Stadtsparkasse Düsseldorf: Wandel von der Hausbank zur Rausbank
Die Stadt-Sparkasse Düsseldorf zieht sich von den Privatkunden zurück, schaltet ganze Stadtteile von der Bargeldversorgung ab, plant aktuell die Entlassung von mehreren hundert Mitarbeitern und verweigert unter Hinweis auf die dafür notwendigen Rückstellungen in Millionenhöhe eine angemessene Auszahlung an die Stadt. Begleitet wird der Wandel von der Hausbank zur Rausbank von einer Kommunikation voller Nebelkerzen und Halbwahrheiten. Als Verwaltungsratschef wird Oberbürgermeister Thomas Geisel wenig an dem kunden- und mitarbeiterfeindlichen Kurs der einstigen Kleine-Leute-Bank ändern können. Nur: Schuld ist nicht er, sondern jahrelange Versäumnisse des Vorstandes der Stadtsparkasse Düsseldorf.
Beispiel: Geldautomaten
Das Landeskriminalamt Düsseldorf hat bis zu 200 Personen ausgemacht, die zur sogenannten „Audi-Bande“ gezählt werden. Um Geldautomaten zu sprengen, reisen sie meist aus den Niederlanden an. Das tun sie nicht, weil sie so gerne auf deutschen Autobahnen fahren, sagen Ermittler. Auch haben die niederländischen Banken ihre Geldautomaten nicht abgeschafft, sondern schlicht wesentlich besser gesichert als deutsche Banken. Vor gut zwei Jahren gab es eine entsprechende Vereinbarung unter zahlreichen niederländischen Banken. Gasdetektoren und Farbpatronen erschweren den Oranje-Panzerknackern daheim das Tun. Deshalb kommen sie, unter anderem, in die Region Düsseldorf.
Knapp 100.000 Euro pro Sprengung
Es lohnt sich. Als Anfang August das Kölner Landgericht Khalid T. und Karim C. für jeweils fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis schickte, war in dem Urteil von fünf gesprengten Geldautomaten und 470.000 Euro Beute die Rede. Macht im Schnitt knapp 100.000 Euro pro Sprengung; die Spitzensumme kam in Leverkusen-Opladen zusammen: 180.000 Euro aus einer Sparda-Filiale, Knall auf Fall.
Nachhilfe aus den Niederlanden
Bereits Anfang 2016 brachte das Landeskriminalamt NRW niederländische Experten und deutsche Banken zusammen – zu einer Art Nachhilfestunde. Passiert ist seither wenig. Aus der Verkaufsabteilung des amerikanischen Geldautomatenhersteller NCR, der sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland Geldautomaten vertreibt, heißt es: Deutsche Geldinstitute rüsteten nicht nach (2000 bis 3000 Euro pro Gerät), sondern bekämen Schäden durch Sprengungen von ihren Versicherungen ersetzt.
Vorbild: Heinsberg
Erst sparte sich die Stadt-Sparkasse Düsseldorf also das Geld für Nachrüstungen, dann nutzte das Institut die aktuelle Anschlagserie dazu, das ohnehin geplante Sparprogramm im Privatkundengeschäft zu beschleunigen. Nach 18 Filialen schloss sie von jetzt auf gleich zahlreiche Geldautomaten (report-D) berichtete. Begründung: Gefahr für Leib und Leben der Düsseldorfer! Die wesentlich kleinere Kreissparkasse Heinsberg (bei Aachen) hat bereits 2014 vorgemacht, wie man Sicherheit und Kundenfreundlichkeit zusammenbringt: Dort bleiben die Sparkassen-Foyers und Geldautomaten zwischen 0 und 5 Uhr nachts verrammelt. Das senkte die Zahl der Geldautomatensprengungen von vier im Jahr 2014 auf null.
Machtwort Geisel
Setzt den Crash-Kurs des Vorgängers fort: Stadtsparkassenchefin Karin-Brigitte Göbel.
Erst ein Machtwort von OB Geisel bei Stadtsparkassen-Chefin Karin-Brigitte Göbel führte dazu, dass wenigstens in Düsseldorf Knittkuhl und Düsseldorf Hellerhof die Geldautomaten wieder geöffnet wurden. Ein bescheidener Erfolg. Denn gleichzeitig lamentierte der Privatkundenvorstand der Stadt-Sparkasse Düsseldorf, in höchst unsicheren Gebieten müssten Geldautomaten dennoch geschlossen bleiben. Damit war offenbar auch die kreuzbrave Benrodestraße in Düsseldorf Benrath gemeint, wo die Stadtsparkasse zunächst die Filiale geschlossen hat und nun den ersatzweise montierten Geldautomaten vom Netz nahm. Proteste von Anwohnern und Händlern prallten wirkungslos von der Kasse ab.
Beispiel: Privatkundengeschäft
Nicht kuschelig: Privatkundenvorstand Dr. Michael Meyer muss sparen.
Die auf den Finanzsektor spezialisierten Unternehmensberater der zeb mit Sitz in Münster gehen davon aus, dass auch 2020 noch jeder vierte Bankkunde das Online- und Telefon-Banking ablehnen wird. Die aktuelle zeb-Privatkundenstudie 2017 rechnet zugleich mit rückläufigen Erträgen aus dem Privatkundengeschäft in Deutschland von minus 5,6 Milliarden Euro bis 2020. Statt beides in einem vernünftigen Maß zueinander zu bringen, hat sich der Privatvorstand der Stadt-Sparkasse Düsseldorf offenbar entschlossen, schmerzliche Einschnitte zu setzen.
Soviel kosten Kunden
Experten schätzen, dass eine Direktbank wie die ING-Diba mit Kosten pro Kunde von rund 100 Euro pro Jahr rechnen muss. Sparkassen und Volksbanken lägen demnach im Schnitt zwischen 300 und 450 Euro. Durch höhere Gebühren könnten Sparkassen diesen Nachteil gegenüber der volldigitalen Konkurrenz nicht ausgleichen. Also muss an Kunden und Mitarbeitern gespart werden.
Nächste Schließungen
Die Krux bei den von der Stadt-Sparkasse Düsseldorf nach Angaben von Verwaltungsrats-Mitgliedern geplanten Entlassungen im großen Stil: Bevor die Sparpotentiale wirken, kosten sie erst einmal viel Geld. Höhere Kosten schmälern den Gewinn und damit auch die Gewinnbeteiligung Düsseldorf. Aktuell wird die Filiale an der Kö und eine Verwaltungseinheit mit Sitz in Düsseldorf-Heerdt zur Disposition gestellt. Insgesamt geht es allein dabei um 270 Mitarbeiter.
Weitere Hiobsbotschaften der Stadtsparkasse Düsseldorf werden folgen.