum Essen streiken die Mitarbeiter für mehr Entlastung. Dort konnte mit der Gewerkschaft immerhin eine Notdienstvereinbarung mit der Klinikleitung erreicht werden. In Düsseldorf war die UKD-Leitung dazu nicht bereit.
Die Verhandlungen sind in der Sackgasse und es liegt nun bei der Klinkleitung Entgegenkommen zu zeigen
Kommentar: Investitionen in Personal sind ebenso wichtig wie neue Gebäude
Die Patienten werden in dieser Woche unter dem Streik leiden, denn es ist weniger Personal auf den Stationen und auch in der Klinikküche, in den Laboren und anderen Bereichen wird gestreikt. Aber vielleicht merken die Patienten auch kaum einen Unterschied, denn in der Notaufnahme kann es auch an normalen Arbeitstagen zu endloser Wartezeit kommen. Das Universitätsklinikum errichtet an vielen Standorten neue Gebäude und ist dort technisch auf dem neusten Stand. Darauf legt der Vorstand viel Wert. Dass die Mitarbeiter sich als „Maschinen“ zweiter Klasse fühlen ist verständlich, denn auf ihrem Rücken profiliert sich die Klinik. Die propagierte Entlastung durch zusätzliche Mitarbeiter und Änderung der Schichten ist bei den Beschäftigten nicht als solche angekommen. Offenbar ist das dem Vorstand egal, sonst würde er zum Wohl seines Personals und der Patienten endlich wieder die Kommunikation (= Verständigung durch die Verwendung von Zeichen und Sprache) starten.